Das Friedrichsbau Varieté präsentiert sein neues Programm mit weltweiter Artistik und schwäbischem Einschlag. Zu den Künstlern zählen die Französin Margo Darbois, der Spanier Marcos Furtnero und das schwäbische Gesamtkunstwerk Rosemie Warth.

Stuttgart - Rosemie – Wenn man den Namen langsam und genüsslich ausspricht, klingt das ein wenig nach Schweben, nach Eleganz und französischem Flair. Und dann steht sie plötzlich da, die Rosemie, mit mausgrauem Haar, streng in der Mitte gescheitelt und straff nach hinten getrimmt. Auf der Nase thront eine Nerd-Brille und die Dame steckt in einem Kleid, das man selbst mit allergrößter Höflichkeit maximal als altbacken bezeichnen kann.

 

Aber das ist ja gewollt. Rosemie Warth bricht von der Bühne als eine Art schwäbisch-aufgewühltes Gesamtkunstwerk auf die Zuschauer ein, als Unesco-Sonderbotschafterin der „Goldenen Kehrwoche“, die mal eben Paris feuchtwarm rausfeudelt, als ruhelose Kandelschwäbin mit spitzer Gosch. Und mit diesen Attitüden steht die Heidelbergerin als clowneske Moderatorin im Zentrum des neuen Programms des Friedrichsbau Varieté: „Rosevue – Rosemies rauschende Revue“ hat am Freitag, 6. November, Premiere und wird bis zum 6. Februar im neuen Domizil des Hauses am Pragsattel zu sehen sein.

Neuer Gastronomiepartner bietet zwei Menüs an

Rosevue ist die zweite Eigenproduktion in der Spielzeit 2015/2016. Nach gut einem Jahr ist man am neuen Standort an der Siemensstraße auch innerlich angekommen und man hofft natürlich, die 280 Plätze im Theatersaal so oft wie möglich füllen zu können. Neu ist auch der Gastronomiepartner. Die Schmücker Gastronomie hat zwar schon seit einiger Zeit übernommen, bietet aber jetzt erstmals eine ganz eigene Karte und auch zwei Menüs an. „Die Kulinarik“, sagt Sprecherin Mascha Hülsewig, „gehört zum Varieté einfach dazu. Man nannte das ja früher auch Verzehrtheater.“

Varieté ist allerdings auch Verzerrtheater. Auf der Bühne präsentieren sich im neuen Programm Artisten aus der ganzen Welt. Die bringen ihre Körper in Positionen, die schon beim Zuschauen geradezu zum Bandscheibenvorfall führen können.

Körperkunst zum Staunen

Zum Beispiel die Französin Margo Darbois. Die junge Frau nennt sich Handstandkünstlerin und verdreht dabei kopfunter gleichzeitig ihren Rücken, als wäre ihre Wirbelsäule aus Gummi. Beeindruckend auch eine Künstlerin, die sich selbst Antipodistin nennt. Konkret liegt Emma Phillips aus Neuseeland kopfunter in einem Gestell und balanciert auf ihren Füßen diverse Einrichtungsgegenstände. Zum Beispiel einen Tisch, den sie dann auch noch wie einen Kreisel mit ihren Füßen dreht. Wie das geht – keine Ahnung. Aber das macht ja die Faszination des Varietés aus. Körperkunst zum Staunen.

Die bietet im neuen Programm auch der Spanier Marcos Furtnero, der vier Stäbe („Devilsticks“) freihändig tanzen lässt, ohne dass ihm die Dinger dabei runterfallen. Meister Furtnero sieht dabei manchmal aus wie ein zweimotoriges Propellerflugzeug, abheben tut er trotz der rasenden Stöcke allerdings nicht.

Die neue Spielzeit ist also von schwäbischer Spielwucht der aktuellen Gewinnerin des Baden-Württembergischen Kleinkunstpreises und von Artistik geprägt. Die Show wird übrigens auch an Silvester über die Bühne gehen und da sogar zweimal. Und nach der letzten Darbietung wird auf 2016 angestoßen.

„Freilein“ Rosemie wird allerdings sehr genau darauf achten, dass keiner übermütig wird und dabei Dreck macht.