Der Tech-Konzern Huawei baut für seine 25.000 Mitarbeiter nahe der Metropole Shenzhen einen großen Campus, der manch europäische Sehenswürdigkeit bereit hält. Zum Beispiel das Heidelberger Schloss – im Originalzustand.

Shenzhen - In der modernen Metropole Shenzhen, in der Provinz Guangdong im Südosten Chinas gelegen, gilt: Höher, weiter, schneller. Die Megacity mit rund zwölf Millionen Einwohnern hat den Status als Sonderwirtschaftszone und ist eine bedeutende Stadt für ausländische Investitionen. Sie gilt als eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt.

 

Nahe dieser City, in der die Elektronik- und die Telekommunikationsindustrie maßgeblich vertreten sind, halten nun historische Bauwerke Einzug. Zum Beispiel das Heidelberger Schloss. Im Originalzustand und in Originalgröße – gebaut hat es der Tech-Konzern Huawei. Doch nicht nur das Heidelberger Schloss, sondern auch weitere elf Sehenswürdigkeiten aus Europa sind auf dem Ox Horn Campus in Shenzhen zu sehen. Der Campus ist in vier Zonen eingeteilt, die wiederum in zwölf Blocks unterteilt sind. Jeder Bereich wurde in Anlehnung an eine europäische Stadt kreiert – zum Beispiel Paris, Verona, Freiburg, Granada.

Die einzelnen „Themenparks“ sind verbunden durch eine Bimmelbahn, die in Anlehnung an die schweizerische Bundesbahn designt wurde. Die Bahnstrecke ist 7,8 Kilometer lang und hat zwölf Stopps, alle zehn Minuten fahren die Züge. Es gibt laut Huawei keine Autostraßen auf dem zentralen Gelände, Mitarbeiter kommen zu Fuß oder mit kleinen elektrischen Bussen ans Ziel. 108 Gebäude sind momentan auf dem Campus gebaut.

Häuser für Mitarbeiter auf dem Campus

Huawei selbst schreibt in einer Mittelung, dass das neue Forschungszentrum künftig 25.000 Mitarbeiter beherbergen soll. Im September 2014 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, seit Juli 2018 seien die ersten Mitarbeiter auf dem Campus ansässig.

Zehn Milliarden Yuan, etwa 1,45 Milliarden Dollar, investierte Huawei nach eigenen Angaben in Konstruktion und Infrastruktur des Zentrums – dabei seien unter anderem auch Investitionen in die medizinischen Institutionen der nahegelegenen Industriestadt Dongguan geflossen.

Neue Häuser auf dem Campus sollen Mitarbeiter des Technik-Konzerns zu einem Umzug auf den Campus bewegen, da die Distanz zwischen Shenzhen und dem etwa 50 Kilometer von der Metropole etwas außerhalb gelegenen Forschungszentrums zum Pendeln zu weit sei. Nur Mitarbeiter könnten diese Häuser erwerben – auch der Zugang zum Campus soll nur Personal von Huawei gestattet sein. Familienmitglieder oder Partner können in Begleitung der Mitarbeiter Touren über den Campus machen.

Der TV-Sender CNBC hat ein Kurz-Video des Forschungszentrums von Huawei auf Youtube hochgeladen, das das Heidelberger Schloss zeigt:

Huawei will neues Umfeld für die Mitarbeiter schaffen

Doch warum der Aufwand? Huawei schreibt: „...moderne Mega-Cities in China wie Shenzhen sind mit Hochhäusern überladen – die Firma wollte ein komplett neues Umfeld für seine Mitarbeiter schaffen und sich auf den Kontrast und architektonische Vielfalt konzentrieren.“ Kreativität solle durch das Umfeld mit europäischem Flair gefördert werden, die enorm wichtig sei für das Forschungszentrum.

Der Clou an den Gebäuden: Sie sehen wie Wohnhäuser europäischer Städte aus, sind aber Bürogebäude mit Konferenzzimmern. Sogar das Heidelberger Schloss sei ein Büro mit administrativen Bereichen. Einkaufsläden, Cafés und Entspannungs-Ecken sollen den Mitarbeitern Leben und Arbeiten außerhalb der Metropole Shenzhen ermöglichen – ohne sich vom städtischen Leben isoliert zu fühlen.

Die Bildergalerie gibt weitere Einblicke in den neuen Entwicklungs-Campus von Huawei.