Eigentlich ist die Corona-Zeit keine gute für Träume. Luca Nicotra und Giusy Ragusa haben sich aber trotz wirtschaftlicher Krise ihren Wunsch erfüllt. Mitten in der Pandemie haben sie ihren Salon in Stuttgart-Dürrlewang eröffnet.

Dürrlewang - Der Name ist ein Versprechen, eine Verheißung, unwiderstehlich allein schon durch die verführerische Modulation der italienischen Sprache: „Arte e Bellezza“ nennen Luca Nicotra und seine Partnerin Giusy Ragusa ihren neuen Friseursalon, mit dem sie ihren Traum wahr gemacht haben. Eigentlich ist für die Erfüllung von Träumen gerade keine gute Zeit. Wie viele sind zerronnen wegen Corona. Reisen, Festlichkeiten, Vergnügungen, sogar Hochzeiten bleiben, hoffentlich nur vorerst, Träume. Auch die beiden Figaros, 34 und 28 Jahre alt und Meister ihres Handwerks, mussten ihre Hochzeit, die groß auf Sizilien gefeiert werden sollte, verschieben.

 

Aber mit ihrer beruflichen Lebensplanung wollten sie sich dem Pandemie-Diktat des Stillstandes nicht beugen. Und darum erzählt ihr Salon mit dem anspruchsvollen Titel, der auf Deutsch Kunst und Schönheit bedeutet, eine Geschichte von Mut, Einsatz, Überwindung von Schwierigkeiten und Zuversicht. Und die sollte, fand unsere Leserin Gaby Mausser, erzählt werden, „als Vorbild für alle, sich in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit nicht entmutigen zu lassen“.

Luca Nicotra und Giusy Ragusa waren Kollegen in einem Salon in Vaihingen, wo sich Nicotra schon in den vergangenen drei Jahren mit einer Stuhlmiete selbstständig gemacht hatte. Und wie das Leben so spielt: Aus den Kollegen wurden Liebende, aus den beruflichen Perspektiven ein gemeinsamer Traum: ein eigener Salon. Das geeignete Objekt war in Dürrlewang schnell gefunden: Ein Salon, der hier viele Jahre ansässig war und altersbedingt aufgegeben wurde. Bis zur Vertragsunterzeichnung mussten zwar noch ein paar Hürden überwunden und finanzielle Voraussetzungen geklärt werden, aber dann stand fest: Am 1. April soll Eröffnung sein. Kein Aprilscherz!

Das Paar hat von morgens bis in die Nacht gearbeitet

Doch Mitte März waren alle Pläne Makulatur. Corona zwang zum allgemeinen Lockdown. Aufgegeben hat das junge Paar keine Minute: Stattdessen haben sie gearbeitet – von morgens bis in die Nacht, selbst Wände gestrichen, den Fußboden verlegt und darauf gehofft, dass der Albtraum bald vorbei ist und auch die Einrichtung pünktlich geliefert wird. Das hat zwar nicht ganz geklappt, „die Möbel kamen erst acht Wochen nach der Eröffnung“, aber am Montag, 4. Mai, eine Woche, nachdem sich die Friseure offiziell wieder um die Köpfe ihrer Kunden kümmern durften, konnten auch Luca Nicotra und Giusy Ragusa ihr Versprechen von Kunst und Schönheit einlösen. „Dann mussten wir erst mal viele hausgemachte Corona-Frisuren wieder in Form bringen“, lacht Nicotra.

Nicht nur der Name besticht durch die Italianità, auch das Ambiente des Salons belegt die Gabe des guten Geschmacks, für den die Italiener und ihre Designer immer gerühmt werden: minimalistisch eingerichtet in Schwarz und Weiß, mit Spiegelwänden, kleinen weißen Tischen davor, schwarzen Sesseln, von denen derzeit nur zwei belegt werden dürfen, dem Regal für die Pflegeprodukte und einem separaten Kabinett mit den beiden Massagesesseln für die Haarwäsche. „Wir hatten schon klare Vorstellungen von der Gestaltung bei der ersten Besichtigung des Salons“, sagte Nicotra. Hell und modern sollte er sein, und genau so ist er geworden.

Die Kunden sind ihnen treu gefolgt

Dem Anspruch an die äußere Ästhetik, in die etwa 80 000 Euro investiert wurden, soll auch die Leistung der Meister-Figaros entsprechen. Beim Schneiden, Färben, Föhnen und Lockenlegen. Aber auch bei entspannenden Kopfmassagen, guter Beratung und besten Produkten. „Das Wohlbefinden unserer Kunden ist uns wichtig“, versichert Nicotra. Der volle Terminkalender belegt den Erfolg. „Wir hatten schon zwei Wochen vor der Eröffnung jede Menge Reservierungen“, verraten beide. Denn ihre Kunden sind ihnen treu gefolgt, neue sind schon dazu gekommen. Der Traum ist Wirklichkeit geworden. Trotz Corona.