Mehr als 60 Prozent der abgegebenen Stimmen entfiel bei der Wahl am Sonntag auf die Fortschrittspartei des Präsidenten. Die Wahl war indes von vornherein umstritten.

Belgrad - Serbiens Präsident Aleksandar Vučić hat seine Partei zum Sieger der Parlamentswahl vom Sonntag erklärt. Die Serbische Fortschrittspartei habe mehr als 60 Prozent der Stimmen gewonnen und bekomme etwa 190 Sitze im 250 Sitze umfassenden Parlament, teilte Vučić seinen Unterstützern mit. „Ich bin schon lange in der Politik, aber so einen Moment habe ich noch nicht erlebt“, sagte Vučić. „Ich spreche über einen historischen Moment, in dem eine Partei sich selbst finden kann. Wir haben überall gewonnen, wo wir zuvor nie gewonnen haben.“

 

Die vorläufigen inoffiziellen Ergebnisse legten nahe, dass Serbien ein einzigartiges Parlament haben werde, in dem praktisch keine Opposition vertreten ist, und nur 3 oder 4 Parteien der 21 angetretenen. Die mit der Serbischen Fortschrittspartei alliierten Sozialisten sollten den vorläufigen Ergebnissen zufolge zehn Prozent bekommen.

Kritik: Wahl während Corona-Pandemie

Die Opposition kritisierte, dass die Wahl angesichts der Umstände weder frei noch fair sein werde und es wegen der Corona-Pandemie Gesundheitsgefahren gebe. Mehrere große Oppositionsparteien hatten zum Boykott der Wahl aufgerufen. Kleinere Parteien traten dagegen an, weil sie fürchteten, die Opposition werde sonst völlig an den Rand gedrängt.

Die Wahlen hätten eigentlich im April stattfinden sollen, sie wurden aber wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben. Serbien meldet noch immer täglich Dutzende neuer Fälle, nachdem das Land die Ausgangsbeschränkungen komplett zurückfuhr. Die Gesundheitsbehörden hatten in Wahllokalen Mundschutze, Handschuhe und Desinfektionsmittel bereitgestellt. Wählern wurde geraten, diese zu benutzen, es war aber nicht vorgeschrieben.