Sie machen die Menschen gleich: Schatten kleben an uns allen wie ein zweites Ich. Im Fitz entführt das Tangram-Kollektiv mit Zaubereffekten junge Zuschauer ins rätselhafte Reich der Schatten.

Stuttgart - Der Mensch und sein Schatten beschäftigt die Mythologien aller Kulturen. Er scheint am Menschen zu kleben wie Kaugummi an den Schuhsohlen; mit maximaler Beweglichkeit folgt er dem Menschen. Nicht einmal Weglaufen hilft, dem Schatten zu entkommen. Seine Hartnäckigkeit kann das Fürchten lehren; manche Kinder ängstigen sich vor ihrem dunklen Verfolger.

 

Dass die Schattenwelt auch für Kinder kein Grund zum Fürchten sein muss, erlebte das Publikum bei der Samstagspremiere „Schattenwerfer“ im Fitz. Seitdem Halogenlichtquellen im Einsatz sind, können sich Licht und Schatten frei im Raum bewegen; so wird das Schattentheater zur wundersamen Choreografie mit Zauberei-Effekten. Das Tangram-Kollektiv, das sind Sarah Chaudon und Clara Palau y Herrero, lässt Alltagsobjekte wie Tassen vor und hinter Stellwänden dank mehrerer Lichtquellen mit mehreren Schatten wachsen und schrumpfen. Die Spieler führen ein flexibles Figürchen, das proportioniert ist wie eine Giacometti-Skulptur, über Lampen und die Tastatur eines Miniklaviers, der Schatten ist immer dabei. Das Licht von Taschenlampen irrlichtert über die Bühne. Schließlich wird Clara Palau y Herrero im Ganzkörperanzug selbst zur Schattenfigur.

Die Produktion sprüht vor Ideen

Das alles spielt auf abgedunkelter Bühne und ist so faszinierend, dass kein Kind ängstlich nach der Mama ruft. Die Produktion des Tangram-Kollektivs, für die Tobias Tönjes die Dramaturgie übernahm, sprüht vor Ideen, Humor, und überrascht mit Spieluhrmelodien. Dass die faszinierenden Spielerei auch eine zweite Ebene vermittelt, kommentiert ein Zehnjähriger nach dem heftigen Premierenapplaus: „Als Schatten darf man sein Leben nicht selbst entscheiden.“

Weitere Vorstellungen für Schattensucher ab 4 Jahren am 12. und 13. November, jeweils um 10 Uhr.