Das Programm Reset, das sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmert, kann weiter bestehen. Die Vector-Stiftung aus Stuttgart übernimmt für die kommenden beiden Jahre 80 Prozent der Finanzierung.

Ostfildern - Mit Ach und Krach hat Reset das vergangene Jahr überstanden“, sagt Frank Havlicek, der Leiter der Ostfilderner Kinder- und Jugendförderung (Kiju). Die Finanzierung für das Programm, das in der Stadt Jugendliche im Alter von 14 bis 27 Jahren bei der Ableistung ihrer Sozialstunden begleitet, war Ende 2014 ausgelaufen. Dass es nun nach einer Durststrecke zumindest für die kommenden beiden Jahre gerettet ist, verdankt es der Stuttgarter Vector-Stiftung.

 

Die Einrichtung, die Projekte in den Bereichen Forschung, Bildung und Soziales unterstützt, hat für diese Zeit dem Kiju-Antrag auf eine Förderung zugestimmt. Sie übernimmt für zwei Jahre 80 Prozent der Finanzierung, was 150 000 Euro entspricht. Ansonsten wäre das viel gelobte Projekt wohl nicht mehr zu retten gewesen. „Wir hätten das so nicht stemmen können“, sagt Frank Havlicek. Damit können Andrea Lenz und Matthias Kälber ihre Arbeit zumindest zwei Jahre lang fortsetzen.

Zurzeit werden 13 Jugendliche unterstützt

Sie unterstützen zurzeit 13 Jugendliche, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren und deshalb zur Leistung von Sozialstunden verurteilt wurden. Andrea Lenz übernimmt die pädagogische Betreuung, ihr Kollege leitet die jungen Delinquenten handwerklich bei ihrer gemeinnützigen Arbeit an. Dafür steht auch eine Werkstatt im Ostfilderner Jugendzentrum Zinsholz im Stadtteil Ruit zur Verfügung.

Reset war bis Ende 2014 im Rahmen des Bundesprogramms Xenos „Integration und Vielfalt“ über das Projekt Liwing durch das Bundesarbeitsministerium und den Europäischen Sozialfonds gefördert worden. Nachdem die auf zwei Jahre begrenzte Unterstützung auslief, war Reset auf sich selbst gestellt. Durch die Übernahme von Arbeitsaufträgen, Spenden und die Zuteilung von Bußgeldern konnte das Projekt im vergangenen Jahr über Wasser gehalten werden. Klar war aber, dass dies von diesem Jahr an ohne Geldgeber nicht mehr möglich ist. Einen zu finden, sei nicht einfach gewesen, berichtet Frank Havlicek. Das Projekt habe das Schicksal vergleichbarer Engagements geteilt: „Alle wollen es, finden es gut aber niemand zahlt’s.“

Doch mit dem Antrag bei der 2011 gegründeten Vector-Stiftung mit Sitz in Stuttgart-Weilimdorf, waren Andrea Lenz und Matthias Kälber schließlich erfolgreich. „Wir waren dort und haben das Projekt präsentiert“, erzählt Andrea Lenz. Und sie haben den Stiftungsrat und Stifter Helmut Schelling offenbar davon überzeugt, dass dieses Programm ausgezeichnet in den Stiftungsschwerpunkt passt, sich für chancenarme junge Menschen einzusetzen. „Besonders überzeugt hat uns, wie engagiert die beiden sind, und dass sie es geschafft haben, das Projekt 2015 zu finanzieren“, wird Helmut Schelling in einer Mitteilung der Stadtverwaltung zitiert. Auch die Aussage eines betroffenen Jugendlichen in einem Filmbeitrag, wonach ihm Reset einen „klaren Blick“ auf die Zukunft verschafft und ihn darin bestärkt habe, eine Ausbildung zu machen, hat ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt.

Respektable Erfolgsquote

Seit dem Beginn des Projekts im Jahr 2012 wurden Andrea Lenz zufolge 113 straffällig gewordene Jugendliche durch Reset unterstützt. „Nur etwa fünf davon haben wir wieder gesehen, weil sie rückfällig wurden“, berichtet sie von einer respektablen Erfolgsquote. Zwei weitere seien im Jugendarrest gelandet, weil sie ihre Auflagen nicht erfüllt hatten.

Dank der Vector-Stiftung kommt Reset nun in den kommenden zwei Jahren über die Runden. Diese sollen laut Frank Havlicek auch genutzt werden, „um eine Regelfinanzierung zu akquirieren“ und damit eine Langfristigkeit zu schaffen.