Begeistert ist der aus Lateinamerika stammende Papst Franziskus in Rio de Janeiro empfangen worden. Dabei halten viele junge Brasilianer nicht mehr viel von der Glaubenslehre.

Rio de Janeiro - Das erste lateinamerikanische Oberhaupt der katholischen Kirche ist auf seiner Reise nach Lateinamerika in Brasilien mit Jubel empfangen worden. Papst Franziskus nimmt am Weltjugendtreffen teil, zu dem Hunderttausende von jungen Katholiken aus aller Welt in Rio de Janeiro eingetroffen sind. In Brasilien wurde der Besuch des Papstes mit der Reise von Johannes Paul II. in seine Heimat Polen 1979 verglichen, die damals einen hochpolitischen Charakter hatte. Jedoch vermied Franziskus jede Anspielung auf die jüngsten Massenproteste in Brasilien.

 

Franziskus äußerte sich ausschließlich über die Evangelisierungsmission seiner Reise, während Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff beim Begrüßungsempfang auf die Proteste einging und sie als logische Folge der Erfolge von sich und ihrem Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva darstellte. Denn Demokratie erzeuge den Wunsch nach mehr Demokratie, und mehr Lebensqualität erwecke die Forderung nach noch mehr Lebensqualität, sagte Rousseff. Der Papst hatte auf dem Flug nach Rio vor mitreisenden Journalisten zwar seine Sorge über die Arbeitslosigkeit unter der Jugend geäußert und beklagt, dass die Alten oft an den Rand der Gesellschaft geschoben würden, aber diese Äußerungen waren eher auf Europa als auf Brasilien gemünzt.

Die Reise des polnischen Papstes nach Polen vor 34 Jahren bewerten die Historiker im Nachhinein als Beitrag zum Ende des Kommunismus. Franziskus‘ Thema heute ist die Globalisierung der sozialen Kälte, die der Turbokapitalismus mit sich bringt, aber er schnitt es nicht an. Rios größte Zeitung „O Globo“ bezeichnete Franziskus‘ ausschließlich religiösen Themen gewidmete Ansprache bei der Ankunft als „lauwarm“. Mit den alle zwei bis drei Jahre veranstalteten Weltjugendtagen versucht die katholische Kirche, dem Trend zur Verweltlichung unter der Jugend Einhalt zu gebieten. Die seit 1986 unter Johannes Paul II. begonnenen Veranstaltungen ziehen stets Hunderttausende an; mit vier Millionen Teilnehmern erreichte das Treffen 1995 in Manila den Besucherrekord. In Rio werden zwei Millionen erwartet.