Die aktuell vorgesehene Ausstellung im Dachgeschoss der Kreuzkirche muss verschoben werden. Die Fluchtwege in dem Gebäude genügen den Anforderungen an den Brandschutz nicht mehr. Bis zum Januar soll eine provisorische Treppe stehen.

Nürtingen - Eigentlich sollten seit Sonntag in der Nürtinger Kreuzkirche Arbeiten von Andreas Futter zu sehen sein. Notgedrungen verschiebt aber das städtische Kulturamt die geplante Herbstausstellung mit bronzenen Figuren in absurden Situationen. Der Grund sind Defizite beim Brandschutz, die das Bauverwaltungsamt und die städtische Gebäudewirtschaft Nürtingen (GWN) festgestellt haben. Ähnlich wie beim Stuttgarter Fernsehturm, entdeckte man bei einer Routineuntersuchung, dass der Brandschutz nicht mehr den heutigen Anforderungen genügt.

 

Dachgauben scheiden als Fluchtweg aus

Seit Mitte Juli gibt es im Dachgeschoss keine Veranstaltungen mehr, da im Fall eines Brandes „eine konkrete Gefahr für Leib und Leben der Besucher besteht“, so der GWN-Chef Volkmar Klaußer. Die Prüfung durch einen Gutachter habe ergeben, dass die Dachgauben keine sichere Möglichkeit zur Evakuierung von Menschen bieten und überdies das Treppenhaus recht eng ist. Der Bestandschutz erlaubt es der Stadt Nürtingen indes, die Treppe weiter als Fluchtweg zu nutzen, wenn sie zusätzlich für einen zweiten Fluchtweg sorgt. Dafür soll im Bereich des Chores in Abstimmung mit dem Brandschutzgutachter nun zum Jordery-Platz hin eine außen liegende Rettungstreppe gebaut werden.

Einen Entwurf hat der Nürtinger Architekt Jörg Weinbrenner vor kurzem im Gemeinderat vorgestellt. Die Kosten für die Stahlkonstruktion belaufen sich nach der ersten Schätzung auf rund 150 000 Euro. Unter Rücksprache mit dem Denkmalamt soll die Planung nun verfeinert und dann den Stadträten erneut vorgestellt werden.

Andreas Futter stellt erst in anderthalb Jahren aus

Damit die bereits terminierten Ausstellungen nicht ins Wasser fallen, will die Stadt bis zum Januar ein Provisorium schaffen. An derselben Stelle wie später die feste Rettungstreppe, soll dafür eine Bautreppe aufgestellt werden. Damit wäre die Jahresausstellung, die in der Vergangenheit regelmäßig an die 10 000 Besucher und mehr in die Nürtinger Kreuzkirche gelockt hat, gesichert.

Die Ausstellung mit Werken von Andreas Futter ist auf das Frühjahr 2017 verschoben. Bei der nächsten Frühjahrsausstellung sind vom 6. März bis zum 3. April Holzschnitte von Martina Geist zu sehen. Vom 12. Juni bis zum 10. Juli ist dann der Maler Ulrich Klieber zu Gast.

Aus der Kirche ist ein kulturelles Zentrum geworden

Friedhof
Die Nürtinger Kreuzkirche ist im Jahr 1455 als Friedhofskirche gebaut worden. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Friedhof in der Stadtmitte schließlich aufgegeben und ein neuer Friedhof angelegt. Der damalige Siechenwasen am Neckar ist heute der Alte Friedhof.

Umnutzung
Die Kreuzkirche ist 1928/29 renoviert und im Stil des Expressionismus ausgemalt worden. Seit den 1980er-Jahren wird das Gebäude für Kulturzwecke genutzt. Als Ort für Ausstellungen und Konzerte bildet die Kirche einen kulturellen Schwerpunkt in Nürtingen.