Auch der neue Direktor der Evangelischen Akademie Bad Boll will deren liberale Ausrichtung beibehalten. Jörg Hübner aus Neuss ist ein profilierter Vertreter der Sozialethik und in der EKD gut vernetzt.

Region: Corinna Meinke (com)

Bad Boll - Der 50-jährige Theologe Jörg Hübner ist vom Kuratorium der Evangelischen Akademie Bad Boll zum neuen Direktor gewählt worden. Er tritt sein Amt als Nachfolger von Joachim L. Beck am 1. Mai nächsten Jahres an. Hübner stammt aus Krefeld, hat in Bonn Evangelische Theologie studiert und arbeitet seit 1992 als Gemeindepfarrer in Neuss.

 

Vom Rheinland nach Bad Boll

„Ich komme als Pfarrer mit Migrationshintergrund“, beschreibt Hübner seinen anstehenden Wechsel nach Bad Boll. Damit verweist der Geistliche auf die andersartige Struktur der rheinischen Landeskirche. Dort sind die für die Württembergische Landeskirche typischen Gesprächskreise unbekannt: die Lebendige Gemeinde (pietistisch), die offene Kirche (progressiv), Evangelium und Kirche (gemäßigt) sowie Kirche von morgen. Während Hübners Vorgänger, Joachim L. Beck, der Reformbewegung offene Kirche nahesteht, möchte sich der Rheinländer Hübner nicht in eine dieser kirchenpolitischen Schubladen einsortieren lassen, die er nach eigenem Bekenntnis viel zu wenig kenne.

Ein Anhänger des Linksliberalismus

Hübner bezeichnet sich allerdings als Anhänger des sozialen Protestantismus. Diese Strömung verfolgt seit dem 19. Jahrhundert die Lösung der sozialen Frage aus dem Geist des Protestantismus heraus. Politisch gesprochen, versteht sich Hübner als Anhänger des Linksliberalismus und steht in der Tradition der sozialethischen Bildungsarbeit. In Neuss hat der promovierte Theologe die Erwachsenen- und Familienbildung der Kirche aufgebaut.

Autor zu Themen der Finanz- und Weltwirtschaftsethik

Neben seiner Arbeit als Gemeindepfarrer hat sich Hübner auch in der EKD, der Evangelischen Kirche in Deutschland, engagiert. Er war Mitglied in der Kammer für nachhaltige Entwicklung. Seit 2003 lehrt Hübner an der Ruhruniversität Bochum Systematische Theologie und Sozialethik. Er ist Mitherausgeber des Evangelischen Soziallexikons und hat Schriften zur Finanz- und Weltwirtschaftsethik verfasst.

Ein Kind der Akademiebewegung

Seine Sozialisation hat Hübner unter anderem beim CVJM in Krefeld erlebt, außerdem bezeichnet er sich als Kind der Akademiebewegung. Die Akademie in Bad Boll, die Urmutter der 16 Evangelischen Akademien in Deutschland, kennt er von seinen Vortragsbesuchen.