Die Fraktionen im Gemeinderat von Nürtingen sehen wieder mehr finanziellen Spielraum. Unter anderem will die Stadt in den Wohnungsbau einsteigen.

Nürtingen - Erleichterung über die Entspannung der finanziellen Lage zieht sich wie ein roter Faden durch die Haushaltsreden der Fraktionen im Nürtinger Gemeinderat. Nach Jahren der Zurückstellung von Investitionen sehen die Kommunalpolitiker nun Spielraum, wichtige Investitionen anzugehen. Gleichwohl wird davor gewarnt, den eingeschlagenen Sparkurs leichtfertig zu verlassen.

 

„Um die ganz große Spannung gleich zu Beginn aufzulösen: Die CDU-Fraktion wird dem vorliegenden Haushaltsplanentwurf zustimmen“, sagte Thaddäus Kunzmann (CDU). Ein wichtiges Thema in Nürtingen ist der Wohnungsbau. In der Stadt mangelt es an Wohnraum in allen Preissegmenten, vor allem jedoch fehlt es an sogenannten bezahlbaren Wohnungen. Die Stadt will hier aktiv werden, die Frage ist allerdings, ob sie über eine noch zu gründende Wohnungsbaugesellschaft in den sozialen Wohnungsbau einsteigt oder den bereits vorhandenen Eigenbetrieb Stadtbau nutzt. Rund 2,8 Millionen Euro sind für das laufende Haushaltsjahr eingeplant, weitere rund 3,4 Millionen Euro für die Folgejahre.

Das Projekt Bahnstadt genießt bei allen Fraktionen hohe Priorität. Das Sanierungsgebiet soll sich zu einem Quartier mit einem Mix aus Wohnen, Arbeiten und Kultur mausern, das eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. Rund 4,3 Millionen sind für das Jahr 2018 reserviert, weitere rund vier Millionen Euro sollen dann in der näheren Zukunft in die Bahnstadt gesteckt werden.

Die zuletzt ins Stocken gekommene geplante Modernisierung des Hölderlinhauses, das ein Teil eines Bildungszentrums am Schlossberg werden soll, wird nun ebenfalls wieder aufgenommen. Eine halbe Million Euro sieht der Etatentwurf für dieses Jahr vor. Hermann Quast, der Vorsitzende der Fraktion Liberale-Aktive Bürger/FWV sieht „die große Chance, unser etwas verschlafen wirkendes Nürtingen für die nächsten vier Jahre mit Investitionen von über 80 Millionen Euro neu aufzustellen.“

Hermann Quast warnte davor, dass Nürtingen im Wettbewerb mit anderen Kommunen ins Hintertreffen gerät. So hinke die Stadt bei den Gewerbesteuereinnahmen Städten vergleichbarer Größe wie Kirchheim, Leinfelden-Echterdingen oder Filderstadt hinterher.