Der geplante neue Albaufstieg der A8 soll in zehn Jahren fertig sein, kündigt der Verkehrsminister an. Ob das Geld dafür reicht, ist aber noch unklar.

Region: Corinna Meinke (com)

Kreis Göppingen - Bis 2025 soll der neue Albaufstieg der A 8 fertig sein. Dies kündigte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann bei einer Baustellenbesichtigung am vergangenen Samstag an, an der auch der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl teilnahm. Obwohl die auf 500 Millionen Euro taxierte Finanzierung des 8,3 Kilometer langen Abschnitts vom Bund noch nicht geklärt ist, ist das bis vor Kurzem ruhende Planungsverfahren bereits wieder aufgenommen worden. Bürgervertreter und Politiker aus der Region bekräftigten am Samstag ihren Willen zum Bau des Albaufstiegs, forderten aber erneut die Entlastung der betroffenen Anrainerkommunen während der Bauzeit. Zur sicherheitstechnischen Ertüchtigung der Strecke müssen bereits jetzt 15,2 Millionen Euro für die Arbeiten am Lämmerbuckeltunnel und an zwei Brücken bei Mühlhausen investiert werden.

 

„Umleitungskrieg“ war nicht Grund für den Besuch

„Nicht der Umleitungskrieg“, den die Bürgerinitiative Gegenverkehr in Gruibingen während der A 8-Vollsperrungen im Juni begonnen hatte, sei der Auslöser für das große Aufgebot von Mitarbeitern aus dem Verkehrsministerium und dem Regierungspräsidium, versicherte Winfried Hermann am Samstag. Vielmehr sei die Tour seit Monaten vorbereitet worden.

Der Minister und der Regierungspräsident sind sich einig, dass Planung und Bau des Jahrhundertprojekts A 8-Albaufstieg zügig vorangetrieben werden müssten. Hermann forderte erneut mehr kalkulierbare Bundesmittel für den Straßenbau im Land. Mindestens 200 Millionen Euro jährlich seien dafür notwendig. Ansonsten sei der Albaufstieg nicht zu finanzieren.

Die alte Trasse muss noch mindestens 10 Jahre halten

Da bis zur Fertigstellung rund zehn Jahre veranschlagt werden, muss die bestehende Trasse an mehreren Stellen ertüchtigt werden. Bereits begonnen hat die 3,5 Millionen Euro teure Modernisierung des fast 80 Jahre alten Lämmerbuckeltunnels, der in den kommenden Jahren zusätzlich mit Rettungsstollen versehen werden soll. Dafür sind weitere 4,7 Millionen Euro eingeplant. Auch die zwei durch Frost- und Tausalzeinwirkungen geschädigten Brücken bei der Anschlussstelle Mühlhausen müssen repariert werden. Dort rollen täglich 68 000 Fahrzeuge, 10 000 davon sind Lastwagen. Spätestens Anfang 2015 soll mit der Sanierung begonnen werden, die rund sieben Millionen Euro kostet. Die südlich gelegene der beiden Brücken wird komplett neu gebaut. Ist der Albaufstieg jemals vollendet, bleibt sie weiter im Einsatz. Damit entsteht zugleich ein bisher fehlender Einfädelungsstreifen.

Hermann: Autobahnpolizei hat Dienstpflicht verletzt

Nur wenige hundert Meter von der Anschlussstelle entfernt, war vor 14 Tagen der Umleitungsverkehr auf Gruibinger Markung erneut zum Erliegen gekommen, da das örtliche Bürgerbündnis gegen die Verkehrsbelastung während der A 8-Vollsperrungen die Ortsdurchfahrt blockiert hatte. Am selben Tag kam es auch an der Raststätte Gruibingen zu tumultartigen Szenen: Auf dem Rastplatz eingeschlossene Autofahrer öffneten eine Schranke und brachen über einen Schleichweg aus. Hermann kündigte jetzt an, diese Wege dicht zu machen. Das damalige Zusehen der Autobahnpolizei bezeichnete der Minister als Verletzung ihrer Dienstpflicht. In der vergangenen Woche hatte das Regierungspräsidium jedoch angekündigt auf zwei Vollsperrungen zu verzichten.

Halbseitige Sperrungen sollen entlasten

„Warum wird erst jetzt reagiert, muss es erst unseren Unmut geben?“, fragte die Göppinger CDU-Landtagsabgeordnete Nicole Razavi. Schmalzl und sein Vertreter in der neuen Göppinger Außenstelle, Einar Dittmann, versicherten jedoch, dass die Verkehrsbehinderungen künftig ausschließlich wegen eines anderen Bauablaufs minimiert werden könnten: Die geplanten Vollsperrungen werden in die verkehrsärmeren Abend- und Nachtstunden verlegt, tagsüber hingegen sollen halbseitige Straßensperren ausreichen.