Die neue Jahresausstellung im Ortsmuseum in Rotenberg beschäftigt sich mit der Grabkapelle und der ehemaligen Stammburg auf dem Württemberg.

Rotenberg - Bei dem Wort Burg denken die meisten automatisch an eine imposante Festung mit unzähligen Türmen, einer Zugbrücke und einem breiten Graben. Der eine oder andere Besucher, der am Sonntag das Ortsmuseum besucht, könnte deshalb ein wenig enttäuscht sein. Die aktuelle Ausstellung beschäftigt sich neben der Grabkapelle auch mit der ehemaligen Stammburg auf dem Württemberg und die war, um es mit den Worten des Bürgervereinsvorsitzenden Klaus Enslin zu sagen, „ein bisschen wie ein großer Bauernhof“.

 

Doch nicht nur die Museumsbesucher haben die falschen Bilder im Kopf, ganz ähnlich erging es anscheinend auch vielen Künstlern im 17. Jahrhundert, also zu einer Zeit, als die Burg noch auf dem Württemberg stand. Während sich im Ortsmuseum durchaus realistische Darstellungen der Festung finden, gibt es einige Zeichnungen, auf denen der Stammsitz der Württemberger nicht nur völlig überdimensioniert, sondern der Berg auch viel zu steil abgebildet ist. Es sieht beinahe so aus, als würde die Burg auf einem gigantischen Felsgipfel thronen.

Die Königin wollte auf dem Württemberg begraben werden

Mit der Realität hatte das allerdings wenig zu tun und genau deshalb hat Klaus Enslin das Thema auch für die aktuelle Sonderausstellung gewählt. „Das Wissensdefizit ist bei der Burg am größten“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins. Eine deutlich realistischere Darstellung des Herrschaftssitzes zeigt hingegen das Modell von Eberhard Hahn. Der Untertürkheimer Ortshistoriker hat die Burg nachgebaut. Denn beeindruckend ist sie allemal, auch wenn die Festung verhältnismäßig klein war, aber wer kann schon mit einer richtigen Burg in seiner unmittelbaren Nachbarschaft aufwarten. Ganz verschwunden ist sie übrigens nicht.

Auch wenn sich König Wilhelm I. 1819 dazu entschied, die Stammburg schleifen zu lassen, um seiner Frau an dieser Stelle ein Grabmal zu errichten, befindet sich ein Teil der alten Festung bis heute im Erdreich. „Die Keller sind noch da“, sagt Klaus Enslin. Die Grabkapelle sei einfach obendrauf gebaut worden. Es sei der ausdrückliche Wunsch von Königin Katharina gewesen, auf der Spitze des 411 Meter hohen Württemberg begraben zu werden, berichtet der Bürgervereinsvorsitzende.

Dass das Mausoleum heute einem südländischen Tempel gleicht, einer für hiesige Gefilde eher untypischen Bauform, sei unterdessen keineswegs selbstverständlich gewesen, erklärt Enslin. Es habe damals einen richtigen Architekten-Wettbewerb um das Denkmal gegeben, bei dem sich schließlich der italienische Hofbaumeister Giovanni Battista Salucci gegen seine deutschen Konkurrenten durchsetzte. Wäre die Geschichte an dieser Stelle anders verlaufen, würde heute auf dem Württemberg, der übrigens bis 1907 Rotenberg hieß, möglicherweise eine gotische Kapelle stehen. Stattdessen fügt sich nun der südländische Tempelbau harmonisch in die Weinberglandschaft ein. Er ist ein Wahrzeichen.

„Alle umliegenden Ortschaften nutzen die Grabkapelle als Werbeträger“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins. Auch viele nahe gelegene Unternehmen schmücken sich gern mit dem Mausoleum, wie auf den verschiedenen Firmenlogos und Postkarten, die in der Ausstellung gezeigt werden, zu sehen ist. Überhaupt wurde sowohl die Grabkapelle als auch die Stammburg unzählige Male abgebildet, gemalt, gezeichnet oder auch fotografiert.

Rund 100 Ansichten von der Grabkapelle und der Stammburg

Rund 100 Ansichten von dem Mausoleum und der Festung hat Enslin in der aktuellen Sonderausstellung zusammengetragen. Darunter auch ein beeindruckendes Modell, das der Uhlbacher Günter Eisele gebaut hat. „Ich hätte auch 200 Ansichten zusammenbekommen“, sagt der Bürgervereinsvorsitzende, aber irgendwann hätte einfach der doch sehr begrenzte Ausstellungsplatz in dem kleinen, im alten Schulhaus in Rotenberg untergebrachten Ortsmuseum nicht mehr ausgereicht.

Eng wurde es im Ortsmuseum übrigens auch, als Enslin die Sonderausstellung beim Tag der Heimatgeschichte am Sonntag, 7. April, zum ersten Mal geöffnet hat. Rund 140 Besucher hat der Vorsitzende des Bürgervereins gezählt, „deutlich mehr als erwartet“.

Termin:
Die Sonderausstellung im Ortsmuseum, Württembergstraße 312, ist von Mai bis September an jedem ersten Sonntag im Montag von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Der nächste Termin ist Sonntag, 5. Mai.