Auf dem Melchiorareal am Neckar ist erneut ein Biergarten geplant. Der bisherige Wirt hat keinen genehmigungsfähigen Bauantrag eingereicht. Die Verwaltung will nun selbst die Vorarbeit leisten.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Nürtingen - Am Dienstag wird wieder einmal der umstrittene Biergarten auf dem Melchiorareal den Nürtinger Gemeinderat beschäftigen. Unter der Überschrift „Rückblick – Ausblick“ stellt die Verwaltung ihre Pläne für nächstes Jahr vor. Diese bieten durchaus Sprengstoff. Denn um überhaupt eine Fortsetzung des vom Oberbürgermeister Otmar Heirich forcierten Projekts zu ermöglichen, will nun die Stadtverwaltung selber die erforderlichen Unterlagen und Pläne zusammenstellen und ihrerseits einen Bauantrag für einen Biergarten stellen.

 

Bisher war man davon ausgegangen, dass der Betreiber, der Gastronom Robert Ruthenberg, diesen Antrag formulieren würde. Aus der Vorlage, über die der Gemeinderat am Dienstag beraten muss, geht hervor, dass Ruthenberg zwar für die vergangene Saison einen Bauantrag eingereicht hatte, dieser habe aber keinen „genehmigungsfähigen Umfang“ gehabt. Dass nun die Stadt selber anstelle des Gastronomen aktiv wird, begründet Bärbel Igel-Goll, die Leiterin des Amts für Stadtmarketing, zum einen damit, dass die Nutzung des Melchiorareals als Biergarten wahrscheinlich zeitlich begrenzt sei. Schließlich suche man im Ideenwettbewerb „Westlicher Neckar“ nach optimalen Nutzungsmöglichkeiten des Gebiets am Neckar.

Will Robert Ruthenberg weiterzapfen?

Zum anderen sei die Stadt, wenn sie selber den Bauantrag stelle, frei in der Vergabe der Konzession. Dass die Stadt mit dem Bauantrag lediglich in Vorleistung für Robert Ruthenberg gehe, bestreitet Bärbel Igel-Goll heftig: „Es ist überhaupt nicht sicher, ob Herr Ruthenberg überhaupt noch einmal den Biergarten betreiben will“, erklärt sie auf Anfrage.

In der Vorlage steht anderes: Da wird das Engagement des Gastronomen betont. Er habe in die Realisierung des Biergartens „in erheblichem Maße“ investiert, etwa in Stromanschlüsse, Kühlwagen, Beleuchtung, einen Pavillon, Toiletten und eine LED-Wand während der Weltmeisterschaft. Trotz teilweise hervorragender Umsätze hätte er vor allem wegen der schlechten Witterung im August zwar keine Gewinne erwirtschaften können.

Betrieb in der vergangenen Saison war ein Minusgeschäft

Dennoch sei Ruthenberg „trotz erheblichem Defizit 2014 an einer Fortsetzung der Außengastronomie interessiert“. Vielsagend ist der Beschlussantrag, über den die Stadträte abstimmen sollen: „Die Verwaltung wird beauftragt, mit Herrn Ruthenberg und allen weiteren Beteiligten die Umsetzung abzustimmen, sobald eine Baugenehmigung vorliegt.“

Klar ist indes, dass Ruthenberg, sollte er beim nächsten Mal erneut zum Zug kommen, erhebliche Abstriche machen muss. Der Biergarten 2014 sei nur wegen der Sondersituation während der Fußballweltmeisterschaft baugenehmigungsfrei realisierbar gewesen. Bei einer Neuauflage soll der Bewirtungsbereich rund um die Fischtreppe verkleinert werden. Im Bauantrag werde, so versichert Bärbel Igel-Goll, zudem festgeschrieben, dass die Hütten direkt vor dem Eingang der Freien Kunstakademie Nürtingen verschwinden müssten.

Landratsamt muss zum Hochwasserschutz gehört werden

Auch habe es sich nicht bewährt, dem Gastronomen Räumlichkeiten im Gebäude der FKN zur Verfügung zu stellen. Zum einen sei der Betrieb der Hochschule durch die Belegung des Vorplatzes mit Hütten und durch das Lager und die Tiefkühltruhen im Flur stark beeinträchtigt gewesen. Zum anderen scheide eine erneute Nutzung des Flurs aus brandschutzrechtlichen Gründen aus.

Für den Bauantrag, versichert Igel-Goll, werde die Stadt selbstverständlich alle notwendigen Stellungnahmen bei den Trägern öffentlicher Belange einholen, also auch die Einschätzung des Esslinger Landratsamts zur Hochwassergefährdung des Melchiorareals. Insgesamt beurteilt Bärbel Igel-Goll den Testlauf im vergangenen Sommer aber positiv. Nachfragen hätten bestätigt, dass auch für 2015 eine Außengastronomie gewünscht werde.