Stadträte folgen nicht den Ausbauplänen der Verwaltung, weil es ihnen an Informationen mangelt.

Nürtingen - Erneut haben Nürtinger Stadträte dem Rathaus die Gefolgschaft in Sachen Hölderlinhaus versagt. Nachdem die Verwaltung bereits Anfang Oktober vergeblich um Zustimmung geworben hatte, ist es auch jetzt wieder misslungen, das Projekt aufs Gleis zu bringen. Nach dem Willen des Betriebsausschusses Gebäudewirtschaft Nürtingen wird das Projekt nun in die Haushaltsberatungen Anfang des nächsten Jahres verlegt. Erfolglos hatte der Oberbürgermeister Otmar Heirich versucht, aufs Tempo zu drücken.

 

Wie berichtet, soll das Hölderlinhaus saniert und aufgestockt werden. Der geplante erste Baustein für ein künftiges Bildungszentrum Schloßberg, mit dem vor allem die Volkshochschule eine Zukunftsperspektive erhalten soll, erwies sich im Frühjahr allerdings erst einmal als Stolperstein. Weil das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart den Haushalt der Stadt Nürtingen wegen einer drohenden hohen Verschuldung zurückgewiesen hat, musste der Gemeinderat die Liste der Investitionen radikal zusammenstreichen. Auf der Strecke blieb dabei auch das Hölderlinhaus.

Stadt soll sich zum Hölderlinjubiläum nicht blamieren

Im Oktober dann holte Otmar Heirich das Vorhaben wieder aus der Schublade. Zwei wesentliche Argumente führte der Rathauschef ins Feld: erstens würde sich Nürtingen im Vergleich zu den anderen Hölderlinstädten Tübingen und Lauffen blamieren, wenn zum 250. Geburtstag des Dichters im Jahr 2020 das „Leuchtturmprojekt“ nicht realisiert würde. Die Zeit dränge. Und zweitens stehe es um die städtischen Finanzen derzeit nicht ganz so schlecht wie zunächst befürchtet.

Eine reine Sanierung des Gebäudes würde geschätzt 2,6 Millionen Euro kosten. Für die aufgestockte Variante kalkuliert der Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft Nürtingen (GWN) mit zusätzlichen zwei Millionen Euro. Laut dem Vorschlag der Verwaltung soll dieser Mehrbedarf durch verbesserte Haushaltseinnahmen gedeckt werden. Doch bereits im Oktober wandten Stadträte ein, dass durch das Hölderlinhaus andere Projekte ins Hintertreffen geraten würden. Eine Auflistung dazu forderten sie bisher vergeblich.

Räte befürchten weitere Rüge durch das Regierungspräsidium

Diese Frage spielte denn auch jetzt bei der erneuten Abstimmungsniederlage die zentrale Rolle. Eine deutliche Mehrheit im Ausschuss äußerte die Sorge, das RP könnte der Stadt ihren Haushalt abermals um die Ohren hauen. „Nicht dass wir dann wieder hier sitzen und sagen: ,Dies und dies und dies können wir nicht machen‘“, warnte Jürgen Geißler (Liberale). Bereits jetzt sei man „weit über dem, was wir schon beim letzten Mal nicht genehmigt bekommen haben“, so Jürgen Geißler weiter. Bei den Haushaltsberatungen könnten, so der Tenor im Ausschuss, die Stadträte das Einzelprojekt Hölderlinhaus in einer Gesamtschau der Investitionsvorhaben bewerten.

Otmar Heirich versicherte zwar, dass andere Vorhaben nicht „sterben“ müssten. Dieser Hinweis fruchtete indessen ebenso wenig wie die Warnung, das Haus werde im Fall einer weiteren Verzögerung bis zum Hölderlinjubiläum nicht rechtzeitig fertig.