Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Ein Beispiel: die Gemeinde Inzell hat sich von allen Gegenden, in denen gewählt wurde, mit fast 70 Prozent Neinstimmen (und enorm hoher Beteiligung) am heftigsten gegen eine erneute Bewerbung gewandt. Warum? Inzell war immerhin ein olympisches Dorf mit 1700 Betten zugesagt. Zudem sollte das Pressezentrum für lukrative Wettbewerbe wie Langlauf und Biathlon (zudem Bob und Rodel) hier entstehen. Allerdings wäre das Pressezentrum den Planungen nach genau dort aufgeschlagen worden, wo man vor zwei Jahren ein neues, mit allem Komfort bestücktes Eisstadion hingesetzt hatte.

 

Die olympische Eishalle wiederum wäre für München vorgesehen gewesen. Als Unternehmen auf Abriss. Wer in Inzell steht, sich das klarmacht und dann noch einen Blick auf die eh schon touristisch bis zum Äußersten dienstbar gemachte Landschaft wirft, hat nicht mehr viele Fragen an den internationalen olympischen Zirkus – und versteht, warum das Feuer für die Spiele bei vielen erloschen ist.

Ähnlich lagen die Dinge in Garmisch, wo der Ort, der beständig in den letzten Jahren eine Zerreißprobe in der Bürgerschaft riskieren musste, 2011 eine Ski-WM hinter sich gebracht hat, die ordentlich verkauft wurde, aber auch viele Fragen hinterließ. Eine davon hieß: wer zahlt unter der Woche zwischen 80 und 200 Euro für ein Ticket? Garmischs Umwälzungen für 2022 hätten noch einmal eine andere Dimension erreicht. Dem hat sich der Ort verweigert. Aus Befürwortern wurden Gegner. Knapp sprach man sich für 2018 aus, knapp dagegen im Fall 2022. Unter anderem eine Rolle gespielt haben mag für manchen, dass am Samstag sogar der Deutsche Alpenverein (DAV) bei der Jahreshauptversammlung in Neu-Ulm einen Beschluss fällte, der in dieser Deutlichkeit auch nicht gerade erwartet worden war. 70 Prozent der Delegierten lehnten Olympische Winterspiele in den bayerischen Alpen ab, wo die meisten mit einem Entschluss der Marke „Ja, aber. . .“ gerechnet hatten.

Während im Oberland bei den Abstimmungen in der Regel weit über 50 Prozent Wahlbeteiligung verzeichnet wurden, hielt sich das Engagement der Münchner Bürger in Grenzen. Nur knapp 30 Prozent hatten eine Meinung dazu, wie sich die Stadt positionieren sollte, über 52 Prozent der Wähler lehnten ab. Bezeichnenderweise ist es – außer in der Frage des Neubaus der Arena – nun schon zum vierten Mal ein Bürgerentscheid, der sich explizit gegen die Meinung des Oberbürgermeisters richtet. Statt der vorgesehenen Eishalle auf dem Olympiagelände von 1972, das in letzter Zeit schwer verwaist und überhaupt schwer zu modernisieren ist, soll aber demnächst auf jeden Fall eine neue Halle entstehen. Hauptsächlich finanziert wird sie – Spiele hin, Spiele her – von Österreichern, die schon lange das moderne Wirtschaften im Sport praktizieren. Hier baut: Red Bull.