Ein 35-Jähriger ist angeklagt, seine damals 16-jährige Ex-Freundin vergewaltigt zu haben. Er hat bereits eingeräumt, dass die Vorwürfe stimmen.

Nürtingen/Stuttgart - Ja, die Vorwürfe stimmen, lässt der Angeklagte über seinen Verteidiger mitteilen. Genaueres will er aber vorerst nicht sagen. Dem 35-Jährigen wird vorgeworfen, im Februar 2011 seine damals 16-jährige Ex-Freundin in Nürtingen zwei Mal vergewaltigt zu haben. Jetzt muss er sich deswegen vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Er ist bereits wegen einer ähnlichen Tat vorbestraft.

 

Der Mann aus Unterfranken hatte das Mädchen über ein Online-Rollenspiel kennengelernt, mit dem er sich während seiner langen Arbeitslosigkeit beschäftigt hatte. Sie vertrauten sich einander an, sagt er. Sie habe ihm sogar von einem Suizidversuch erzählt: „Ich wusste viel von ihr.“ Als er für einen Job in die Nähe kam, trafen sich die beiden. Schnell bot ihm der Vater des Mädchens eine Anstellung und – auf dem Sofa im Zimmer der Tochter – eine Bleibe an. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Beziehung; mit dem Altersunterschied hatte laut dem Angeklagten weder das Paar noch der Vater des Mädchens ein Problem.

Vor der Tat droht er, sich umzubringen

Nach etwa einem Jahr beendete jedoch die 16-Jährige die Beziehung. Der Polizei sagte sie später, der Angeklagte habe sie mehrfach geschlagen und auch eingesperrt. Eines Abends nach der Trennung wollte er ihr eine versehentlich mitgenommene Pillenpackung zurückgeben, heißt es in der Anklage. Er teilte ihr mit, er habe die Packung vor ihr Fenster gelegt. Als sie nachschaute, stand er dort. Weil er vor Kälte zitterte, ließ sie ihn herein.

Er habe sich unglücklich über die Trennung gezeigt und gesagt, wenn er sie jetzt nicht mehr haben könne, wolle er noch einmal mit ihr schlafen. Als sie sich wehrte, ging er in die Küche, holte ein Messer, ritzte sich damit zwei Mal in den Arm und drohte damit, sich umzubringen. Weil sie sich dadurch aber nicht zum Geschlechtsverkehr überreden ließ, brachte er sie gewaltsam dazu. In der folgenden Unterhaltung sprach das Mädchen ihn darauf an, dass er auch die Schwester seiner Ex-Freundin vergewaltigt haben soll. Er ohrfeigte sie, zwang sie später noch einmal zum Sex.

Während der Haft will der Angeklagte sich Hilfe suchen

Die 16-Jährige verschwand nach der Tat für einige Tage und galt als vermisst. Während der Ermittlungen meldete sich der Angeklagte immer wieder bei der Polizei, gab Hinweise und wollte Kontakt zu ihr aufnehmen. Er erwähnte auch von sich aus den Tatabend und einen Streit als möglichen Grund für ihr Verschwinden.

Der 35-Jährige versank nach der Trennung wieder in seinem Computerspiel. Kontakte außerhalb des Spiels habe er nicht, sagt er. In der Erklärung seines Anwalts heißt es, er habe mit seinem Leben nicht viel anfangen können. Erst durch die Beziehung zu der Nürtingerin und den Job habe er gemerkt, dass es einen Schritt nach vorn gehe. „Die Trennung hat ihm dann den Boden unter dem Füßen weggerissen.“ An den Taten solle gar nicht herumgedeutelt werden: Ihm sei klar, dass er so mit Frauen nicht umgehen könne. Er wolle sich während der Haft Hilfe suchen. Für den Prozess sind fünf weitere Verhandlungstage ansetzt.