Das neue Logistikzentrum in Speyer soll für eine bessere Versorgung der Auslandswerke sorgen. Die Belegschaft stellen externe Dienstleister.

Speyer - Daimler will die Logistikkosten in der Pkw-Sparte deutlich senken. In den kommenden Jahren sollen die Logistikkosten pro Fahrzeug insgesamt um rund 20 Prozent verringert werden, kündigte Mercedes-Produktionschef Markus Schäfer bei der Einweihung eines neuen Logistikzentrums in Speyer an. Zur Logistik gehören die Versorgung der Werke, die Transporte in den Werken sowie die Auslieferung der fertigen Fahrzeuge.

 

Das für 90 Millionen Euro errichtete neue Zentrum dient als Drehscheibe, in dem Teile von Zulieferern angeliefert, in Containern für Auslandswerke gebündelt, per Binnenschiff oder Bahn zunächst nach Antwerpen sowie Bremerhaven und dann per Schiff nach Amerika, China und Südafrika transportiert werden. Bisher gab es ein solches Zentrum nur in Bremerhaven. Mit der neuen Drehscheibe in Speyer sollen Transporte von europäischen Zulieferern aus Werken südlich der Mainlinie deutlich kostengünstiger abgewickelt werden. Es gibt Überlegungen weitere solcher Zentren in den kommenden Jahren vor allem in den Wachstumsregionen China oder Nordamerika zu errichten. Konkrete Beschlüsse gibt es jedoch noch nicht.

Kosten sollen durch mehrere Maßnahmen gesenkt werden

Schäfer sagte, dass die Ausweitung der Modellpalette und des weltweiten Absatzes die Logistik vor große Herausforderungen stelle. Viel mehr Teile müssen viel weiter transportiert werden. Der Produktionschef erinnerte daran, dass Mercedes-Benz 2009 rund eine Million Pkw im Jahr verkaufte und nun in Richtung von zwei Millionen verkauften Autos im Jahr unterwegs sei. Was dies für die Logistik bedeute, veranschaulichte er daran, dass das Jahresvolumen der transportierten Container aneinandergereiht einer Strecke von Stuttgart bis an den Gardasee entspreche. Mit der in den kommenden Jahren geplanten Absatzsteigerung werde das Volumen der Container bis 2020 einer Strecke von Stuttgart bis Sizilien entsprechen. Schäfer wollte allerdings keine Angaben dazu machen, was die Kostensenkung von 20 Prozent in Euro bedeutet. Der Produktionschef sagte lediglich, dass der Anteil der Logistikkosten „signifikant“ sei. In manchen Auslandswerken, so Schäfer, sei der Anteil der Logistikkosten bei der Fertigung eines Fahrzeugs höher als der Anteil der Lohnkosten.

Die Kostensenkung soll durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen erreicht werden, sagte Alexander Koesling, der in der Pkw-Sparte von Mercedes-Benz für den Logistikbereich zuständig ist. Dazu gehöre beispielsweise, dass die Logistiker schon bei der Entwicklung von Fahrzeugkomponenten mitreden und darauf geachtet werde, dass möglichst viele Komponenten in eine Kiste und in einen Container passen. Zudem wird bei der Vergabe von Aufträgen an Zulieferer verstärkt auch auf die Transportkosten geachtet.

Darüber hinaus werden die Logistikkosten auch dadurch gesenkt, dass externe Dienstleister, die niedrigere Löhne zahlen, die Aufgaben übernehmen, die bisher von Daimler-Mitarbeitern ausgeführt wurden. Dies sorgte auch für manche Auseinandersetzung mit den Betriebsräten in den Verhandlungen über Zukunftsvereinbarungen für die deutschen Werke des Autobauers. Produktionschef Schäfer sagte, dass mit diesen Vereinbarungen einige hundert Mitarbeiter von externen Dienstleistern nun zusätzlich in den Werken tätig seien. Die davon betroffenen Daimler-Mitarbeiter aus dem Logistikbereich seien nun in der Produktion tätig. Im neuen Logistikzentrum in Speyer arbeitet nur eine handvoll Mitarbeiter, die auf der Lohn- und Gehaltsliste von Daimler stehen. Der Standort gehört zwar dem Autohersteller, fast alle der etwas mehr als 400 Mitarbeiter sind aber bei Syncreon und Contargo beschäftigt. Syncreon ist ein US-Logistikspezialist, Contargo wurde 2004 vom deutschen Transportkonzern Rhenus gegründet.

Das neue Logistikzentrum in Speyer

Riesenhalle: Das neue Logistikzentrum in Speyer hat riesige Dimensionen. Der direkt am Rhein liegende Gebäudekomplex ist ein Kilometer lang. Die Hallenfläche entspricht nach Angaben des Konzerns 50 Fußballfeldern.

Seecontainer: Der mit einer Gesamtinvestition von 90 Millionen Euro errichtete Standort wird jetzt schrittweise hochgefahren. Wenn das Logistikzentrum im nächsten Jahr voll in Betrieb ist, sollen jede Woche mehrere hundert Seecontainer per Binnenschiff oder Bahn zu den Seehäfen in Antwerpen und Bremerhaven transportiert werden und von dort die weite Reise in die Werke Peking (China), Tuscaloosa (USA) sowie East London (Südafrika) antreten.