„Die Films der Prinzessin Fantoche“ ist eine rechte Räuberpistole, die Richard A. Bermann unter seinem Pseudonym Arnold Höllriegel 1911 geschrieben hat – sie erschien 1913 in einer Zeitung als Fortsetzungsroman. Es ist die erste Filmerzählung weltweit, ein kurzer Roman, in dem die Welt des Films, der Produzenten, Schauspieler und Kameramänner zum Thema wird. Fünf Tage und Nächte nur hat der damals 30-jährige Journalist dafür gebraucht, sie herunterzuschreiben – sein Freund, der Ufa-Dramaturg Rudolf Schwarzkopf hatte gemeint, das könnte niemand: „Zu schwer.“

 

Liest sich wie ein Stummfilm

Was den flott geschriebenen, witzigen, ironischen, abenteuerlichen Film-, Polizei- und Liebesroman aber über den Unterhaltungswert hinaus bemerkenswert macht, ist, dass er auch das Tempo, die Technik und die Ästhetik des neuen und schon damals überaus populären Films in seinem Roman benutzt: Schnelligkeit, Schnitte, Collagen, Verfolgungsjagden, alles ist auch strukturell im Roman vorhanden: Er liest sich tatsächlich wie einer der Stummfilme. Nur dass er wesentlich verschachtelter konstruiert ist und mit verschiedenen sehr pfiffigen Wendungen die Spannung noch steigert. Denn nichts ist, wie es scheint – es ist halt ein Filmroman.

Noch zwei weitere Filmromane schrieb Bermann: Vor „Du sollst dir kein Bildnis machen“, einer Abrechnung mit Hollywood und dem Mainstream aus dem Jahr 1929, erschien 1923 „Bimini“, in dem ein südamerikanischer Staat von einer Filmgesellschaft übernommen wird: „Das Leben wird zur Kulisse, die täglichen Revolutionen zur permanent aufgezeichneten und für das Kino post-produzierten Reality-soap“, schreibt Michael Grisko in seinem instruktiven Nachwort: „Die vordergründig auf Unterhaltung abzielende Story, die ihren abenteuerlichen Hintergrund nie verliert, reflektiert jedoch gleichzeitig die gesellschaftlichen Implikationen der Medien, wie sie sich etwa in Begriffen von Simulation und Sensation, von Wahrheit und Fiktion ansatzweise beschreiben lassen.“

Spiel mit verschiedenen Identitäten

Das gilt auch für „Die Films der Prinzessin Fantoche“ (Films war damals der gebräuchliche Plural von Film): Auch dieser Roman ist höchst unterhaltsam und abenteuerlich, spielt aber immer auch mit der Vermischung von Wirklichkeit, Erfindung und Inszenierung. Spielt mit verschiedenen Identitäten und Masken. Bermanns Kritik richtet sich an eine Mediengesellschaft, die er sehr scharf sah, als sie erst noch im Entstehen war, und die sich heute so richtig entfaltet hat, wo jeder mit seinem Telefon „Films“ aufnehmen und sofort veröffentlichen kann und dann auf die Klicks und Likes wartet.

Arnold Höllriegel: Die Films der Prinzessin Fantoche Aviva Verlag 2003, 160 Seiten, 12,50 Euro

„Die Films der Prinzessin Fantoche“ ist eine rechte Räuberpistole, die Richard A. Bermann unter seinem Pseudonym Arnold Höllriegel 1911 geschrieben hat – sie erschien 1913 in einer Zeitung als Fortsetzungsroman. Es ist die erste Filmerzählung weltweit, ein kurzer Roman, in dem die Welt des Films, der Produzenten, Schauspieler und Kameramänner zum Thema wird. Fünf Tage und Nächte nur hat der damals 30-jährige Journalist dafür gebraucht, sie herunterzuschreiben – sein Freund, der Ufa-Dramaturg Rudolf Schwarzkopf hatte gemeint, das könnte niemand: „Zu schwer.“

Liest sich wie ein Stummfilm

Was den flott geschriebenen, witzigen, ironischen, abenteuerlichen Film-, Polizei- und Liebesroman aber über den Unterhaltungswert hinaus bemerkenswert macht, ist, dass er auch das Tempo, die Technik und die Ästhetik des neuen und schon damals überaus populären Films in seinem Roman benutzt: Schnelligkeit, Schnitte, Collagen, Verfolgungsjagden, alles ist auch strukturell im Roman vorhanden: Er liest sich tatsächlich wie einer der Stummfilme. Nur dass er wesentlich verschachtelter konstruiert ist und mit verschiedenen sehr pfiffigen Wendungen die Spannung noch steigert. Denn nichts ist, wie es scheint – es ist halt ein Filmroman.

Noch zwei weitere Filmromane schrieb Bermann: Vor „Du sollst dir kein Bildnis machen“, einer Abrechnung mit Hollywood und dem Mainstream aus dem Jahr 1929, erschien 1923 „Bimini“, in dem ein südamerikanischer Staat von einer Filmgesellschaft übernommen wird: „Das Leben wird zur Kulisse, die täglichen Revolutionen zur permanent aufgezeichneten und für das Kino post-produzierten Reality-soap“, schreibt Michael Grisko in seinem instruktiven Nachwort: „Die vordergründig auf Unterhaltung abzielende Story, die ihren abenteuerlichen Hintergrund nie verliert, reflektiert jedoch gleichzeitig die gesellschaftlichen Implikationen der Medien, wie sie sich etwa in Begriffen von Simulation und Sensation, von Wahrheit und Fiktion ansatzweise beschreiben lassen.“

Spiel mit verschiedenen Identitäten

Das gilt auch für „Die Films der Prinzessin Fantoche“ (Films war damals der gebräuchliche Plural von Film): Auch dieser Roman ist höchst unterhaltsam und abenteuerlich, spielt aber immer auch mit der Vermischung von Wirklichkeit, Erfindung und Inszenierung. Spielt mit verschiedenen Identitäten und Masken. Bermanns Kritik richtet sich an eine Mediengesellschaft, die er sehr scharf sah, als sie erst noch im Entstehen war, und die sich heute so richtig entfaltet hat, wo jeder mit seinem Telefon „Films“ aufnehmen und sofort veröffentlichen kann und dann auf die Klicks und Likes wartet.

Arnold Höllriegel: Die Films der Prinzessin Fantoche Aviva Verlag 2003, 160 Seiten, 12,50 Euro