Seit einem Jahr gibt es das Palliative-Care-Team im Kreis Ludwigsburg. Es ermöglicht Schwerkranken, ihre letzten Tage zu Hause zu verbringen.

Ludwigsburg - Für Manfred Müller (Name von der Redaktion geändert) wäre es schwierig geworden: der 69-Jährige litt unter unheilbarem Lungenkrebs. Wäre er im Krankenhaus geblieben, hätte „eine ganze Maschinerie“ gegriffen, vermutet seine Tochter Daniela Storti – und meint damit eine medizinische Maximalversorgung mit künstlicher Ernährung. Das hätte sie nicht gewollt, und ihr Vater noch viel weniger. Er wollte nur noch nach Hause.

 

Dass das möglich war, ist laut Daniela Storti dem Palliative-Care-Team zu verdanken. Die vom Klinikum Ludwigsburg, von Sozialstationen, Pflegediensten und Ärzten getragene Gruppe habe nicht nur die medizinische Versorgung gewährleistet, sondern auch moralisch und seelisch unterstützt. Schließlich sei es nicht einfach, einen Todkranken zu Hause zu begleiten, zumal mit einer so qualvollen Erkrankung wie Lungenkrebs. Und ihrem Vater sei durch die vertraute Umgebung und kompetente Hilfe Angst genommen worden, glaubt Daniela Storti.

Lange war das Palliative-Care-Team nicht für Manfred Müller zuständig: Er starb drei Tage, nachdem er vom Krankenhaus nach Hause verlegt wurde. Das ist nicht ungewöhnlich: „Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten bei uns beträgt 20 Tage“, sagt Gerhard Krug, Koordinator des Teams und Leiter der Geschäftsstelle der Spezialisierten ambulanten Palliativ-Versorgung im Ludwigsburger Klinikum. Seit einem Jahr hilft das Team aus neun Ärzten und 14 Pflegekräften Menschen mit unheilbaren Krankheiten, die lieber zu Hause als im Krankenhaus sterben möchten. Etwa 200 Patienten habe man in diesem Zeitraum die Tage bis zu ihrem Tod so leidensarm wie möglich gemacht, so Krug.

Genau darum geht es bei dem neuen Angebot: Im Vordergrund steht nicht die Behandlung mit dem Ziel der Heilung, sondern die Linderung belastender Symptome wie starke Schmerzen, Übelkeit oder Atemnot. Die Unterstützung ist speziell für Todkranke gedacht, die extrem unter den Symptomen ihrer Krankheit leiden. „Wir haben zu 95 Prozent Krebspatienten bei uns“, berichtet Gerhard Krug. Gerade Tumore könnten im Endstadium zu heftigen Komplikationen führen, die von regulären Pflegekräften oder Angehörigen nicht behandelt werden könnten. Für solche Fälle stehe das Palliative-Care-Team mit den entsprechenden Behandlungsmethoden bereit – 24 Stunden am Tag.

Auch wenn das Angebot nach Krugs Geschmack noch nicht bekannt genug ist, ist das Team voll ausgelastet: „Wir sind am Limit von dem, was wir leisten können“, sagt er. Daher seien sie offen für neue Kollegen, die sich auch bei der Aufgabe engagieren wollen. Zu groß solle die Gruppe allerdings auch nicht werden, denn man brauche ein eingespieltes Team, in dem jeder über die Patienten Bescheid wisse, so Krug. Die meisten der beteiligten Mediziner seien niedergelassene Ärzte. Viele von ihnen arbeiteten in Gemeinschaftspraxen, dadurch seien sie im Notfall flexibler einsetzbar. Positiv vermerkt Krug, dass die Ärzte diese Einsätze „endlich ordentlich abrechnen“ könnten.

Dennoch sei viel Idealismus nötig, um sich solch schwierigen Situationen auszusetzen. Das Engagement sei spürbar, findet Daniela Storti: Selbst nach dem Tod ihres Vaters habe man sich noch eine Weile um sie gekümmert. „Das ist ein ganz tolles Angebot“, sagt sie über das Team.