Es tut sich was in der City: Im Gestaltungsbeirat sind Pläne für die Interimsfeuerwache unter der Paulinenbrücke vorgestellt worden.

S-Mitte - Im alltäglichen Gewusel bei der Paulinenbrücke ist es nur schwer vorstellbar, dass dort einmal eine Feuerwache sein soll. Mitten unter der Brücke, gleich dort, wo die Tübinger Straße unten durch geht. Ein ganzer Löschzug also da, wo gerne mal Paketdienstfahrer ihre Lieferwagen abstellen, um ein Päckchen an die richtige Adresse zu bringen, wo sich permanent Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger in die Quere kommen und wo ganz unterschiedliche Stadtszenen aufeinander treffen: die Menschen, die sich gerne unter der Brücke treffen, die Gerber-Kunden auf der einen Seite oder die Perbacco- oder Mikoto-Restaurantgäste auf der anderen. Eine Machbarkeitsstudie gab grünes Licht für die roten Feuerwehrautos dort. Und der Gestaltungsbeirat der Landeshauptstadt war bei der Präsentation der ersten Entwürfe für die Feuerwache unter der Brücke durchaus angetan – mit einer Einschränkung.

 

Kurz zur Vorgeschichte: Die Feuerwache 1 Süd an der Heusteigstraße und mit weiteren Gebäuden an der Katharinenstraße im Stadtbezirk Mitte ist so marode geworden, dass auch eine Generalsanierung wie berichtet nicht sinnvoll ist. Also wird die Wache neu gebaut, 33,56 Millionen Euro soll der Neubau im Plusenergiestandard kosten.

2025 soll der Neubau stehen

Die Feuerwehr muss allerdings auch in der Bauphase, die 2025 beendet sein soll, funktionieren und für Einsätze aller Art in ständiger Bereitschaft sein. Also muss möglichst mitten in der Stadt eine Interimsfeuerwache her. In einer Machbarkeitsstudie wurde geprüft, ob die Fläche und vor allem auch die Höhe unter der Paulinenbrücke dafür geeignet ist. Das Ergebnis war positiv, der Gemeinderat beschloss diese Vorgehensweise vor relativ genau einem Jahr.

Jetzt waren die Planer gefragt, die vor einer recht anspruchsvollen Aufgabe standen: Die Anforderungen an eine Feuerwache sind groß, die örtlichen Gegebenheiten unter der Brücke setzten aber enge Grenzen. Die Feuerwehr braucht 1500 Quadratmeter Fläche für Fahrzeughalle, Büro- und Werkstattbereich und Sozialtrakt mit Schlafmöglichkeiten und allem, was Berufsfeuerwehrleute in ihrem Arbeitsalltag benötigen. Gleichzeitig mussten die Planer die gewünschte Nachnutzung zumindest eines Teils der Interimsgebäude berücksichtigen. Diese Nachnutzung soll auf dem aufbauen, was die Stadtlücken in den vergangenen Jahren mit ihren Projekten unter diesem Brückenteil in Gang gesetzt haben. Und nach dem Auszug der Feuerwehr 2025 sollten dafür möglichst wenig Umbauten nötig sein.

Das Interim soll später anders genutzt werden

Das Hochbauamt beauftragte das Stuttgarter Büro se\arch Architekten, das sich daran machte, den Raum unter der Brücke kreativ auszunutzen. Die Fahrzeughalle für den Löschzug ist jetzt unter einem hohen Brückenteil vom Gerber aus gesehen links neben der Tübinger Straße vorgesehen. Oben müssen zum Brückenbauwerk immer gut zwei Meter Abstand gehalten werden, damit dort gegebenenfalls Reparaturarbeiten an der Paulinenbrücke erledigt werden können. Die Ausfahrt des Löschzugs erfolgt in Richtung des Shared Space Tübinger Straße, der auch Teil der Hauptradroute 1 und gut frequentiert ist. Diese Fahrzeughalle könnte später als Stadtlabor für Veranstaltungen aller Art genutzt werden.

Links daneben (also in Richtung Österreichischer Platz) ist der Aufenthalts- und Sozialbereich für die Feuerwehrleute vorgesehen. Dazu gehört auch eine kleine Kantine mit Küche. Dieser Küchenbereich wird so konzipiert und gebaut, dass er später als kleine Feuerwehrkantine als „Urban Saloon” (so der Arbeitstitel der Planer) gastronomisch oder für Foodsharing- oder Nonprofit-Konzepte genutzt werden könnte.

Das Gebäude soll „Pauli“ heißen

Rechts neben der Fahrzeughalle, direkt an der Tübinger Straße, soll ein nach den aktuellen Entwürfen dreieckiger Kopfbau entstehen, der bis an die Fahrbahnkante reicht. Dieses „Pauli“ genannte Gebäude wäre zu Feuerwehrzeiten sozusagen die Leitstelle und soll auch anschließend, so wie es ist, weiter genutzt werden, beispielsweise von Streetworkern oder auch für kleine Ausstellungen. Während der Nutzung durch die Feuerwehr könnten der betreffende Brückenabschnitt und die Säulen durch eine entsprechende farbliche Gestaltung (rot) eine torähnliche Anmutung erhalten. Später könnten diese von den Farben und Motiven her wieder passend zu den dann folgenden Projekten geändert werden.

„Ich finde es ein sehr schönes Projekt“, sagte der Vorsitzende des Gestaltungsbeirats, Patrick Gmür, in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Auf etwas Kritik stieß lediglich das „Pauli“, das zwar die Gehwegkante von der City-Seite her aufnimmt, das den Gestaltungsexpertinnen und -experten aber etwas zu weit in die Tübinger Straße hinein ragt. Dafür würden sie sich eine Alternativplanung wünschen.

Mit dem Bau der Interimsfeuerwache soll nach Möglichkeit noch in diesem Jahr begonnen werden, damit der Löschzug 2022 von der Heusteigstraße unter die Brücke umziehen kann. Für den Bau der Interimswache sind rund vier Millionen Euro veranschlagt.