Marion Poschmanns poetischer Roman „Chor der Erinnyen“ skizziert die Perspektive einer Mathematikerin mit Hang zum Übersinnlichen.
Eine Studienrätin für Mathematik und Musik stellt man sich als gefestigte Persönlichkeit vor. Wenn da nicht Mathildas lange, dunkle Haare wären. Sie offenbaren ihrem Mann Gilbert, seinerseits akademischer Bartforscher, in Marion Poschmanns Roman „Die Kieferninseln“ (2017) eines Morgens die Nachtseite ihres Charakters: „Das schwarze Haar Mathildas breitete sich neben ihm auf dem Kissen aus, Tentakel einer bösartigen, in Pech getauchten Medusa.“ Dieser Schrecken mit Kurzschaltung zur griechischen Mythologie ereilt ihn, nachdem er geträumt hat, Mathilda betrüge ihn. Daraufhin reist er spontan nach Japan, in die „geisterhafte Großelternstille“ der Kieferninseln Matsushima, die der Haiku-Erneuerer Matsuo Bashō im 17. Jahrhundert verewigte.