Der 85-jährige Wilfried Kälberer rekapituliert auf 150 Seiten eine ereignisreiche Zeit als Werbeexperte, Musiker und Hobbydichter. Die Erinnerungen „Känos“ umreißen zugleich einige Kapitel Heimatgeschichte aus persönlicher Sicht.

Notzingen - Das Leben ist nur eine Frage der Zeit.“ So banal diese Feststellung auf den ersten Blick auch klingen mag – für den Notzinger Wilfried Kälberer zählt sie zu den wichtigsten Erkenntnissen seiner resümierenden Gedankenwelt aus immerhin bald 86 Lebensjahren. Vieles von dem, was in dieser langen Zeit passiert ist, hat der im Albvorland noch bestens bekannte Werbefachmann und Reimeschmied, Musiker und Komponist, Tierfreund und wohltätige Kalendermacher in ein reich bebildertes Memoirenbändchen verpackt. Der Titel: „Glück und Leid – ein lesenswerter Lebensweg“.

 

In der Glücksabteilung des „Käno“ (Kälberer, Notzingen) rangiert die Selbsteinschätzung ganz obenan, wonach er in seinem Leben „nie hat arbeiten müssen“, weil er im Sinne von Konfuzius seine Passion für kreative Produktwerbung – inklusive Eigenwerbung – zum Beruf erkoren hat.

Und aus seinem beruflichen Werdegang, der vom Kaufmannslehrling bis zum Werbeleiter, Agenturchef und Chefredakteur einer Kundenzeitschrift beim Lebensmittelgroßhandel Schempp in Ostfildern-Scharnhausen sowie zum anschließenden Engagement beim dortigen Makro-Medien-Dienst (MMD) führte, leitete der Notzinger diese Maxime ab: „Tu nur das, wozu Du geboren bist!“ Das gilt für den Käno bis heute, obwohl ihn inzwischen seine Parkinsonerkrankung „fest im Griff“ habe.

Früher Schicksalsschlag

Auf der genetischen Habenseite verbucht Kälberer in seinem Lebensresümee auch die musische Ader seines Vaters Otto. Der, so ist zu lesen, war neben seinen öffentlichen Ämtern in der Gemeinde über Jahrzehnte hinweg Chorleiter beim Gesangverein „Concordia“, von ihm stammt auch das Notzinger Heimatlied und in Gedichten hat er Stimmungen sowie markante Naturschönheiten am Albtrauf festgehalten. Und auch von Känos Dichtkunst finden sich etliche Beispiele im Memoirenband. Bei seinen Gedanken zu „Gott und der Welt“ zieht Wilfried Kälberer seine Kreise freilich weit über die engere Heimat hinaus – und sieht die Bedrohungen unseres Planeten im globalen Kontext.

Als ein weites Feld für unzählige Glücksposten hat sich für den Notzinger die Musik erwiesen. So spielte er jahrzehntelang als Trompeter in der legendären Kirchheimer Tanzformation „Topstars“, und auch die Kinder Hagen und Monja fanden schon in jungen Jahren in Vaters Fußstapfen den viel beachteten Weg auf viele Bühnen des In- und Auslandes. Dass das Leben nur eine Frage der Zeit ist, sollte indes eine ebenso schmerzliche wie tragische Wendung und Bedeutung bekommen, als Monja 18-jährig bei einem Verkehrsunfall den Tod fand. Von einer Sekunde auf die andere war damit eine große Hoffnung erloschen.

Veröffentlichungen für wohltätige Zwecke

Mit verschiedenen Kalenderprojekten hat Wilfried Kälberer in den vergangenen Jahrzehnten Aufmerksamkeit erregt. Den Auftakt bildete zum Milleniumswechsel eine Serie mit treffenden Porträts des Stuttgarter Künstlers und Jazzmusikers Herbert Joos. Der kalendarische Jahresbegleiter für 2013 erschien zugunsten des Vereins Lebenshilfe unter dem Titel „Carpe diem“ (Nutze den Tag!). 2016 lautete das Kalendermotto „Reden ist Silber und helfen ist Gold“ und diente der Unterstützung der Welthungerhilfe. Der Erlös des Memoirenbandes soll ausschließlich Kälberers Enkel Ruben zugute kommen. Der jetzt 17-Jährige leidet unter dem sogenannten Angelman-Syndrom, einer genbedingten Besonderheit, die sich laut einer Buchnotiz durch motorische Entwicklungsverzögerungen und stark reduzierter Sprachentwicklung äußert.