Auf dem diesjährigen Chirurgenkongress in München plädierten Mediziner und Wissenschaftler hingegen für die Widerspruchslösung. Dabei wird von einem grundsätzlichen Einverständnis zur Organspende ausgegangen - es sei denn, der Betreffende hat zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen. Diese Regelung gilt seit Jahren beispielsweise in Österreich oder Spanien.

 

Österreich hat knapp 8,5 Millionen Einwohner, nur etwa 2000 Österreicher haben sich gegen eine Spende entschieden. In Deutschland wartet ein Patient sechs Jahre auf einen neue Niere, in Österreich sechs Monate, erklärt Axel Haverich, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Und während der Wartezeit verschlechtert sich der Zustand vieler Patienten dramatisch. Damit sinkt die Erfolgsaussicht der Transplantation massiv. "Österreich versorgt sogar manchmal das benachbarte Ungarn mit, da dieses Land so viele Organe zur Verfügung hat", behauptet Haverich.

Besonders skandalös seien die Wartezeiten bei einer Herztransplantation, sagt Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Abteilung Herz- und Gefäßchirurgie der Universität Freiburg. Heute führe man nur noch Transplantationen durch, die ganz dringend seien. Nicht selten transplantiere man aus Verzweiflung Organe, die nicht optimal geeignet seien - angesichts des Notstands akzeptiere man Organe nach erweiterten Kriterien. Auf die hochdringliche Warteliste käme man als Herzpatient inzwischen nur noch, wenn man in den nächsten drei bis zehn Tagen sterben müsste.

 Spendenbereitschaft hat sich erhöht

"Für die Patienten ist das ein unzumutbarer Zustand", berichtet Beyersdorf aus seiner langjährigen Klinikerfahrung. Es gebe zwar immer noch die Möglichkeit, ein Kunstherz einzusetzen, aber eine echte Alternative zur Organspende sei dies nicht. Die Überlebensdauer mit einem Kunstherz betrage maximal 7,5 Jahre. Außerdem werde man als Kunstherzpatient von der Dringlichkeitswarteliste wieder gestrichen. Auch die Forschung etwa mit Schweineherzen bewege sich noch zu sehr im Bereich der Grundlagenforschung, an eine breite klinische Anwendung sei derzeit nicht zu denken.

Bei den gesetzlichen Krankenkassen fanden die Überlegungen Bahrs grundsätzliche Zustimmung. Man werde die rund 70 Millionen Versicherten wie gewünscht über die Möglichkeiten der Organspende informieren, zum Beispiel auch über Mitgliederzeitschriften, sagte der Sprecher des Kassen-Spitzenverbandes, Florian Lanz.

Bis jetzt gilt in Deutschland nach dem Transplantationsgesetz die erweiterte Zustimmungslösung. Danach muss man sich aktiv dafür entscheiden, seine Organe nach einem etwaigen Hirntod zu spenden. Diese Bereitschaft wird in einem Spenderausweis dokumentiert. Doch noch ist diese Bereitschaft zu gering, daher plädieren Experten seit Jahren dafür, dass die Bevölkerung informiert, aufgeklärt und vor allem für die Lage der Betroffenen sensibilisiert werden. Derzeit fühlt sich die Hälfte der Deutschen nicht ausreichend informiert über das Thema, wie eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gezeigt hat.

Aus Not werden ungeeignete Organe transplantiert

Auf dem diesjährigen Chirurgenkongress in München plädierten Mediziner und Wissenschaftler hingegen für die Widerspruchslösung. Dabei wird von einem grundsätzlichen Einverständnis zur Organspende ausgegangen - es sei denn, der Betreffende hat zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen. Diese Regelung gilt seit Jahren beispielsweise in Österreich oder Spanien.

Österreich hat knapp 8,5 Millionen Einwohner, nur etwa 2000 Österreicher haben sich gegen eine Spende entschieden. In Deutschland wartet ein Patient sechs Jahre auf einen neue Niere, in Österreich sechs Monate, erklärt Axel Haverich, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Und während der Wartezeit verschlechtert sich der Zustand vieler Patienten dramatisch. Damit sinkt die Erfolgsaussicht der Transplantation massiv. "Österreich versorgt sogar manchmal das benachbarte Ungarn mit, da dieses Land so viele Organe zur Verfügung hat", behauptet Haverich.

Besonders skandalös seien die Wartezeiten bei einer Herztransplantation, sagt Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Abteilung Herz- und Gefäßchirurgie der Universität Freiburg. Heute führe man nur noch Transplantationen durch, die ganz dringend seien. Nicht selten transplantiere man aus Verzweiflung Organe, die nicht optimal geeignet seien - angesichts des Notstands akzeptiere man Organe nach erweiterten Kriterien. Auf die hochdringliche Warteliste käme man als Herzpatient inzwischen nur noch, wenn man in den nächsten drei bis zehn Tagen sterben müsste.

 Spendenbereitschaft hat sich erhöht

"Für die Patienten ist das ein unzumutbarer Zustand", berichtet Beyersdorf aus seiner langjährigen Klinikerfahrung. Es gebe zwar immer noch die Möglichkeit, ein Kunstherz einzusetzen, aber eine echte Alternative zur Organspende sei dies nicht. Die Überlebensdauer mit einem Kunstherz betrage maximal 7,5 Jahre. Außerdem werde man als Kunstherzpatient von der Dringlichkeitswarteliste wieder gestrichen. Auch die Forschung etwa mit Schweineherzen bewege sich noch zu sehr im Bereich der Grundlagenforschung, an eine breite klinische Anwendung sei derzeit nicht zu denken.

Allerdings, da sind sich Experten einig, sollte man auch die Kommunikation verbessern: Es sollte mehr Transplantionsbeauftragte in den einzelnen Kliniken geben. Potenzielle Organspender müssen verlässlich erkannt und deren Wille umgesetzt werden. Denn eine Organspende ist auch eine große logistische Anstrengung, und die Kliniken, in denen die Patienten gestorben sind, haben im Gegensatz zu den Transplantationszentren fast nichts davon. Daher sind Aufklärung und Überzeugungsarbeit auch innerhalb der Kliniken sehr wichtig.

Immerhin ist nach Angaben der DSO die Zahl der Organspenden im vergangenen Jahr wieder gestiegen, nachdem die Spenderzahlen 2008 und 2009 eingebrochen waren. Vermutlich, so berichten Experten der Koordinationsstelle, hat sich aufgrund der Lebendspende einer Niere durch den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, die Spendenbereitschaft erhöht. Das hat die Menschen zum Nachdenken gebracht - auch wenn noch nicht jeder, der sich dafür interessiert, sofort einen Organspendeausweis ausfüllt. Allerdings wird der Boom, so haben derartige Ereignisse in der Vergangenheit gezeigt, wohl wieder abebben. Daher setzt man bei der DSO auf Aufklärung.

Informationen zum Organspenderausweis

Ausweis Bei einem Unfall sollte ein Organspendeausweis für die Helfer schnell auffindbar sein. Deshalb sollte man das eigene Exemplar am besten immer mit sich führen, rät Birgit Blome von der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Der Ausweis im Checkkartenformat lässt sich zusammen mit Bankkarte und Personalausweis problemlos in der Brieftasche aufbewahren.

Information Das persönliche Umfeld sollte über die Spendenbereitschaft informiert werden. "Es ist wichtig, dass man in der Familie darüber spricht", sagt Birgit Blome. Wissen Freunde und Familie Bescheid, sei es möglich, auch nach dem Tod Organe zu spenden, selbst wenn kein Ausweis vorhanden ist.

App Inzwischen gibt es den Ausweis auch als kostenlose App für das iPhone. Wie bei seinem Pendant aus Papier oder Plastik lässt sich so die Bereitschaft zur Organspende für den Todesfall dokumentieren, aber auch einer Spende widersprechen.