Zwei Tage lang hätte Paula den Kunden der Stadtbücherei in Ostfildern den rechten Weg weisen sollen. Doch ein Unfall hat den Serviceroboter außer Gefecht gesetzt.

Ostfildern - Der Zukunft geht es gegenwärtig nicht gut. Sie hat sich ein Bein gebrochen und den Hals verrenkt. Sofern sich die Zukunft überhaupt etwas brechen und verrenken kann. Denn Paula, so heißt die Zukunft, besteht aus Blech, Plastik und Platinen. Paula ist ein elektronischer Serviceroboter.

 

Am Donnerstag hätte Paula ihren Dienst in der Ostfilderner Stadtbücherei antreten sollen. Dort hat man geradezu sehnsüchtig auf die Zukunft gewartet. „Unsere Damen sind todtraurig“, sagt die Büchereileiterin Heike Schepp. Vor allem wohl, weil sie ein zu Herzen gehendes Filmchen über Paula im Internet gesehen haben. Doch nicht nicht nur in der Bücherei-Belegschaft, sondern auch im Büro des Oberbürgermeisters Christof Bolay, in befreundeten Büchereien und in der Fachstelle des öffentlichen Bibliothekswesens im Regierungspräsidium in Stuttgart hatte man sich Paulas Arbeitsbeginn dick und rot im Kalender angestrichen.

Paula ist verletzt von ihrem letzten Einsatz zurückgekommen

Der große Auftritt der 1,58 Meter großen und 140 Kilogramm schweren Büchereiaushilfe war in der Veranstaltungsreihe „Die Bücherei als Medienwerkstatt“ geplant gewesen. Der Serviceroboter sollte die Besucher am Mittwoch und Donnerstag nicht nur begrüßen, sondern auch interessant über die Einrichtung plaudern und seine Begleitung anbieten. „Paula war so programmiert, dass sie die Besucher zu den gesuchten Buchtiteln gebracht hätte“, sagt Heike Schepp. Dazu hatten die Büchereimitarbeiter vorab die Raumpläne an den Hersteller Mojin Robotics nach Waldenbuch (Kreis Böblingen) geschickt. Dort sollte Care-o-bot 4, so heißt die von Wissenschaftlern am Fraunhofer Institut in Stuttgart entwickelte Paula mit Nachnahmen, programmiert und auf den Job in Ostfildern vorbereitet werden.

„Leider ist der Roboter schwer beschädigt von seinem vorigen Einsatz zurückgekommen. Da muss beim Transport etwas schiefgelaufen sein“, sagt Christoph Kropp, der Vertriebsleiter von Mojin Robotics. Jetzt hänge der Kopf schief, auch die Fahrdrehmechanik, die Paula im Alltag Beine macht, habe einen Schlag abbekommen. Um Paula wieder einsatzfähig zu machen, müssten die beschädigten Teile aufwendig neu hergestellt werden.

Die Ersatzteile müssen aufwändig gefertigt werden

Das kann dauern – und teuer werden. „Paula ist eine Einzelanfertigung. Für den Prototyp gibt es keine Ersatzteile von der Stange“, sagt Kropp. Wer den Serviceroboter kaufen möchte, muss rund 100 000 Euro auf den Tisch legen. „Wenn wir Paula in Serie fertigen, wird sich der Kaufpreis bei 50 000 Euro einpendeln“, kündigt Kropp an. Bei Bedarf lasse sich der Roboter allerdings auch leasen oder leihen. Derzeit sind Kropps Worten zufolge sieben Serviceroboter gleicher Bauart im Einsatz. „Von Hotels haben wir sehr gute Rückmeldungen“, sagt Kropp. Außerdem stoße Paula in Pflegeeinrichtungen auf großes Interesse.

Die Bücherei in Ostfildern wird wohl nicht zum dauerhaften Arbeitsplatz für Paula werden. „Ich könnte mir den Einsatz in größeren Büchereien vorstellen, wo der Roboter über die Öffnungszeiten hinaus als Ansprechpartner dienen kann“, sagt die Büchereichefin, die die Hoffnung auf eine Stippvisite von Paula in ihrem Haus noch nicht aufgegeben hat. Zu Recht: „Paula hält sich an ihre Abmachungen“, beteuert Kropp, stellvertretend für seinen zurzeit sprachlosen Schützling.