Mit den Aufgaben wächst das Ensemble: Neben Klassischem soll das Berliner Staatsballett unter dem Führungsduo Johannes Öhman und Sasha Waltz verstärkt Zeitgenössisches tanzen und hat nun 93 Tänzer, unter ihnen auch ein neuer Star.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Berlin - Nach dem vorzeitigen Abschied von Nacho Duato, der das Berliner Staatsballett auf eigenen Wunsch früher als geplant verlassen hat, startet die Hauptstadt-Kompanie unter neuer Intendanz in die Saison. Am 7. September steht mit einem zeitgenössischen Abend die erste Premiere unter der Leitung von Johannes Öhman an. Der Schwede wird dann von 2019 an gemeinsam mit der Choreografin Sasha Waltz, seit 25 Jahren mit ihren „Guests“ in Berlin ansässig, das Staatsballett leiten. Öhman konnte sein Amt früher als geplant antreten; seine Co-Intendantin Sasha Waltz, die in diesem Jahr durch das Jubiläum ihrer eigenen Kompanie gefordert ist und vor einigen Tagen ihr neues Stück „Exodus“ zeigte, wird zur Spielzeit 2019/2020 dazustoßen.

 

Mit den Aufgaben des Staatsballetts, das neben Klassischem verstärkt Zeitgenössisches zeigen soll, wächst das Ensemble von 84 auf 93 Stellen; zum Saisonstart sind auch eine Reihe neuer Tänzer und Tänzerinnen angetreten – unter ihnen die drei Ersten Solisten Yolanda Correa, die vom Norwegischen Nationalballett aus Oslo kommt, Daniil Simkin, der vom American Ballet Theatre wechselt, und Alejandro Virelles, der zuletzt am Bayerischen Staatsballett tanzte. Vor allem mit der Bindung des russischen Ballettstars Simkin an die Hauptstadt-Kompanie trat das Duo Öhman/Waltz Befürchtungen entgegen, dass der klassische Tanz in Berlin keine Zukunft mehr habe. Viele der neuen Kompanie-Mitglieder werden bereits in den Vorstellungen im September und Oktober auf der Bühne zu sehen sein. Die Kubanerin Correa etwa am 15. September in „Schwanensee“, Simkin am 21. September als Lenski in „Onegin“ und Alejandro Virelles an der Seite von Polina Semionova am 19. September als Prinz Siegfried in „Schwanensee“.

Neues aus Schweden

Zum Start hat Öhman zwei Stücke aus Schweden mitgebracht: „Your passion is pure joy to me“ choreografierte Stijn Celis 2009 für das Göteborg Ballet, „Half Life“ von Sharon Eyal entstand 2017 für das königliche Ballett von Schweden, beides Kompanien, die Öhman zu diesem Zeitpunkt leitete. Neben der Israelin Sharon Eyal wartet der Berliner Spielplan mit einer weiteren Choreografin auf: Im Februar erarbeitet Anouk van Dijk ein neues Stück mit dem Staatsballett. Auch von Richard Siegal kommt Neues und ergänzt im Mai ein Programm mit Werken von William Forsythe („The Second Detail“) und George Balanchine („Theme and Variation“). Zwischen den Zeitgenossen tummelt sich viel Klassisches, „Schwanensee“, „La Bayadère“, „Der Nussknacker“ stehen auf dem Programm, dazu „La Sylphide“ und John Crankos Klassiker „Onegin“ sowie „Romeo und Julia“.

Wie Johannes Öhman im Gespräch mit der Zeitschrift „tanz“ beteuerte, nimmt er die Wellen, die seine und die Ernennung von Sasha Waltz 2016 geschlagen haben, sportlich. Damals hatten die Tänzer in einer Online-Petition 20 000 Unterschriften gegen das neue Führungsduo gesammelt. „Widerstände sind eine Herausforderung“, sagt Öhman. Und: Er habe andere Qualitäten und Kompetenzen als Sasha Waltz – „aber wir teilen die gleichen Werte“.