Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Eine Dampfwalze rollt auf dem frisch angelegten Parkplatz des überdimensionierten Dorfstadions das neue Fußballzeitalter in Felcsut ein. Nicht nur ihr Geschäft habe von dem Stadionbau profitiert, berichtet die Wirtin im Bistro-Cafe an der Hauptstraße: „Das ganze Dorf wird neu belebt.“ Aus der Fußballakademie in Felcsut werde einmal ein Kicker wie der legendäre Ferenc Puskas kommen, ist Mihaily Gudics überzeugt: „Denn mit unserem Stadion kann sich nur die Arena in München messen.“

 

Die Felder scheinen gut bestellt im Orban-Land. Doch in das Loblied auf den Schutzherrn von Felcsut stimmen nicht alle ein. Mit einem frisch geborenen Ferkel in der Hand erzählt die Schäferin Apolonia Kovacs im zehn Kilometer entfernten Weiler Göböljaras, wie sie und ihr Lebenspartner Andras Varas wegen der mächtigen Fidesz-Juncker ihre Herde verloren. Bis 2011 hatte das Schäfer-Paar seine Tiere gegen eine kleine Pacht auf den nahen Staatsweiden grasen lassen. Doch eines Tages sei Bürgermeister Meszaros mit seinem Mercedes vorgefahren und habe ihren Mann zu einer kleinen Rundfahrt eingeladen: „Er zeigte auf jede Weide und sagte, die sei nun seine: Du wirst bald kein Land mehr für Deine Schafe haben.“

Nicht alle wollen sich beugen

Schon Monate vor der offiziellen Landzuteilung habe der Orban-Freund die Weiden abgezäunt und ohne die nötig Zustimmung der Nachbarn Silos und Ställe errichten lassen, berichtet die dunkelhaarige Schäferin verbittert. Wegen Platzmangels sind dem Paar von einst 360 Schafen mittlerweile nur noch 18 geblieben. Seit drei Jahren prozessieren die Schäfer gegen den neureichen Fidesz-Politiker. Und vermutlich deswegen macht der steinreiche Busenfreund des Premiers den bescheiden lebenden Schäfern auch noch die Mini-Parzelle mit dem Gatter für die verbliebenen Tiere streitig. Alles Land zwischen Göböljaras und Felcsut gehöre nun dem Bürgermeister, sagt Apolonia: „Er ist sauer auf uns, weil sich mein Mann wehrt. Und darum will er uns nun auch noch das letzte Stück Land wegnehmen lassen.“