Nico Hofmann will bei den Nibelungenfestspielen den Nachwuchs fördern. Die Ludwigsburger Filmakademie soll davon profitieren.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Einige haben zunächst den Kopf geschüttelt: Ein Filmproduzent als Theaterintendant? Einer der ganz Großen der Branche nun ausgerechnet im kleinen Worms? Nico Hofmann hat als Regisseur viele Preise kassiert und als Produzent deutsche Filmgeschichte geschrieben. Was hat ihn geritten, Intendant der Nibelungenfestspiele in Worms zu werden?

 

Nico Hofmann kennt Worms gut, für ihn sei es „eine Rückkehr in die Heimat“, wie er es nennt. Er ist 1959 in Heidelberg geboren und in Mannheim groß geworden, wo er als junger Mann am Nationaltheater gearbeitet hat. Deshalb sei ihm auch das Theater keineswegs fremd. Er sei sogar Regieassistent von Dieter Dorn gewesen. „Die Verbindungen mit Schauspiel und Bühne sind essenziell für mich gewesen“, sagt Hofmann. Trotzdem: „Ohne uns drei in Gedanken hätte ich es nicht gemacht.“ Seine zwei Mitstreiter sind Thomas Schadt, der Leiter der Ludwigsburger Filmakademie, und der Bühnenautor und Schriftsteller Albert Ostermaier.

Albert Ostermaier schreibt ein Stück über die Nibelungen

Für die Wormser Nibelungenfestspiele bedeutet das einen Richtungswechsel. Sie wurden 1937 gegründet – und bis 1939 spielte man ausschließlich Hebbels „Nibelungen“. 2002 wurden die Festspiele wiederbelebt, und seit 2004 ist der Regisseur Dieter Wedel Intendant – und ließ es sich nicht nehmen, fast alle Produktionen selbst zu inszenieren. In diesem Sommer hat er „Hebbels Nibelungen – born to die“ als eine Art Fantasy-Märchen herausgebracht.

Von 2015 an soll nun nicht nur ein neuer Teamgeist Einzug halten, sondern auch mehr auf neue Texte und den künstlerischen Nachwuchs gesetzt werden. Zunächst wird Albert Ostermaier ein Stück über die Nibelungen schreiben. „Man muss den Stoff gar nicht aktualisieren“, sagt der Münchener Theaterautor, „er hat Sex, Crime, Violence und erzählt viel von unseren Ängsten, Sehnsüchten und Abgründen.“ Außerdem wird künftig einmal im Jahr ein Autorenwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich bundesweit Nachwuchsautoren beteiligen können.

Thomas Schadt, der als künstlerischer Leiter in Worms antritt, will 2015, seinem ersten Jahr in Worms, mit der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg zusammenarbeiten. Es könne zum Beispiel eine Bachelor-Inszenierung aus Ludwigsburg auch in Worms gezeigt werden. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Regiestudenten sich für den Stoff interessieren“, sagt Schadt, „das könnte für alle absolut bereichernd sein.“

Wichtiger als Prominenz ist der Nachwuchs

Darauf hoffen freilich auch die Stadt Worms und das Land Rheinland-Pfalz. Denn die Nibelungenfestspiele sind das einzige Kulturereignis in Rheinland-Pfalz mit nationaler Strahlkraft. Mit dem neuen Leitungsteam will man die „bundesweite Marke“ mit „Leuchtturmfunktion“ noch weiter stärken, wie es in den Marketingbroschüren heißt.

Anders als für Dieter Wedel, der Mario Adorf und Maria Schrader, Jasmin Tabatabai und Joachim Król nach Worms holte, sind für Nico Hofmann prominente Namen allerdings nachrangig. „Ich glaube, ich habe mit jedem in Deutschland befindlichen Star einen Film gemacht“, sagt er, „aber es muss Sinn ergeben.“ Und auch Schadt will für die Stücke jeweils „die richtigen Regisseure finden“. Einer davon könnte er selbst sein, entschieden sei das aber noch nicht.

Für Thomas Schadt wie für Nico Hofmann ist klar: wer in Worms mitarbeiten wolle, müsse auch Lust darauf haben. „Ich will nur Leute um mich, die Bock darauf haben“, sagt Thomas Schadt. Wie er als künstlerischer Leiter und Hofmann als Intendant sich die Arbeit aufteilen, haben die beiden aber noch nicht endgültig entschieden. „Wir werden es uns auf der Strecke teilen“, sagt Schadt, „wir sind sehr spontan, sehr energetisch, wir werden schon was auf die Beine bringen.“