Obwohl sie einander erst seit wenigen Tagen kennen, buchen Anja und Jörg zusammen einen Tauchurlaub – der Anfang ihrer Liebesgeschichte. Sie müssen Hunderte Kilometer überwinden, um zusammenkommen zu können.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Beim Tauchsport brauchst du einen Partner. Du musst dich aufeinander einlassen, dir vollkommen vertrauen. Ohne geht es nicht. Würde man mit jemandem in den Tauchurlaub gehen, den man nur wenige Tage oder einige Stunden kennt? Anja und Jörg aus Göppingen jedenfalls haben genau das getan.

 

Anja und Jörg – wie immer unterwegs – in der Zeit, in der sie frisch zusammen waren Foto: privat/Manz

Als Jörg 2012 Anjas Profil auf einem Kennenlernportal im Internet sieht, fällt sie ihm auf, offenbar haben sie gemeinsame Interessen, unter anderem viele Sportarten. Er schreibt ihr – aber hört: nichts. Vielleicht bin ich ihr zu alt, denkt er. Jörg ist damals Mitte vierzig, elf Jahre älter als Anja. Doch plötzlich, zehn Tage später, sieht Jörg eine Nachricht in seinem Posteingang aufploppen: „Witzig, du tauchst gerne? Ich komme gerade aus dem Tauchurlaub“, schreibt Anja.

Sie in Hannover, er in Göppingen – wie soll das gehen?

Jörg antwortet sofort. Und Anja fällt Jörgs Foto auf. Es ist vor einem Wald und Bergen aufgenommen und wirkt natürlich. Die beiden telefonieren. Schnell wird klar, man versteht sich blendend. Kleines Problem: zwischen ihnen liegen mehrere Hundert Kilometer. Anja gibt zu bedenken: „Ich wohne in Hannover, du in Göppingen, wie soll das funktionieren?“ Jörg winkt ab. Das könne ein Grund sein, aber kein Hindernis, sagt er. Seine entschlossene, offene Art begeistert Anja. Mit Mitte dreißig und Mitte vierzig sind beide kein unbeschriebenes Blatt mehr, haben auch Verletzungen hinter sich. Da braucht wohl niemand mehr das große Drama.

Anja und Jörg verabreden sich. Anja schlägt Fulda als Treffpunkt vor, das liegt in der Mitte. Aber Jörg sagt einfach: „Ich komme nach Hannover.“ Er denkt: Da darfst du jetzt nicht kleinlich sein. In Hannover treffen sich die beiden im Loretta’s, Anjas Lieblingslokal am Maschsee, reden den ganzen Abend, am Ende lädt Jörg Anjas Fahrrad in sein Auto und bringt sie heim. Er selbst schläft im Hotel. Gleich am nächsten Tag zeigt Anja Jörg die Autostadt in Wolfsburg, wo sie arbeitet, und abends ist eigentlich klar, dass Jörg sein Hotelzimmer wohl nicht mehr braucht. Frühstück gibt es am Tag darauf in Anjas Wohnung erst um 15 Uhr, und spontan entsteht eine Idee: Anja und Jörg zieht es ins nächste Reisebüro, sie buchen kurzerhand zusammen eine Tauchreise.

Wann weiß man, dass es passt?

Man muss nicht unbedingt Jahre miteinander verbracht haben, um zu spüren, wenn es passt, glauben sie. Wenige Wochen später reist das Paar nach Ägypten. Schon ein halbes Jahr danach wollen sie zusammenziehen. Jörg, der selbstständig ist, schaut nach Häusern im Hannoveraner Umland. Landschaftsarchitektin Anja bewirbt sich für zwei Jobs in Stuttgart.

Wer als Erstes Erfolg hat, bestimmt, wo es hingeht. Dann bekommt Anja eine Zusage für eine Stelle in Stuttgart – und alles geht schnell. Sie zieht zu Jörg nach Göppingen, im Herbst 2015 kommt ihre gemeinsame Tochter Karla zur Welt.

Heute steht im Haus der Familie eine alte Werkbank, die Anja und Jörg ganz am Anfang ihrer Beziehung auf einem Flohmarkt in Frankreich gekauft haben. Auch da wussten sie sofort: Das wird mal ein Möbel in unserem zukünftigen Haus.

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