Drei mobile Beschwerdeteams sind in Stuttgart seit Oktober 2014 zur Unterstützung der Politessen unterwegs. Im ersten halben Jahr haben die Kontrolleure 17.000 Verwarnungen ausgestellt.

Stuttgart - Seit Oktober 2014 sind in Stuttgart drei mobile Beschwerdeteams mit jeweils zwei Mann zur Unterstützung der Politessen unterwegs. Die Kontrolleure überwachen von 6 bis 22.30 Uhr montags bis samstags vor allem zugeparkte Bürgersteige und Brandschutzzonen, sie achten auf Falschparker in Busbuchten sowie an Eng- und Baustellen.

 

„Wir haben die schnellen Teams eingerichtet, weil es immer mehr Beschwerden über rücksichtslose Verkehrsteilnehmer gibt“, sagt Joachim Elser, der Leiter der Verkehrsüberwachung. „Deshalb mussten wir den Überwachungsdruck erhöhen.“

„Nur ein Wagen im Halteverbot“, stellt der städtische Verkehrskontrolleur Thomas Löwl an diesem Vormittag im Eckartshaldenweg verwundert fest. Normalerweise ist die Straße auf Höhe des Schulzentrums an der Heilbronner Straße für ihn und seine fünf Kollegen eine sichere Bank. Doch jetzt parkt nur ein Verkehrssünder im absoluten Halteverbot – eine absolute Ausnahme. „Das liegt wohl daran, dass die meisten Prüfungen in den Schulen schon gelaufen sind“, vermutet Löwl. Aber die ständigen Kontrollen zeigten auch Wirkung bei den Schülern.

Elser: "Wir sind keine Sheriffs"

Der erfahrene Kontrolleur Löwl wird im Eckartshaldenweg aber dennoch fündig. Beim Vorbeifahren an einer legal am Straßenrand geparkten Wagenkolonne hat er „aus den Augenwinkeln“ einen unpassenden Farbfleck auf einem Kennzeichen entdeckt. Der nähere Blick auf den gelben Aufkleber bestätigt Löwls Verdacht: „Der Tüv ist schon im Februar abgelaufen.“

Stattdessen bietet der blaue Audi dem Kontrolleur ein ganz besonderes Extra: „Tickethalter“ steht auf der Beifahrerseite unten auf der Windschutzscheibe. „Das sagt sehr viel über die Einstellung des Fahrers aus“, erklärt Löwl und klemmt den 15 Euro teuren Mängelbescheid unter den Scheibenwischer. Nun läuft die Gnadenfrist für den Audi – entweder hat das betagte Gefährt bald eine neue Plakette oder einen sicheren Platz in der Blechpresse eines Schrottplatzes.

Die Bilanz des mobilen Knöllchen-Kommandos ist eindrucksvoll. Von Anfang Oktober 2014 bis Ende März wurden mehr   als 17 000 Verwarnungen ausgestellt. Außerdem monierten die Kontrolleure in diesem Zeitraum 132 falsche Umweltplaketten, sie erstellten 560 Mängelberichte und 50 sonstige Anzeigen. Die meisten Hinweise kommen von Bürgern, die sich über unzumutbare Verkehrsverhältnisse beschweren. „Wir prüfen solche Informationen rasch nach“, erklärt Elser. „Wir sind aber keine Sheriffs, wir gehen nicht auf die Jagd nach Verkehrssündern“, stellt er klar.

Die „Standortverlagerung“ ist in Stuttgart kompliziert

Löwl steht mit seinem Einsatzwagen inzwischen im Bopserweg in der Innenstadt – direkt unterhalb der Treppe zur Alexanderstraße. Unter dem Schild „Brandschutzzone“ parkt dort bereits seit drei Stunden ein silberner Audi im absoluten Halteverbot. Genau an der Stelle, wo im Ernstfall die Drehleiter der Feuerwehr stehen müsste.

„Viel zu lange“, moniert Löwl und fordert von seiner Leitstelle einen Streifenwagen an. Denn das im Amtsdeutsch als „Standortverlagerung“ bezeichnete Abschleppen ist in Stuttgart komplizierter als in anderen Städten organisiert. „Das darf nur die Polizei anordnen“, erklärt Elser. Die 25 Minuten später erscheinende Streife versucht zuerst, den Halter des Audi telefonisch zu erreichen. Als sich niemand meldet, wird der Abschleppdienst angerufen.

In der Brandschutz-Zone geparkt und abgefahrene Reifen - das wird teuer

Dann erscheint der Fahrer aus Filderstadt doch noch selbst – in allerletzter Minute. Der Abschlepper war noch nicht unterwegs – Glück gehabt, 120 Euro gespart. Dennoch kostet der „Parkplatz“ mit Strafzettel und Gebühren rund 135 Euro.

Doch dann entdeckt die Streife die abgefahrenen Vorderreifen des Audi. „Sie müssen Ihren Wagen morgen dem Polizeirevier Filderstadt mit neuen Reifen vorführen oder sofort abmelden“, erklärt ein Beamter dem ertappten Fahrer. Den Strafzettel – 60 Euro für jeden Reifen ohne Profil und einen Punkt in Flensburg – gibt es noch dazu. „Der parkt bestimmt nicht mehr in einer Brandschutzzone“, meint Löwl.