Das Smartphone her und los geht’s: Der Agendagruppe Lebenswertes Münchingen ist ein historischer Ortsrundgang zu verdanken. Was haben sich die Macher dabei gedacht?

Ein altes und ein neues Schloss stehen im zweitgrößten Stadtteil von Korntal-Münchingen. Nebeneinander. Und das Eiscafé an der Stuttgarter Straße in Münchingen war früher einmal das Gasthaus Zur Traube. Nicht jeder wisse von den Schlössern, sagen Ursula Schill und Ulrich Volkmer – und das mit dem ehemaligen Gasthof sei selbst ihnen neu gewesen. Neu zu dem Zeitpunkt, als sich die beiden intensiv mit ihrer Heimat und deren Sehenswürdigkeiten beschäftigt haben. Schon lange hatten sie die Idee zu einem historischen Ortsrundgang durch Münchingen – nun ist er fast fertig. Ihr Projekt stellt die lokale Agenda Lebenswertes Münchingen, deren Sprecherin Ursula Schill ist, jetzt am Sonntag beim Hobafäschd offiziell vor und übergibt es der Stadt.

 

Zwölf wichtige und interessante Gebäude, Kleinode und öffentliche Einrichtungen haben sich Ursula Schill und Ulrich Volkmer ausgeguckt. Auf seinen Wunsch sei auch der Bahnhof Teil des Rundgangs geworden, sagt Ulrich Volkmer und lacht: Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten unter anderem mit der Strohgäubahn und ihrer Geschichte.

Die Idee gibt es schon seit Jahren

An jeder Station hängt nun eine Tafel mit einem historischen Foto der Sehenswürdigkeit, einem kurzen Text plus QR-Code. Wer den mit dem Smartphone scannt, landet auf einer Internetseite mit mehr Informationen sowie Videos und Bildergalerien.

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Aus mehreren Gründen sind Ursula Schill und Ulrich Volkmer ihre Idee zu dem Projekt angegangen, die vor gut fünf Jahren bereits in ihren Köpfen herumschwirrte. Und für die jetzt die Zeit reif war. „Wir wollen beim Stadtmarketing neue Wege beschreiten, indem wir zeitgemäße Medien nutzen“, sagt Ursula Schill. Gerade junge, aber auch neue Bürgerinnen und Bürger sollen so neugierig gemacht werden auf die Geschichte ihres neuen Lebensmittelpunktes und die gelebten örtlichen Traditionen. „Münchingen hat viel zu bieten und viel zu erzählen“, sagt Ursula Schill. Das wolle man verbreiten. Aus ihrer Sicht wertet der Rundgang nicht nur den Ortskern auf. „Auch die Häuser gewinnen an Bedeutung.“

Appetitmacher mit Detailtiefe

Das Besondere an dem Projekt sei, so Schill, dass es ausführliche Informationen zu den Sehenswürdigkeiten gesammelt, konzentriert und in einen Rundgang integriert bereitstelle. „Diese Detailtiefe haben andere Seiten im Internet nicht.“ Die Agenda-Sprecherin betont, man sehe den Rundgang als Appetitmacher, als Ergänzung zu bestehenden Angeboten wie Führungen. Die Macher planen außerdem, sich mit touristischen Portalen zu vernetzen. Schließlich soll der Rundgang auch Besucher anlocken.

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Mehr als 2000 Stunden Arbeit stecken in dem Projekt. Vom ersten Konzeptentwurf bis zur vollständigen Umsetzung ist gut ein Jahr vergangen. „Das ist ein Riesenaufwand“, berichtet Ulrich Volkmer. Fehlende Fähigkeiten hätten er und Ursula Schill sich kurzerhand angeeignet. Sie haben– und das ist nur ein Teil der Arbeit – recherchiert, Quellen aufgetan, Hunderte historische Fotos gesammelt und eigene geschossen. Sie haben die Texte erstellt, einen Sprecher für die Kurzfilme gesucht, eine Produktionsfirma für die Tafeln an den Fassaden. „Einige Eigentümer mussten wir erst ausfindig machen“, sagt Ulrich Volkmer. Allesamt hätten sie „dankbar und hocherfreut“ reagiert.

Etliche Gebäude „nicht gerade ein Aushängeschild“

So auch die Stadt, mit der sich Ursula Schill und Ulrich Volkmer abstimmten. Die Verwaltung nickte das Projekt gern ab und investiert 2500 Euro, die die Kosten für den Sprecher oder die Tafeln decken. Der Bürgermeister übernimmt die Schirmherrschaft. Joachim Wolf (parteilos) sagt, er schätze die ehrenamtliche Leistung sowie die Idee und Umsetzung der Agendagruppe sehr und sei dankbar für den Mehrwert, der dadurch vor allem für Münchingen geschaffen werde.

Kommt der Ortsrundgang gut an, will ihn die Agendagruppe erweitern. Es gebe noch so viel mehr zu sehen, sagt Ulrich Volkmer. Allerdings könnten etliche Gebäude eine Sanierung vertragen. Die Häuser in der Schlossgasse etwa würden zu den ältesten im Ort gehören, sagt Ulrich Volkmer. „Sie sind aber nicht gerade ein Aushängeschild.“

Infos unter: https://www.lebenswertes-muenchingen.de

Hobafäschd nach zwei Jahren Pause

Einweihung
 Der historische Ortsrundgang wird am Sonntag, 8. Mai, 11.30 Uhr, eröffnet. Der Treffpunkt ist vor dem Münchinger Rathaus, das die erste Station des Rundgangs ist. Und um das herum bereits am Samstag das Hobafäschd stattfindet. Zum 23. Mal und nach einer pandemiebedingten Zwangspause von zwei Jahren. Der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos) startet das Straßenfest um 17 Uhr auf der Bühne in der Hauptstraße. Am Sonntag ist das Hobafäschd von 11 bis 18 Uhr.

Programm
Auf dem Hobafäschd ist viel los: Der Musikverein Münchingen spielt, ebenso am Samstag der Musikverein Lyra Leonberg. Um 17.30 Uhr starten die Kinder- und Jugendläufe des TSV Münchingen, die Siegerehrung ist um 20 Uhr. Am Sonntag beginnt um 10 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst. Auftritte verschiedener Vereine folgen. In der Hauptstraße zeigt die Freiwillige Feuerwehr erstmals ihre Fahrzeuge mit einer Mitmachaktion. In der Rathausgasse ist eine Spielstraße aufgebaut, und am Stiegelplatz stehen ein Kinderkarussell und das Bungeetrampolin. Das Heimatmuseum ist am Sonntag von 11 bis 18 Uhr offen, zu sehen ist auch der neu gestaltete Handwerksraum.

Einkaufen
Die Stände und der Kunsthandwerkermarkt öffnen am Sonntag von 11 bis 18 Uhr in der Ortsmitte. Es gibt auch einen Schülerflohmarkt. Der verkaufsoffene Sonntag geht um 13 Uhr los.