Der Diebstahl im Wald ist ein spezielles aber offenbar lukratives Geschäft. Um organisierte Holzdiebe abzuschrecken und notfalls auch aufzuspüren, werden in baden-württembergischen Holzstapeln jetzt GPS-Sender versteckt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Urbach - Diebstahl im Wald ist ein spezielles Geschäft, doch dank steigender Rohstoffpreise offenbar auch ein lukratives. Immer öfter jedenfalls kommen Förstern in Baden-Württemberg ganze Lastwagenladungen Brennholz abhanden. Baumstammstapel, die eigentlich zum legalen Abtransport für Industriekunden oder Brennstoffhändler bereit gelegt wurden, werden komplett weggeräumt.

 

Die genaue Summe sei schwer zu beziffern, doch beim Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg geht man von einer einprozentigen Diebstahlquote aus, was bei gut 500 000 Festmetern Brennholz pro Jahr einen Schaden von rund 300 000 Euro ausmacht. Die Täter, die bisher eher selten erwischt werden, vermuten die Förster auch unter den eigenen Geschäftspartnern, schließlich ist für den Spezialdiebstahl auch eine entsprechende technische Ausrüstung vonnöten.

Förster schiebt den Peilsender unters Holz

Dem will der staatliche Forst jetzt einen Riegel vor-, beziehungsweise einen Peilsender unterschieben. Weil der Wald nicht wie ein Industriegelände eingezäunt werden kann und Überwachungskameras aus datenschutzrechtlichen Gründen tabu sind, investiert der Landesbetrieb in Satellitentechnik. In den Holzlagerplätzen sollen wetterfeste und stromsparende GPS-Sender platziert werden, die bei ungeplanter Verladung ein Signal und über den Computerserver der Herstellerfirma einen Alarm bei dem entsprechenden Revierförster auslösen. Der kann dann – bei Bedarf zusammen mit der Polizei – verfolgen, wohin die Holzreise geht.

Rund 500 Euro koste die Anschaffung eines Geräts samt der Kommunikationsleistung des Anbieters. Wie viele Sender bestellt, wie und wo sie genau versteckt werden, ließ der Landesminister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde (Grüne), bei einem öffentlichkeitswirksamen Termin im Forststützpunkt in Urbach gestern offen. Schließlich wolle man den Tätern weder Hinweise auf ihr Gefährdungspotenzial geben, noch dabei helfen, die Sicherungsmaßnahmen auszuschalten. Auch der Geschäftsführer des Landesbetriebs Forst-BW, Max Reger, setzt auf den Abschreckungseffekt: Die Täter, möglicherweise Holzfuhrunternehmen, müssten damit rechnen, dass sie durch den illegalen Nebenerwerb ihre Existenz aufs Spiel setzten. „Sie werden von uns ganz sicher keine Aufträge mehr erhalten.“ Auch der Verbraucher sei besser geschützt, sagt der Verbraucherschutzminister Bonde. Für private Kunden nämlich sei bei einer Holzlieferung nicht zu erkennen, ob das Material aus einer legalen oder illegalen Quelle stamme.

In Hessen wurden bereits Diebe erwischt

Dass die Satellitenfahndung funktioniert, daran haben die Forstverantwortlichen keinen Zweifel mehr, schließlich hat man in Baden-Württemberg das Rad nicht neu erfunden. Die Transponder des Bremer Herstellers seien nicht nur bei Transporten hochwertiger Autos erfolgreich im Einsatz, auch die Forstkollegen im benachbarten Hessen hätten bereits gute Erfahrungen gemacht. Dort ist im Sommer vergangenen Jahres ein Lastwagenfahrer erwischt worden, nachdem er unerlaubt einen Stapel Buchen aufgeladen und an einen Hehler verkauft hatte.

Der Wald in Baden-Württemberg

Besitzverhältnisse
Landesweit sind rund 24 Prozent der Wälder in staatlichem Besitz, die Staatswaldfläche umfasst etwa 15 500 Hektar. Der Rest verteilt sich auf Städte und Gemeinden sowie Privatleute. Der Rems-Murr-Kreis hingegen hat einen deutlich höheren staatlichen Anteil, 46 Prozent sind es hier.

Mengen
Auf eine Milliarde Bäume wird das Gesamtaufkommen in Baden-Württemberg geschätzt. Mit rund 103 Millionen Kubikmetern wird der sogenannte Holzvorrat im staatlichen Wald beziffert. Rund 2,5 Millionen Kubikmeter werden pro Jahr „geerntet“. Der überwiegende Teil wird an Sägewerke verkauft.

Arten
Die Waldlandschaft im Land dominieren die Nadelhölzer. Den größten Anteil am Baumbestand hat die Fichte (36,5 Prozent) gefolgt von der Buche (20,6 Prozent). Vergleichsweise selten findet man die Lärche (1,8 Prozent) und die Douglasie (2,8 Prozent). Der Anteil an Eichen beträgt immerhin 7 Prozent.