Der New Yorker Bürgermeister Bloomberg will mit einem neuen Programm Schwarze und Hispanics fördern - und zahlt selbst kräftig mit.  

New York - Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg hat von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass er das Gezänk um das Schuldenlimit in Washington unappetitlich findet. Nachdem er den nun endlich verabschiedeten neuen Haushalt, der massive Kürzungen der Sozialleistungen vorsieht, gesehen hat, ist ihm jedoch endgültig die Geduld ausgegangen.

 

Bloomberg hat das Warten auf Washington satt - und kündigt ein Programm an, das helfen soll, die gefährdetste soziale Gruppe in seiner Stadt wie im Rest der USA in die Gesellschaft einzugliedern: schwarze und hispanischstämmige männliche Jugendliche. 130 Millionen Dollar will er dafür ausgeben, diese jungen Männer aus dem Teufelskreis von Gewalt, Kriminalität und Arbeitslosigkeit zu befreien, ihnen vermarktbare Fertigkeiten und Jobs zu vermitteln.

Nur die Hälfte des Geldes stammt aus Steuermitteln

30 Millionen Dollar für das Programm kommen aus Bloombergs eigener Tasche. Als Unternehmer sammelte er vor seiner Wahl zum Bürgermeister ein Milliardenvermögen an. 30 Millionen steuert der Großphilantrop und Investor George Soros bei. Nur die Hälfte des Geldes stammt aus Steuermitteln.

Bloomberg legt mit diesem Programm seinen Finger auf eine Wunde, die US-Präsident Barack Obama ganz besonders schmerzen muss. Drei Jahre nachdem der erste schwarze Präsident die Nation mit pathetischen Proklamationen einer post-rassischen Gesellschaft zu Tränen rührte, ist die soziale Realität der Schwarzen und Latinos in den amerikanischen Städten weiterhin desaströs.

Bloomberg spricht die Probleme an

Die Insassen der städtischen Gefängnisse in New York sind zu 84 Prozent schwarz oder hispanisch. Die Bürger, die soziale Nothilfeeinrichtungen wie Obdachlosenasyle beanspruchen, gehören praktisch zu 100 Prozent diesen Gruppen an. Dafür verantwortlich ist gewiss kein direkter, offenkundiger Rassismus mehr wie noch vor 50 Jahren. Aber hier wirken unübersehbar die psychosozialen Spätfolgen jahrzehntelanger Diskriminierung nach, und die amerikanische Gesellschaft ist weiterhin unfähig und auch unwillens, etwas dagegen zu tun.

Auch das ist eine Form des Rassismus, und Obama muss sich von Seiten schwarzer Bürgerrechtler den Vorwurf gefallen lassen, dass er ihn mit trägt.

Man muss selbstverständlich skeptisch sein, ob Bloombergs Programm es schafft, in New York diese Verhältnisse entscheidend zu ändern und den Jugendlichen in Harlem und in der Bronx eine würdevolle bürgerliche Existenz zu ermöglichen. Die wirtschaftliche Lage ist derzeit nicht gerade dazu angetan, diesen Menschen Berufsperspektiven zu bieten. Aber wenigstens traut sich Bloomberg anzusprechen, welche Probleme dieses Land wirklich plagen. Washington hat das offensichtlich aus den Augen verloren.