Der Lärmaktionsplan der Stadt Ostfildern steht weitgehend. Als wirksamste Maßnahme gilt eine Geschwindigkeitsreduzierung auf den Durchfahrten der Ortschaften. Der Gemeinderat fordert jedoch eine genaue Definition der Abschnitte.

Ostfildern - Der Beschluss zum Lärmaktionsplan der Stadt Ostfildern ist noch einmal verschoben worden. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat will zunächst noch wissen, wo genau die Stadtverwaltung in den Stadtteilen eine Geschwindigkeitsreduzierung von 50 auf 30 Stundenkilometer plant, um die Bürger vom Straßenlärm zu entlasten. Dies gehe aus der Verwaltungsvorlage nicht eindeutig hervor, kritisierte der Fraktionsvorsitzende Norbert Simianer. Er beantragte, dies zunächst abzuklären, bevor ein entsprechender Antrag bei der Genehmigungsbehörde, dem Regierungspräsidium (RP) Stuttgart, eingereicht werde. Für den CDU-Antrag fand sich in der jüngsten Sitzung des kommunalen Gremiums eine breite Mehrheit.

 

Tempo 30 gilt als wirksamste Maßnahme

Dass es auf den Durchgangsstraßen der Ostfilderner Stadtteile bisweilen zu laut zugeht, ist unbestritten. Zum Teil sind die Grenzwerte von 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel nachts überschritten, weshalb die Stadt entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit ihrer Bürger treffen muss. Als wirksamste davon erachtet die Stadt eine Temporeduzierung von 50 auf 30 Stundenkilometer. Weitere begleitende Möglichkeiten wie Radschutzstreifen, lärmmindernde Fahrbahnbeläge und verkehrsberuhigte Maßnahmen seien „nur in begrenztem Umfang umsetzbar und wirksam“, heißt es in der Vorlage.

Von denen sind einige noch nicht einmal von der Wirksamkeit der Tempo-30-Ausweisung überzeugt. Zu ihnen gehört der SPD-Stadtrat Frank Distel, der der Ansicht ist, dass langsames Fahren in niedrigen Gängen lauter ist, länger Krach verursacht und zudem einen höheren Schadstoffausstoß zur Folge hat. Distel spricht sich deshalb generell für Tempo 40 auf allen Ortsdurchfahrten aus. Das sei zudem für die Autofahrer „begreifbarer“, als abschnittsweise Tempo 30. Die Grünen-Stadträtin Sonja Abele teilt diese Ansicht nicht. Heutzutage werde in der Fahrschule vermittelt, der Umwelt zuliebe mit einer niedrigen Drehzahl von 2000 Umdrehungen zu fahren.

Ein Stadtrat spricht vom „Lärmaktionismusplan“

Gar nicht zufrieden mit den laut dem Oberbürgermeister Christof Bolay errechneten, nicht gemessenen Grenzwerten ist Joachim Dinkelacker, ein Stadtrat der Freien Wähler. Ihm zufolge würden dadurch zum einen Einzellärmquellen wie laut aufheulende Motorräder gar nicht erfasst, zum anderen bringe ein Temporeduzierung um 20 Stundenkilometer laut den Erkenntnissen einiger Fachleute eine Minderung von lediglich zwei bis drei Dezibel, was „das menschliche Ohr gerade noch wahrnehmen kann“. Joachim Dinkelacker bezeichnet den ganzen Aufwand deshalb als „Lärmaktionismusplan“. Zumal, so argumentiert der Stadtrat, mit schallgedämpften Fenstern eine Minderung um 20 bis 50 Dezibel erreicht werden könnte.

Eine Mehrheit der CDU-Stadträte ist hingegen für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer. Allerdings seien diese Abschnitte in der Verwaltungsvorlage „sehr vage beschrieben“, wie der Fraktionschef Norbert Simianer kritisiert. Es müsse aber klar sein, „von wo bis wo die 30er-Zonen von der Verwaltung vorgesehen und Grundlage des Antrags an das RP sind“, so Simianer. Der CDU-Antrag, dies zunächst zu definieren und dann erst zu beschließen, fand eine breite Mehrheit. Die Ergebnisse sollen den Räten in Kürze vorgelegt werden.

Auch eine Bürgerbeteiligung hatte die Stadtverwaltung zu dem Thema im vergangenen Dezember und Januar angeboten. Damit sind laut Bolay „ein paar Menschen“ erreicht worden, „aber es hätten noch ein paar mehr sein können“. Bei der Informationsveranstaltung für den Scharnhauser Park und die Parksiedlung seien gerade einmal neun Besucher gezählt worden.