Das Jubiläum „850 Jahre Ruit“ war beim Neujahrsempfang in Ostfildern ein großes Thema. Menschen aus den Stadtteilen haben viele Wünsche an die Kommunalpolitik.

Von „Zumutungen“ sprach Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay beim Neujahrsempfang der Stadt im Kubino in Nellingen. Die Energiekrise, der Krieg in der Ukraine und die Integration Geflüchteter – das fordere die Stadtgesellschaft heraus, aber sie wachse daran. „Durch Kontakte in unsere Partnerstadt Poltawa berührt uns der Krieg sehr“, sagte der OB in seiner Rede. Ausdrücklich lobte er die Hilfsbereitschaft der Menschen. Und er blickte positiv ins neue Jahr. Da stehen Feierlichkeiten für das Jubiläum „850 Jahre Ruit“ an. Mit der grünen Mitte und der neuen Grundschule habe sich der Stadtteil entwickelt. Der Musikverein Ruit mit Dirigentin Yvonne Manz umrahmte den Empfang mit moderner Blasmusik. Am Rande formulierten Bürgerinnen und Bürger ihre Wünsche an die Kommunalpolitik.

 

Ulrich Rüdt, Nellingen

Von der Stadt Ostfildern und vom Landkreis fühlt sich Ulrich Rüdt vom Technischen Hilfswerk gut begleitet. „Wichtig ist, dass wir Gebäude für unsere Übungen zur Verfügung gestellt bekommen.“ Vor dem Abriss des Esslinger Landratsamts habe das gut geklappt. Der 49-Jährige lebt in Ostfildern und wünscht sich eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr: „Nach Bernhausen zum S-Bahnhof zu kommen ist wirklich schwer und kostet viel Zeit.“

Andreas Futterer, Kemnat

„Wir sind mit der Kommunalpolitik insgesamt sehr zufrieden“, findet der Unternehmer, der in Kemnat lebt. Als Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Ostfildern fühlt er sich auch da von der Stadt gut unterstützt. Ihm ist es wichtig, Menschen in Not mit gezielter Hilfe zu unterstützen. Da sei die Stadtverwaltung sehr kooperativ. Einen Wunsch hat Futterer aber doch: „Die Sorgen und Nöte der Verbände sowie der Gewerbetreibenden sollten mehr gehört werden und in politische Entscheidungsprozesse einfließen.“

Katharina Stefan, Nellingen

„In Ostfildern sollte noch mehr für die Seniorinnen und Senioren getan werden“, sagt die 80-Jährige, die mit ihrem Mann Johann zum Neujahrsempfang gekommen ist. Das Ehepaar hat den Treffpunkt immer gerne besucht, beobachtet aber inzwischen, dass das Angebot da weniger werde. Gerade angesichts des demografischen Wandels sollte der Blick nach Stefans Ansicht mehr auf die älteren Menschen gelegt werden. Erschüttert hat das Ehepaar der Erdrutsch im Neubaugebiet in der Parksiedlung: „Das hätte besser geplant werden müssen“, sagt Johann Stefan.

Alina Steinmaier, Parksiedlung

„Ich lebe in den Parksiedlung und hoffe, dass sich rund um den Herzog-Philipp-Platz bald etwas tut.“ Die 20-jährige Studentin kritisiert, dass immer mehr Geschäfte verschwunden sind und dass die städtebauliche Qualität besser sein könnte. Geschäfte zum Einkauf verschwinden aus ihrer Sicht, übrig blieben die Shisha-Bars. Deshalb ist die junge Frau froh, dass die Stadt Ostfildern die Mitte ihres Stadtteils bald umgestalten wird. Dass dabei die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden sollen, findet Steinmaier gut. Die engagierte, kunstinteressierte Frau ist Mitglied der Jugendbühne Ostfildern (Jubo). Sie freut sich, dass die Spenden, die beim Neujahrsempfang gesammelt wurden, an den Verein gehen, dessen Vorstand ein Durchschnittsalter von 18,7 Jahren hat.

Jakob Steidle, Scharnhauser Park

Das Leben im Stadtteil Scharnhauser Park gefällt dem 22-Jährigen gut. Der Student findet es sehr positiv, dass sich die Stadt auch mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen in der Kommunalpolitik auseinandersetzt. Das liege seiner Generation besonders am Herzen: „Unsere Jugendbühne plant ein Stück über den Klimaschutz, das im Mai Premiere haben wird.“ In der Kommunalpolitik wünscht sich Steidle, dass mehr für den öffentlichen Nahverkehr getan wird. „Bei den Preisen für Fahrkarten ist es schwer, gerade junge Menschen zum Umstieg zu bewegen.“ Auch die Verbindungen in den Nachtstunden lässt aus seiner Sicht zu wünschen übrig.

Elena Privat, Scharnhauser Park

„Ich bin im neuen Stadtteil aufgewachsen“, sagt die 19-jährige Studentin Elena Privat. Sie schätzt nicht nur die große Vielfalt im Scharnhauser Park, sondern auch das Angebot gerade für junge Menschen. „Das L-Quadrat mit seinem breiten Angebot für Kinder und Jugendliche aller Nationalitäten finde ich richtig vorbildlich.“ Weil sie im neuen Stadtteil gesehen habe, wie viel Gewinn das Engagement für andere bringt, engagiert sie sich in vielen Bereichen. Dass das Miteinander der Generationen so gut klappt, gefällt der jungen Frau. „Ich lebe gerne in Ostfildern.“ Bei dem vielfältigen Angebot in den Gruppen und in den Vereinen finde jeder eine Möglichkeit, sich einzubringen.