Die SportKultur und der Turnerbund Untertürkheim bauen ihre Kooperation aus.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Obere Neckarvororte - Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört“, hatte Willy Brandt einst den Mauerfall im Jahr 1989 kommentiert. So beurteilen auch die Vorsitzenden der beiden Vereine Turnerbund Untertürkheim (TBU) und SportKultur Stuttgart (SK), Gerd Schumacher und Uli Strobel, die Intensivierung ihrer Zusammenarbeit.

 

Die Kooperation zwischen den Vereinen ist nicht neu; sie besteht schon seit geraumer Zeit. So sind unter dem Dach der Stuttgarter Sportgemeinschaft (SSG) die Kindersportschule (KiSS) und die Handball-Spielgemeinschaft Obere Neckar (HSG) angesiedelt. Neu ist seit Mai, dass die Mitglieder beider Vereine das Angebot des anderen Vereins nutzen dürfen. Eine extra Mitgliedschaft brauchen die Sportler nicht und auch keine zusätzlichen Beiträge zahlen. Schwimmen, Faustball, Triathlon oder Leichtathletik bietet die SportKultur zum Beispiel nicht selbst an. Die Sportarten können die Mitglieder jetzt in Untertürkheim ausüben; ebenso können die Mitglieder des TBU in ihrer Freizeit Badminton oder Basketball spielen sowie Judo und bald schon Golf betreiben. Insgesamt haben beide Vereine 23 Sportarten für ihre Mitglieder im Angebot. Die einzige Einschränkung: Die Kooperation gilt nicht bei Wettkampfsportarten oder Verbandsspielen, weil ein Spieler dafür einen Pass braucht.

Auf diese Weise wollen die Vereine noch enger zusammen wachsen. „Eine Fusion ist es nicht, aber ein Schritt in Richtung engerer Zusammenarbeit“, sagt Uli Strobel vom Vorstand der SportKultur. Beide Vereine probieren den Spagat zwischen Tradition und Moderne. „Allein der Gedanke an Tradition hält einen Verein aber nicht aufrecht“, ergänzt Strobels Kollege von der TBU, Gerd Schumacher. Für die Tradition stehen die alteingesessenen Vereine im jeweiligen Stadtbezirk in den Neckarvororten. Doch bereits vor zwei Jahren haben sich vier Vereine dort zur SportKultur zusammen geschlossen, um einen Schritt in Richtung Moderne zu gehen. Der TBU wollte zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit ins Boot steigen. Doch beide Seiten diskutieren nach wie vor über dieses Konzept und über die Vorteile für die Vereine und ihre Mitglieder. Das streiten die beiden Vorstände auch nicht ab, doch Genaueres sagen sie derzeit noch nicht.

„Wir sind in erster Linie damit beschäftigt, uns selbst zu verwalten“

Tatsache ist, dass kleine Vereine heute an ihre Grenzen kommen. Sie plagen sich mit dem Mitgliederschwund, und es fließt weniger Geld von der Stadt in die Vereinskasse. „Unser Ziel war es, etwas Größeres zu machen“, sagt Uli Strobel von der SportKultur. Nur so können Vereine aus seiner Sicht in Zukunft bestehen. Damals habe man deshalb bewusst das Gespräch mit allen Bezirksvorstehern der oberen Neckarvororte sowie mit den 18 ansässigen Sportvereinen gesucht. Vier haben sich damals zur Fusion entschieden: Die SKG Hedelfingen, der TV Hedelfingen, der SKV Rohracker und der VfL Wangen. Die Eingliederung des TB Untertürkheim wäre daher nur der logische und konsequente nächste Schritt. Derzeit hat die SportKultur rund 2700 Mitglieder, der TBU um die 1500. Nach einer Fusion wäre der Verein damit der dritt- oder viertgrößte in Stuttgart nach dem VfB und dem MTV.

Vor allem für den TBU wäre das ein Vorteil. Bisher macht Schumacher einen Großteil der anfallenden Vereinsarbeit alleine und auf ehrenamtlicher Basis. „Ich bin Gott sei Dank in Rente“, sagt der 72-Jährige. Zudem sei sein Haus neben der Geschäftsstelle. Doch das eigentliche Problem ist das Ehrenamt. Ein hauptamtlicher Geschäftsführer könnte viel mehr umsetzen. „Bisher ist der TBU ein Verwaltungsverein. Wir sind in erster Linie damit beschäftigt, uns selbst zu verwalten“, bemängelt Schumacher. Dieses Problem kennt die SportKultur seit der Fusion nicht mehr. Der Verein hat nun einen Geschäftsführer. Das wünscht sich Schumacher für den TBU auch. Und dann ist da noch was: Schumacher möchte nach 2015 nicht mehr als Vorstand antreten. Nach seiner Amtszeit möchte er den TBU natürlich in guten Händen und langfristig versorgt wissen.