Altkanzlerin Angela Merkel bekommt den Bayerischen Verdienstorden verliehen – wie 5717 andere vor ihr. Jede Ehrung ist auch ein Politikum.
Angela Merkel kann künftig im Urlaub gratis über die bayerischen Alpenseen schippern oder umsonst Schloss Neuschwanstein besichtigen. Diese Privilegien hat ihr ein Mann zugeschanzt, der ihr in ihrem späten Politikerleben oft genug auf die Nerven gegangen ist: Markus Söder. Der Ministerpräsident des Freistaats wird der Altkanzlerin heute den Bayerischen Verdienstorden verleihen.
Merkels berühmte Blazer haben gar nicht so breite Revers, dass sie alle Orden gleichzeitig zur Schau tragen könnte, die ihr zuletzt angeheftet wurden: Neben dem Großkreuz des deutschen Verdienstordens in besonderer Ausführung sind das der nordrhein-westfälische Staatspreis und jetzt das Malteserkreuz mit Rautenwappen, das ihr „für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk“ zugedacht wird. Verbunden damit sind die eingangs erwähnten Sonderrechte. Solche Orden sind für Merkel eigentlich nichts Besonderes. Sie hat schon 20 davon von 17 verschiedenen Staaten bekommen. Die letzten drei Ehrungen sind gleichwohl ungewöhnlich. Böse Zungen behaupten, Söder und sein NRW-Kollege Hendrik Wüst wollten mit dem Anheften ihrer Orden an Merkels Revers vor allem deren Nachnachnachfolger an der CDU-Spitze, Friedrich Merz, einen Stich versetzen.
Der Bayerische Verdienstorden ist eher Dutzendware. 5717 Personen haben ihn bereits verliehen bekommen, im Oktober 2022 allein 72, darunter die Kurzzeit-Gesundheitsministern Carolina Trautner (CSU). Merkel mag die Ahnengalerie der bisher Ausgezeichneten an ein Horrorkabinett erinnern. Unter den Ordensträgern sind die CSU-Patriarchen Edmund Stoiber und Horst Seehofer, die ihr so willkommen waren wie Corona im Sommer – und natürlich der christsoziale Säulenheilige Franz Josef Strauß.
