China leistet Hilfe für ein Mammutprojekt: In elf Jahren soll in Nicaragua eine Wasserstraße entstehen, an der die Chinesen nach getaner Arbeit für 100 Jahre ein Beteiligungsrecht erhalten.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Nicaragua - Es war im Juli 1502, als Christopher Kolumbus vor einer Küste Anker warf, die damals ziemlich herrenlos daherkam und heute zu Nicaragua gehört. Bald darauf hatten es sich die Spanier in dieser Gegend bequem eingerichtet, und etwa aus dieser Zeit stammt die Idee, den Atlantik mit dem Pazifik durch einen Kanal zu verbinden.

 

Ganz so, wie vor 99 Jahren im südlich gelegenen Panama geschehen. Den Gedanken, von solch einem Kanal zu profitieren, hat das arme Nicaragua auch nach der Eröffnung des Panamakanals nie aufgegeben. Träumereien waren das, Ideen, die meist schnell und still wieder in den Schubladen verschwanden. Das hat sich nun geändert.

Bis zu 40 000 Menschen sollen am Großprojekt arbeiten

Es ist ein Unternehmen aus Hongkong, das Nicaragua zu Ansehen und Wohlstand verhelfen soll. Anfang der Woche hat der Kongress in Managua dem Konsortium aus Fernost die Konzession für den Kanalbau erteilt. Präsident Daniel Ortega hofft darauf, dass bis zu 40 000 Menschen Arbeit an dem Großprojekt finden, gerechnet wird mit einer Bauzeit von elf Jahren.

Die rund 200 Kilometer lange Wasserstraße soll 40 Milliarden Dollar kosten und die Chinesen bekommen nach getaner Arbeit für 100 Jahre ein Beteiligungsrecht am Betrieb des Kanals. Sehr genau wird in dem Vertrag festgehalten, wer wann wem wie viel zu bezahlen hat. Nur auf eine Machbarkeitsstudie haben die Beteiligten dann doch lieber verzichtet.

Die Route der Wasserstraße steht noch nicht fest

Denn noch steht nicht einmal exakt fest, welchen Weg die Kanalbauer durch das ziemlich undurchdringliche Buschwerk schlagen sollen. Ginge die Route durch den Nicaraguasee, könnte das den dort erwachenden Tourismus empfindlich stören. Noch kritischer wäre eine Strecke die den Río San Juan de Nicaragua nutzt. Teile des Grenzflusses werden von Costa Rica beansprucht. Ihre Hoffnung setzen die Gegner des Mammutprojektes nun ausgerechnet auf den chinesischen Investor. Der hat zwar die Regierung Nicaraguas überzeugt, findige Journalisten jedoch säen Zweifel an dessen Seriosität. Der Geschäftsführer der „HK Nicaragua Canal Development Investment Co. Ltd.“ jedenfalls steht so vielen anderen Unternehmen vor, dass der Verdacht besteht, dass die Chinesen nur Lizenzen verkaufen wollen ohne je einen Spaten in die Hand zu nehmen.