Sponsoring des VfB Stuttgart Das zahlt MHP für die Namensrechte am Stadion

Die Fußballarena in Stuttgart ist weiter eine große Baustelle und trägt bald sichtbar für alle einen neuen Namen. Foto: Baumann/Julia Rahn

MHP übernimmt beim VfB die Namensrechte am Stuttgarter Stadion. Firmengründer Ralf Hofmann erklärt, was sein Unternehmen antreibt – und was es kostet.

Ralf Hofmann hat sein Offenbarungserlebnis im Gedächtnis abgespeichert. Es geschah am Tag, als die neue Kooperation mit dem VfB Stuttgart präsentiert wurde. Vorab hatten sich die Verantwortlichen der Porsche AG, der Management- und IT-Beratung MHP und des Fußball-Bundesligisten im Clubhaus mit dem roten Dach getroffen. Von dort aus spazierte Hofmann mit dem VfB-Präsidenten Claus Vogt zum Stadion nebenan. Beim Blick nach oben erkannte der Vorsitzende der Geschäftsführung von MHP gerade noch den Schriftzug der Mercedes-Benz-Arena – und dem 60-Jährigen wurde vor Augen geführt, dass in knapp 50 Meter Höhe schon bald das eigene Firmenlogo zu sehen sein würde.

 

Wann das genau sein wird, steht noch nicht fest. Die Vorbereitungen laufen, und bis zum Saisonstart des VfB im Heimspiel am 19. August gegen den VfL Bochum soll es so weit sein. Doch wenn man so will, fühlt sich MHP mit dem Erwerb der Namensrechte am Stuttgarter Stadion bereits jetzt dem Werbehimmel ganz nah. „Die Bedeutung für unser Unternehmen und mich persönlich lässt sich gar nicht trennen. Das Stuttgarter Stadion ist ein Symbol weit über die Region hier hinaus. Es macht mich stolz und zugleich demütig, dass die ehemalige Mercedes-Benz-Arena mit ihrer ganzen Tradition jetzt unseren Namen trägt. Dass unser Logo demnächst über dem Stadiondach zu sehen sein wird, zeigt, dass wir als führendes mittelständisches Unternehmen diese Bekanntheit nun auch vertragen können“, sagt Hofmann.

Jahresumsatz beträgt mehr als 700 Millionen Euro

Das Hochgefühl über den Deal hat aber nicht nur den MHP-Gesellschafter (18,2 Prozent der Anteile) ergriffen. „Die Entscheidung, die Namensrechte am Stadion zu übernehmen, hat für uns auch Strahlkraft nach innen – obwohl hier bei MHP sicher nicht nur Fußballfans tätig sind. Auf unserem Mitarbeiterfest, dem MHP Festival, vor Kurzem habe ich deutlich gespürt, dass das Ganze sehr positiv aufgenommen wird“, sagt Hofmann, der mit Lutz Mieschke (nicht mehr dabei) das Unternehmen 1996 gründete.

Seither ging es steil bergauf. Der Umsatz der Porsche-Tochter (81,8 Prozent) belief sich im Geschäftsjahr 2022 auf 703 Millionen Euro. Rund 4500 Mitarbeiter gibt es mittlerweile. MHP wächst und wächst – und die Ansprüche sind hoch. Dafür investiert Hofmann. Nicht zuletzt in den Sport. Mehr Beraterstunden verspricht man sich am Hauptsitz in Ludwigsburg durch die Sponsoringaktivitäten nicht, aber mehr Popularität.

In der eigenen Branche scheint das zwar nicht nötig zu sein, da MHP einen exzellenten Ruf genießt, doch das allein genügt nicht. Die Beratungsexperten traten mit ihrem Marketing bisher regional auf, mit dem VfB springen sie auf die bundesweite Bühne. „Was kann es für mich Schöneres geben, als unser MHP-Logo auf einem der größten und bekanntesten Stadien in Deutschland stehen zu sehen. Das ist etwas Besonderes, schließlich steht das H für meinen Namen. MHP ist trotz des enormen Wachstums in den vergangenen Jahren schon noch mein Baby“, sagt Hofmann.

Leidenschaftlich erzählt der Heilbronner von den positiven Bildern und Emotionen, die sich durch den Sport transportieren lassen. Doch am Ende ist er Geschäftsmann. Das zeigt sich an der Idee, die Spielstätte aus Traditionsgründen MHP Neckarstadion zu nennen. „Ich weiß, dass ich den Fans mit einer solchen Lösung einen großen Gefallen getan hätte. Ich kann den Wunsch auch nachvollziehen – das finde ich sympathisch –, aber es muss sich für uns auch rechnen“, sagt Hofmann, „MHP Neckarstadion geht für uns nicht, da wir damit auf den Audioteil der Werbung verzichten würden. Im Volksmund würde man schnell nur noch Neckarstadion sagen. Wir bezahlen aber den vollen Preis – und nicht nur einen Teilbetrag, um vom Cannstatter Wasen und der B 10 aus sichtbar zu sein. Wir wollen wachsen und daher unsere Bekanntheit und Sichtbarkeit bundesweit vergrößern. Da hoffe ich auf Verständnis.“

So viel kosten die Namensrechte

Insgesamt 40 Millionen Euro ist das dem Unternehmen wert. Für zehn Jahre gilt der Vertrag und ist glücklichen Umständen geschuldet. Weil der große VfB-Nachbar bereit war, auf die Namensrechte und Geld zu verzichten. Aus dem geplanten Bündnis mit den Weltmarken Mercedes-Benz und Porsche als Investoren sowie MHP als Partner soll nun am Neckar eine neue Dynamik entstehen – mit Sogwirkung auf weitere Firmen, um den VfB zu stärken. Das ist der Plan, der die anderen Engagements nicht berührt: „Stand heute kann ich sagen, dass unser Einstieg beim VfB langfristig keine Auswirkungen auf unsere anderen Sponsoringaktivitäten haben wird. Ich habe das den jeweiligen Verantwortlichen und Partnern mitgeteilt.“

Mit Alexander Reil, dem Chef der Ludwigsburger Basketballer, hat Hofmann gesprochen, ebenso mit Holger Sanwald, dem Macher beim 1. FC Heidenheim, und Rainer Lorz, dem Präsidenten der Stuttgarter Kickers. Auch an den Handball in Bietigheim fließt Geld – aber es zählen ebenso andere Werte. „Wir sind vor acht Jahren eingestiegen und haben den Kickers auch nach den zwei Abstiegen in die fünfte Liga die Treue gehalten. Für diese Loyalität haben wir zuletzt viel Zuspruch erhalten. Das freut mich natürlich“, sagt Hofmann, „für uns war jedoch immer klar, dass wir dabeibleiben, weil ich der Überzeugung bin, dass man etwas in die Region zurückgeben soll, wenn es dem eigenen Unternehmen gut geht. Wir sind in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Deshalb engagieren wir uns weiter im Sport, nicht nur bei den Kickers. Das hilft vor allem den vermeintlich kleinen Vereinen.“

Jetzt wird am großen Rad gedreht, ohne persönlich in den Vordergrund zu drängen. „Es gibt meinerseits keine Überlegungen, einen Sitz im Aufsichtsrat des VfB zu erhalten. Ich sitze im Aufsichtsrat der Kickers. Da passt es, weil wir Trikotsponsor sind“, sagt Hofmann, der den VfB bisher so wahrgenommen hat: „Ich kann diesbezüglich nur vom Image des VfB reden, da ich alles andere nicht einschätzen kann. Und wenn ich dann die Augen schließen soll, um spontan etwas zum VfB zu sagen, dann nehme ich mir heraus ‚unstet‘ zu sagen. Beim VfB gab es in den vergangenen Jahren sehr viele Veränderungen, nicht nur auf der Trainerposition.“

Nun soll Kontinuität einkehren, um nicht nur bei Hofmann Hochgefühle auszulösen. Er beschreibt sich als jemand, der Fußball gerne mit Freunden in der Kneipe schaut oder auch mal im Radio hört – und dem Moment, wenn es erstmals in der Schaltkonferenz heißt „Elfmeter in der MHP-Arena“, fiebert der Firmengründer entgegen.

Ein neuer Partner für die vielen Facetten des VfB Stuttgart

Stadion
Das Beratungsunternehmen MHP hat ab 1. Juli für zehn Jahre die Namensrechte am Stuttgarter Stadion übernommen. Pro Saison kostet das vier Millionen Euro. MHP engagiert sich beim VfB auch noch als Sponsor in anderen Bereichen.

Verein
„Wir engagieren uns auch als Teampartner bei weiteren Themen des VfB, da sich die 80 000 Mitglieder des VfB nicht nur für den Profifußball begeistern. Da gibt es viel mehr Facetten. Deshalb unterstützen wir die Leichtathletik, sind beim E-Sport, im Frauen- und Mädchenfußball und bei weiteren Themen dabei. Zudem engagieren wir uns in der VfB-Akademie, weil für uns die Aus- und Weiterbildung eine Herzensangelegenheit ist“, sagt MHP-Chef Ralf Hofmann. Auch das VfB-Nachwuchsleistungszentrum wird unterstützt. 

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