Die Ausstellung „Mariposa“ im Stadthaus im Scharnhauser Park in Ostfildern befasst sich mit Kunst und der Vision von einer besseren Welt. Sie ist noch bis zum 13. September in der Städtischen Galerie zu sehen.

Ostfildern - Es ist wahrlich nicht einfach, eine Idee auszustellen. Doch in der Städtischen Galerie Ostfildern ist das gelungen. Sie zeigt noch bis zum 13. September in ihren Räumen den Kunstpark Mariposa, den Helga Müller und ihr Mann Hans-Jürgen Müller im Jahr 1984 als Begegnungsstätte und Zukunftswerkstatt auf der zu Spanien gehörenden Kanareninsel Teneriffa gegründet hatten.

 

Mariposa, spanisch für Schmetterling, nannten die Stuttgarter Galeristen Helga Müller und ihr inzwischen verstorbener Mann den Ort, an dem die Zukunft gestaltet werden sollte. Ein Schmetterling sollte es sein, dessen Flügelschlag einen Sturm auslösen kann. Hier sollten sich Menschen aus Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft, aber auch Jugendliche im Dialog und in der Auseinandersetzung abseits von alltäglichen Pflichten und Einschränkungen begegnen.

Mariposa kann anregend sein

„Kunst als Impuls für die kreative Erarbeitung von Lösungen und Ideen, die unser System langfristig verändern“, so beschrieb die Ostfilderner Galerieleiterin Holle Nann das Konzept bei der Ausstellungseröffnung. „Mariposa entstand aus einer Vision von einer besseren Welt heraus.“ Man merkt Holle Nann ihre Begeisterung für das Projekt an. Deshalb finde sie es auch „spannend“, in Ostfildern sowohl Teile der Kunstsammlung als auch die Idee dieses Konzepts präsentieren zu können.

Wie anregend Mariposa sein kann, zeigen die in der Galerie ausgestellten Kunstwerke. Für seine „Mariposa-Impressionen“ hat Herbert Döring-Spengler Polaroidfotos zum Beispiel mit Hitze verändert. So werden die abgebildeten Orte und Details mit ihren intensiven Farben verfremdet und wirken geheimnisvoll, wie Träger von Gefühlen und Erinnerungen des Künstlers. Auch Arnulf Rainer hat seiner Fotoserie „Mariposa“ Aufnahmen von Teneriffa zugrundegelegt, die er mit Acrylfarbe teilweise übermalt hat. Die Farbe ist in breiten Pinselstrichen manchmal fast wie hingestreichelt.

Die Fotoserie „Hortus conclusus“ von Miron Schmückle verbindet formale Strenge mit der Sinnlichkeit, Farbenpracht und Formenvielfalt von Teneriffas Pflanzenwelt. Die Galerieleiterin Holle Nann ist begeistert: „Die würde ich am liebsten nicht mehr hergeben.“ Ein weiterer Besucher Mariposas, der Philosoph Reinhard Knodt, beleuchtete bei der Ausstellungseröffnung die Idee hinter Mariposa in seinem Vortrag „Gibt es ein Leben aus der Kunst?“.

Schülerwettbewerb mit dem Titel „Weltverbesserer“

In einem ausführlichen filmischen Porträt von Sabine Bürger spricht Helga Müller über ihr Leben und die Entstehung von Mariposa. Eine Hörstation mit Interviews von Schülern, die ein „Jugend-Mariposion“ besucht haben, und ausgelegte Literatur zu Mariposa runden das Bild ab.

All diese Kunst und dieses Nachdenken haben Helga und Hans-Jürgen Müller mit ihrem Projekt angeregt – auch in Ostfildern. Denn es gab dazu einen Schülerwettbewerb mit dem Titel „Die Weltverbesserer“. Der Sieger heißt Lukas Kiemele, die prämierten Arbeiten liegen auf dem Betonhocker vor der Bücherei aus. In diesem Zusammenhang zitierte Holle Nann den Galeristen Hans-Jürgen Müller: „Wir haben einen großen Bedarf an nichtökonomischen Visionen.“