Der Caritasverband Stuttgart will auf einem Grundstück an der Lindichstraße ein Haus mit 14 Appartements für Bewohner mit Handicap bauen. Ein ambulant betreutes Mutter-Kind-Projekt ist in dem Haus auch geplant.

Feuerbach - Der Caritasverband Stuttgart plant auf einem Grundstück an der Lindichstraße 6 bis 8 in Feuerbach einen Neubau. Das bisherige Wohnhaus auf dem Grundstück soll abgerissen und stattdessen ein Wohnprojekt im Bereich der Caritas-Behindertenhilfe realisiert werden. Vorgesehen ist, in dem Mehrfamilienhaus sieben Einzimmerwohnungen für alleinstehende Menschen mit Behinderung und sieben Zweizimmerwohnungen für gehandicapte alleinerziehende Mütter mit Kind zu schaffen. Die Bewohner können in dem Haus weitgehend selbstbestimmt leben. Gleichzeitig erhalten sie im Rahmen des ambulant betreuten Wohnens diejenige Unterstützung und Hilfe, die sie im Alltag benötigen. Im Erdgeschoss sollen Gemeinschaftsräume für Elternkurse, Kinderbetreuung, aber auch Büros für Caritas-Mitarbeiter eingerichtet werden. Ein Garten mit Terrasse und ein kleiner Spielplatz sind auf dem Areal ebenfalls geplant.

 

Vorreiter-Funktion in Stuttgart

Das Wohnangebot richtet sich an werdende Mütter, die eine Lernbehinderung haben sowie an alleinstehende Frauen mit einem leichteren geistigen Handicap, die nach der Geburt ihres Kindes sich weiter um ihren Sprössling kümmern wollen. Ein solches ambulant betreutes Mutter-Kind-Projekt mit Beratung, Begleitung und Unterstützung gebe es bisher in Stuttgart nicht, berichtete Beate Lachenmaier, Bereichsleiterin der Behindertenhilfe beim Caritasverband Stuttgart. „Da sind wir Vorreiter in Stuttgart“, sagte sie in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats im Rathaus Feuerbach, wo das Caritas-Projekt vorgestellt wurde.

Bislang begleitete und betreute der Caritasverband Stuttgart zwar werdende Mütter mit Handicap während der Schwangerschaft, aber nach der Geburt waren die Frauen meist gezwungen, ihr soziales Umfeld zu verlassen. Eine entsprechende Einrichtung , wie sie in Stuttgart nun geplant werde, habe es bisher lediglich in Aalen gegeben. Ziel sei es, den Frauen im Alltag Unterstützung bei der Pflege und Erziehung ihrer Kinder zukommen zu lassen, ihnen aber ansonsten ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, erläuterte Caritas-Projektleiterin Gabriele Philipp das Konzept. In den ersten fünf bis sechs Monaten werde eine ständige Nachtbereitschaft im Haus eingerichtet.

Ein Stifter aus Feuerbach unterstützt das Projekt

Der Baubeginn steht noch nicht fest, Bauherr ist die Caritas. Es gebe zudem einen Stifter aus Feuerbach, der dieses Projekt mitfinanziere, sagte Heinz Wolf, Vorstand der Caritas-Gemeinschaftsstiftung. Das Feuerbacher Grundstück wurde dem Caritasverband von einer ehemaligen Mitarbeiterin des Wohlfahrtsverbandes zum Kauf angeboten. Es sei der ausdrückliche Wille dieser Caritas-Beschäftigten, dass auf dem Gelände ein Projekt wie dieses realisiert werde, berichtete Lachenmaier. Momentan warte die Caritas auf grünes Licht: „Wir rechnen jeden Tag mit der Baugenehmigung“. Die Anwohner der Lindichstraße seien im August über das neue Wohnprojekt informiert worden, sagte die Bereichsleiterin.

Mehrere Bürger meldeten sich bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats zu Wort und äußerten ihre Bedenken. Einige Bewohner befürchten, dass Parkprobleme in der Lindichstraße auftreten werden, wenn dort 14 neue Bewohner einziehen. „Wir haben überhaupt nichts gegen das Wohnprojekt“, sagte ein Anwohner. Er wolle aber wissen, warum der Caritasverband keine Tiefgarage auf dem Grundstück plane. „Warum sollen wir eine Tiefgarage bauen, wenn keiner unserer Bewohner einen Führerschein besitzt“, entgegnete Lachenmaier. Für Anlieferer, Caritas-Mitarbeiter und Besucher seien vor dem Haus drei Parkplätze vorgesehen. Zudem sollen in einem Parkhaus in der Nähe weitere Stellplätze angemietet werden.

Ein Anwohner meldete sich zu Wort, weil er befürchtet, dass das zukünftige Mehrfamilienhaus wegen der Höhe und Kubatur optisch nicht in das Wohngebiet passen könnte. „Wir halten uns an die Maße, die das Baurecht dort vorschreibt“, sagte Wolf. Die Höhe des Mehrfamilienhauses orientiere sich im Übrigen an den benachbarten Gebäuden. Eine bauliche Verdichtung werde es auf dem Grundstück allerdings geben: „Wir werden das Gelände etwa zu 60 Prozent bebauen“, sagte Wolf auf Nachfrage der Nord-Rundschau. Bisher sei die Grundstücksfläche zu 20 Prozent bebaut. Bei den Dachgauben, der Lage der Gemeinschaftsterrasse und der Größe des Spielplatzes auf dem Gelände habe man Abstriche aufgrund der geäußerten Bedenken aus der Nachbarschaft gemacht und die Pläne geändert. Die Caritas geht davon aus, dass das Haus 2018 bezugsfertig sein wird. Eine Mutter, die eines der Appartements bewohnen wird, ist Sandra Klingenmeier: „Ich würde es schön finden, wenn das Haus bald fertig ist und ich mit meinem anderthalbjährigen Kind einziehen kann“, sagt sie. Denn dort sei sie ihr eigener Herr: „Das ist eine Chance für mich und mein Kind.“