Dieter Salomon hat nach der Niederlage im ersten Wahlgang seine Strategie geändert und gibt sich im Endspurt des Wahlkampfs deutlich hemdsärmliger. Er geht am Sonntag gegen den von der SPD unterstützten Martin Horn und die alternativ-grüne Monika Stein ins Rennen – und er hat prominente unterstützer.
Freiburg - Das Ergebnis des zweiten Wahlgangs bei der Freiburger Oberbürgermeisterwahl am kommenden Sonntag dürfte mit Spannung erwartet werden: Denn nicht der seit 16 Jahren amtierende Grüne Dieter Salomon, sondern der zuletzt im Sindelfinger Rathaus als Europakoordinator beschäftigte Martin Horn, parteilos und von der SPD unterstützt, hat die erste Runde gewonnen. Martin Horn 34,7 Prozent, Dieter Salomon 31,3 Prozent und Monika Stein 26,2 Prozent – so ist die Ausgangsposition für den zweiten Termin. Im ersten Wahlgang für das Amt des Oberbürgermeisters hatte keiner der sechs Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht, im zweiten reicht die einfache. Zurückgezogen haben zwei Außenseiter, ein weiterer kandidiert zwar, ruft aber zur Wahl von Horn auf. 170 000 Freiburgerinnen und Freiburger werden erneut zur Urne gebeten.
Martin Horn punktet mit jugendlichem Flair
Sicherheitshalber hat der Amtsinhaber eine neue Agentur beauftragt, seinem Auftritt ein neues Styling zu verpassen. Jetzt tritt nicht mehr der OB im schwarzen Anzug auf, sondern der hemdsärmelige Kandidat, und man darf ganz vertraut „Dieter wählen“. Herausforderer Horn ist den umgekehrten Weg gegangen und präsentiert sich jetzt in Anzug und Krawatte wie ein Oberbürgermeister. Seinem jugendlichen Flair tut das keinen Abbruch, Horn spielt die Karte des jungen Familienvaters gekonnt und wird insbesondere von jungen Leuten als „einer von uns“ empfunden. Der Festlegung auf Inhalte weicht er wie ein Politprofi aus. Aber er schafft es, seine Botschaft so vorzubringen, als könne er sie tatsächlich verwirklichen.
Prominente Grüne als Wahlkampfhelfer
Wie viele Wähler von Steins 26-Prozent-Sockel möglicherweise zum einen oder anderen Bewerber abwandern, wird wohl wahlentscheidend sein. Während die Lager sich sortieren – auch die FDP unterstützt jetzt Martin Horn, die CDU Dieter Salomon – setzen die Grünen trotzig auf die „Kavallerie“. So drückte sich die Freiburger Kreisvorsitzende Ella Müller wenig pazifistisch aus.
Gekommen sind der ehemalige Grünen-Parteivorsitzende Cem Özdemir und seine frühere Co-Vorsitzende Claudia Roth. Und für den vergangenen Mittwochabend hatte man – um im Bild zu bleiben – das beste Pferd im Stall der Grünen, nämlich Winfried Kretschmann, auf den Freiburger Rathausplatz zum „Talk“ gerufen. Kretschmann hatte im Jahr 2002 Salomon als Fraktionsvorsitzender im Landtag abgelöst und wurde neun Jahre später erster Grünen-Ministerpräsident.