Oster-Jazz im Theaterhaus Prominenz trifft auf Newcomer

Quincy Jones hat ihr eine große Karriere prophezeit: die Sängerin Laura Kipp Foto: Kosta Matzios/Matzios Photgraphy

Im Theaterhaus in Stuttgart starten am 25. März die 34. Oster-Jazztage. Die Besetzung ist mal wieder ganz ausgezeichnet: Das Publikum kann sich auf vielversprechende Local Heroes genauso freuen wie auf international bestens eingeführte Namen. Wer ist dabei?

Am Karsamstag 1985, acht Tage nach der feierlichen Eröffnung des Theaterhauses in Stuttgart-Wangen, gingen dort die ersten Jazztage an den Start. Das Zehn-Jahr-Bühnenjubiläum des legendären United Jazz & Rock Ensemble war der Höhepunkt des damaligen Programms. Das Theaterhaus ist 18 Jahre später auf den Pragsattel umgezogen und hat sich als ein für die Stadt wichtiger Gastspiel- und Produktionsort für die unterschiedlichen Formen des kulturellen und politischen Lebens profiliert und selbstbewusst als internationale Kulturinstitution präsentiert.

 

Ausgezeichnet besetzt

Der Jazz nahm von Anfang an eine besondere Bedeutung ein – kein Wunder, wenn man auf die Biografie des Leiters Werner Schretzmeier blickt. Wer wurde im Laufe der Jahre nicht alles vom Theaterhaus nach Stuttgart eingeladen! Nur der prominenteste Vertreter überhaupt sei genannt: Miles Davis, der mit wuchtigem Jazz und seiner magischen Aura 1988 beim ersten Theaterhaus-Jazzgipfel Menschen aus Stadt und Land zu Begeisterungsstürmen hinriss. In Reihe drei applaudierten damals übrigens ein gewisser Wolfgang Dauner und sein 16-jähriger Sohn Florian. Bei den bisher 33 Jazztagen an Ostern kamen jedoch nicht nur internationale Stars, sondern immer auch lokale, regionale und nationale Jazzer und Jazzmusikerinnen zum Zug. Fünfmal musste das Oster-Festival wegen Finanzierungsproblemen und fehlender Sponsorenmittel ausfallen. So auch im vergangenen Jahr. Umso mehr freuen sich die Stammgäste und Neugierige auf die ausgezeichnet besetzten 34. Jazztage. Und erst recht über die frohe Botschaft, dass die 35. Theaterhaus-Jazztage im Jubiläumsjahr 2025 gesichert sind.

Von Anfang an war Werner Schretzmeier federführend bei der Programmgestaltung, 1990 kam sein Kollege und Freund Wolfgang Marmulla dazu. „Wir beobachten den weltweiten, den europäischen und den nationalen Markt sehr genau. Das Konzept von Claude Nobs in Montreux war nie unsere Prämisse“, sagt der Theaterhauschef Schretzmeier, und Marmulla ergänzt: „Zwischen Big Name und Local Hero wird bei uns nicht unterschieden.“ Die Jazzprominenz trägt die noch weniger bekannten Newcomer „huckepack“ unter das Festivaldach auf der Prag und so ins öffentliche Bewusstsein. Am Gründonnerstag lernt ein großes Publikum die Landesjazzpreisträgerin und Pianistin Clara Vetter mit ihrer Band kennen und danach die in Reutlingen aufgewachsene Laura Kipp mit ihrem Quintett. Quincy Jones hatte der Sängerin einen hoffnungsvollen Weg prophezeit. Und Großmeister wie der legendäre Produzent von Michael Jackson pflegen sich ja nie zu täuschen.

Dieter Ilg, Iiro Rantala, Patrick Bebelaar – prominente Namen

Zwei andere Local Heroes sind Ull Möck, der am 1. April mit Beatles-Titeln erfreuen, und Joo Kraus, der mit einer hochkarätigen Formation auftreten wird – dabei sind auch die Gebrüder Gregor und Veit Hübner. Magnus Mehls Pocket Brass Band besteht aus drei Bläsern und einem Drummer: auch das eine spannende Besetzung!

Viele freuen sich auf prominente Namen. Darunter der famose Bassist Dieter Ilg, der tolle Pianist Iiro Rantala, der Ausnahmeschlagzeuger Wolfgang Haffner und der hochmusikalische Patrick Bebelaar am Klavier. Sie alle möchten mit ihren Bands beeindrucken und berühren. Das tut mit Sicherheit auch das heiße Cuban Jazz Syndicate von Michael Olivera, während Rebekka Bakken charmant Wohlklänge aus dem Norden präsentiert. Das dreißigköpfige Orchester von Pepe Lienhard spielt das „Lied vom Tod“ und stattet andere Kompositionen von Ennio Morricone mit süffiger Klangfülle aus.

Joachim Kühn und Michael Wollny erst im Mai

Nach dem Opener des israelischen Bassisten Avishai Cohen und seinem Trio tritt am 31. März der tunesische Oud-Spieler Dhafer Youssef mit seinem Quintett auf. Vier Tage zuvor greift der Libanese Rabih Abou Khalil, ein alter Bekannter im Theaterhaus, zum selben Instrument. Arabische Tunes bietet auch das Kartmann Kollektiv. Jazz baut, so ist zu hoffen, musikalische Brücken zwischen Israelis und Arabern. Auf die Frage, warum die Konzerte von Joachim Kühn und Michael Wollny erst am 7. Mai stattfinden, lautet die Antwort, dass Kühn Ostern mit der Familie feiern wird und mit Wollny erst im Mai auf Tour ist. Augenzwinkernd fügt der Theaterhauschef hinzu: „Als Dauergast im Theaterhaus darf Joachim halt auch mal aus der Reihe tanzen.“

Theaterhaus-Jazztage: 25. März bis 7. Mai , Theaterhaus Stuttgart. Karten unter 07 11 / 4 02 07 20. Infos unter www.theaterhaus.com

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