Die Stuttgarter Band Schmutzki legt ihr zweites Album „Spackos forever“ vor – und will damit den Durchbruch schaffen.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Ganz schön viel um die Ohren haben die drei Jungs von Schmutzi derzeit. Mit Mühe fand ihr Management am Montagabend noch einen Termin für uns, doch selbst da waren die Herren schon wieder auf dem Sprung. Direkt anschließend mussten sie zu einem Termin für das Popbüro eilen, bei dem sie dem Stuttgarter Bandnachwuchs erklären sollten, wie man sich erfolgreich im Popmusikmarkt positioniert. Sehr hübsch schließt sich da ein kleiner Kreis, denn vor noch nicht allzulanger Zeit war es das Trio selbst, das vom Popbüro gecoacht wurde. Und zwar sehr nachdrücklich. Vor vier Jahren gewann Schmutzki den vom Popbüro ausgerichteten Bandwettbewerb Play live, als Belohnung gab es dafür einen Auftritt beim Southside-Festival, also auf einer echt großen Bühne.

 

Zumindest größere Bühnen streben sie aber auch jetzt an. Nach einigen Festivalauftritten im Sommer sind für die anstehende Tournee im Herbst, die im Oktober in Österreich beginnt, renommierte mittelgroße Clubs gebucht: das B72 in Wien, das FZW in Dortmund, das Backstage in München oder das legendäre SO36 in Berlin. „Unser letztes Konzert in Berlin war mit 450 Zuschauern ausverkauft“, sagt der Sänger, Gitarrist und Bandnamensgeber Beat Schmutz dazu.

Die Ärzte, die Toten Hosen und daneben auch viele bedeutende Punkrockbands haben im SO36 schon gespielt, den Weg nach oben peilt nun auch Schmutzki an. Die drei Stuttgarter gehen dafür ins Risiko. Ihre eigentlichen Berufe haben sie aufgegeben, als letzter hat Beat Schmutzki im letzten Jahr seinen Job an den Nagel gehängt. „Ehe wir uns zu viel Stress machen oder im Burnout enden, war das besser so“, sagt der Bassist Dany Horowitz, er fügt allerdings auch nachdenklich hinzu: „Jetzt geht’s um die Wurst.“ Wohl wahr, die Entscheidung, komplett auf den Status Berufsmusiker zu setzen, ist mutig. Und sie steht für den Beginn eines Scheidewegs. Klappt’s, ist alles gut. Und wenn nicht? „Dann geht’s zurück in den Job“, so Horowitz.

Ihre Jobs haben sie an den Nagel gehängt

Als hauptberufliche Musiker wollen die drei ihr komplettes Auftreten weiter professionalisieren. Einen Plattenvertrag bei einer richtigen Plattenfirma, bei Four Music und im Vertrieb von Sony, haben sie seit zwei Jahren. Eine professionelle Bookingagentur ebenfalls, zu der sie auf Anraten der Beatsteaks gekommen sind. Und ein Management auch. Noch. Denn der Band schwebt vor, ihr komplettes Erscheinungsbild in die eigenen Hände zu nehmen. „Wir wollen den Leuten selbst erklären, worum es uns geht“, begründet Dany Horowitz dies; nicht nur die Videos, auf welche die Band großen Wert legt, sollen künftig in Eigenregie entstehen. Ob dies der bessere Weg ist, als alles in andere Hände zu geben und sich ausschließlich um das musizieren zu kümmern, wird sich weisen. Die Frage, ob sie Kontrollfreaks seien, bejaht Beat Schmutz jedenfalls freimütig – „aber im positiven Sinne“.