Eierfärben war gestern. Drei Schüler aus Ulm haben eine Technik entwickelt, mit der man Fotoporträts auf die Eier malen kann.  

Stuttgart - Mona Lisa lächelt auch geduldig von einem hartgekochten Ei. Das liegt entweder daran, dass die Dame mit dem Promistatus mittlerweile einiges gewohnt ist und deshalb resigniert hat. Oder aber die Eieranmalmaschine, eine Erfindung von drei Schülern aus Ulm, beherrscht einfach den exakten Strich mit dem schwarzen Folienstift.

 

Der Name "Eieranmalmaschine" ist nicht bahnbrechend innovativ und würde Marketingstrategen vermutlich auch nervöse Zuckungen in der Gesichtspartie bescheren. Dennoch ist die Apparatur ganz schön erfolgreich: Die drei 18 Jahre alten Schüler der Robert-Bosch-Schule Ulm haben erst den Regionalwettbewerb bei Jugend forscht gewonnen, dann siegten sie beim Landesentscheid im Fachbereich Technik. Und erst kürzlich durften sie ihre Maschine sogar auf der Hannovermesse präsentieren. Dort, auf der größten Industriemesse der Welt, bemalten sie 200 Plastikeier für die Besucher. "Das geht ruckzuck, wenn wir die Fotos im PC digitalisiert haben, dauert es vielleicht noch zwei bis drei Minuten - fertig ist das Ei", sagt Jan Philip Dolt, einer der Schüler. Wer seine Liebsten als Eierköpfe von der Messe mit nach Hause nehmen wollte, musste dafür nur das jeweilige Foto in der Tasche haben.

Die Erfindung ist in Ulm populär

Die Technik, die aus einem Ei ein Kunstwerk macht, ist für die jungen Forscher mittlerweile ein Kinderspiel: gewünschtes Bild über einen an die Maschine angeschlossenen PC konvertieren, Ei in die Maschine spannen. "Am Ei ist ein Schrittmotor befestigt, der es dreht. Ein Druckluftzylinder klemmt das Ei ein. Und ein Druckluftzylinder hebt auch den Stift", erklärt Jan Philip Dolt. Über eine Feder lasse sich dieser dann, sobald man die Druckluft herausnehme, wieder nach unten und aufs Ei drücken - schon ist ein kleiner Strich gemalt. "Das Ei kann man in einem Winkel von 120 Grad drehen", sagt Dolt. Das Bild wird also scheibchenweise auf das Ei aufgetragen. Und zwar so vorsichtig, wie man mit in Bedrängnis geratenen Eiern eben umgehen sollte. "Die Druckluft haben wir so eingestellt, dass selbst rohe Eier nicht zu Bruch gehen", sagt Andreas Garhofer, ein Forscherkollege. "Meistens arbeiten wir aber mit hartgekochten oder mit Plastikeiern", erklärt der dritte im Bunde, Bernhard Petzold. Man mag es kaum glauben: aber bisher ist den Schülern eigenen Aussagen zufolge nicht ein Ei zu Bruch gegangen.

Eierköpfe produziert haben sie dafür am laufenden Band: neben Mona Lisa und Mickey Mouse reiht sich auch eine Referendarin der Schule unter die Eiermodels, außerdem die halbe Lehrerschaft, die Forscher selbst und sogar auch Mitglieder der Jugend-forscht-Jury. Wer noch kein Ei zu Hause hat, könnte bei den Forschern rein theoretisch eine Bestellung aufgegeben, manche haben das auch schon gemacht. Ein Interessent wünscht sich das Logo seines Lieblingsfussballclubs, ein anderer möchte ein Selbstporträt und ein dritter hat ein Ei mit dem Konterfei der Enkelin darauf bestellt. Die Erfindung ist in Ulm und um Ulm herum populär. "Mein Nachbar hat auch schon angefragt", sagt Dolt.

Erfinder wollen kein Patent anmelden

In die große Eiproduktion wollen Jan Philip Dolt, Andreas Garhofer und Bernhard Petzold trotzdem nicht einsteigen. "Wir werden auch kein Patent anmelden, das ist zu teuer, außerdem hat ein Amerikaner schon eine ähnliche Maschine erfunden", sagt Lehrer Helmut Weber, der die Schüler gemeinsam mit dem Referendar Michael Mattes betreut hat.

Die zündende Idee für die Maschine hatten die Schüler, die am zweijährigen Berufskolleg ihre Fachhochschulreife machen wollen, schon im Herbst vergangenen Jahres. Und das, weil sich Jan Philip über ein sonntägliches Ritual am Frühstückstisch ärgerte. "Wenn eine Familie gemeinsam frühstückt, ist es doch meistens so: der eine will ein hartes Ei, der andere ein weiches, der dritte ein wachsweiches und so weiter. Aber wie soll man die Eier auseinanderhalten, wenn alle in einem Topf liegen?"

Die drei sind ein gutes Team

Ein nicht zu unterschätzendes Problem. Der Schüler witzelte am Frühstückstisch, man müsse eine Möglichkeit entwickeln, Namen auf die Eier zu drucken. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern ging er aber noch viel weiter. Die Mission: kein Ei sollte mehr dem anderen gleichen. "Und so kamen wir auf die Idee, Gesichter auf die Eier zu malen", sagt Dolt. Die Arbeit haben die Tüftler gerecht aufgeteilt: Bernhard Petzold und Jan Philip Dolt waren für das Programmieren der Software zuständig, ihr Mitschüler Andreas Garhofer hat sich um den Projektaufbau gekümmert. Die drei waren ein gutes Team. Für den Apparat sind sie "unersetzlich. Einer von uns muss dabei sein und diese Maschine bedienen, sonst wird das nix", sind sich die selbstbewussten Forscher einig.

Eine Zitterpartie steht den Ulmer Schülern mit ihrer Eieranmalmaschine demnächst bevor: vom 19. bis 22. Mai findet in Kiel das 46. Bundesfinale von Jugend forscht statt. Qualifiziert haben sich dafür 196 Teilnehmer mit 111 Projekten.