Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Robin Dutt als Sportdirektor vorgestellt. Der Nachfolger von Matthias Sammer ist auch deshalb engagiert worden, weil er sich mit Bundestrainer Joachim Löw gut versteht.

Stuttgart - Als an diesem Mittwochvormittag in den sonnendurchfluteten Räumen der Frankfurter Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gerade die ausgearbeiteten Verträge zur Unterzeichnung vorgelegt worden sind, da blühte in der Männerrunde mit Wolfgang Niersbach der Flachs. „Wir beim DFB können alles – außer Hochdeutsch“, sagte der DFB-Chef. Die Episode hat Niersbach mit einem Schmunzeln erzählt, schließlich ist dem Rheinländer nicht entgangen, dass in der sportlichen Leitungsebene längst der schwäbisch-badische Dialekt dominiert.

 

Mit der Verpflichtung von Robin Dutt als neuem Sportdirektor hält das durch den Bundestrainer Joachim Löw verbreitete Idiom eine weitere Stärkung, denn der mit einem vom 1. August an laufenden Vierjahresvertrag ausgestattete Fußballlehrer passt in die Riege von Assistent Hans-Joachim Flick, dem U-21-Trainer Rainer Adrion bis hin zum Chefausbilder Frank Wormuth – die alle mehr oder minder Löws Mundart sprechen. „Nehmen Sie das als Zufall“, fügte Niersbach rasch an, und Dutt brachte ein, „dass ich in Köln geboren, in Stuttgart aufgewachsen bin und mein Vater Inder ist – ich gehöre also überall hin“.

Dutts Inthronisierung stärkt den Bundestrainer

Zweifellos stärkt die Inthronisierung des am 1. April bei Bayer Leverkusen entlassenen Fußballlehrers Löws Position. Den Bundestrainer verband mit dem vor drei Wochen zum FC Bayern gewechselten Matthias Sammer eher eine Zweckgemeinschaft. „Der Matthias war hier positiv nervig“, sagte Niersbach im Rückblick, „die Bayern spüren das gerade.“

Schwer vorstellbar, dass der smarte Dutt als quengeliger Reibungspunkt taugt. Doch das Regulativ soll und will der neue Verantwortungsträger für sämtliche Jugendnationalmannschaften, die Talentförderung und auch die Trainerausbildung gar nicht geben. „Ich habe mit Joachim Löw viele Übereinkünfte und eine gemeinsame Wellenlänge entdeckt“, versicherte der 47-Jährige nach dem ersten Meinungsaustausch. Und: „Ich muss keine neuen Konzepte bringen, sondern die alten weiterführen.“ Als ihn der neue DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock angerufen hatte, habe ihn das ziemlich überrascht. „Okay, dann treffen wir uns mal“, habe er sich gesagt, „aber dann wurde ich mit jedem Tag heißer auf den Job.“ Und nun hat er ihn.

Mit Löw hat Dutt nicht nur die innige Verbindung zum Schwarzwald (von hier stammt seine Mutter), sondern auch eine prägende Tätigkeit beim SC Freiburg gemein. Der in Schönau beheimatete Löw spielte in drei Episoden fast zehn Jahre für den SC und wohnte nur anderthalb Kilometer von Dutt entfernt, als dieser von 2007 bis 2011 als Nachfolger der Freiburger Ikone Volker Finke so bemerkenswerte Erfolge feierte, dass ihn Leverkusen lockte.

Das Missverständnis mit Leverkusen

Das Engagement unter dem Bayer-Kreuz erwies sich indes als Missverständnis – auch weil der Didakt Dutt mit dem Machtgehabe eines Michael Ballack nichts anfangen konnte. Auch da ist er Löws Bruder im Geiste. Dutt räumte ein, dass ihn die Episode mit den schwer erziehbaren Bayer-Profis zwar mitunter gewaltig genervt, aber auch weitergebracht hätte. „Für meine neue Position kann diese Erfahrung wichtig gewesen sein“, sagte er.

Dutt möchte nun zunächst Antrittsbesuche bei den Bundesligaclubs absolvieren; ein wichtiger wird ihn auch zum FC Bayern führen, wo er sich auch mit Sammer austauschen möchte. Aber er sagt vorbeugend: „Ich muss meinen eigenen Weg gehen.“

Gerade auch im Verbandsgeflecht an der Otto-Fleck-Schneise. Dort ist es kein Nachteil, als Spieler selbst nur mäßig begabt gewesen zu sein. „Ich bin rasch zu der Erkenntnis gekommen, dass es nicht zum Profi reicht“, sagt er einmal. Seine Vereine als Aktiver hießen SpVgg Hirschlanden oder SKV Rutesheim, ehe Dutt mit 30 Spielertrainer der TSG Leonberg wurde. Dass er im Oktober 2003 den heutigen U-21-Nationaltrainer Adrion bei den Stuttgarter Kickers beerbte, passt ins Bild der nun erneut verstärkten schwäbisch-badischen DFB-Familie.