Der Schriftsteller und Nürtinger Ehrenbürger Peter Härtling ist mit einem Festakt zu seinem 80. Geburtstag gewürdigt worden – in der Stadt seiner Kindheit, zu der er nicht immer ein einfaches Verhältnis hatte.

Nürtingen - Immer wieder der Neckar. Derselbe Fluss, an dem auch Friedrich Hölderlin lebte, hat auch das Leben und nicht wenige Gedichte Peter Härtlings geprägt. Ebenso präsent war der Fluss dann auch am Donnerstagabend, als die Stadt Nürtingen den 80. Geburtstag ihres Ehrenbürgers Peter Härtling feierte. Künstlerisch wurde die Feier von Nürtinger Schülern umrahmt: In ihren Gemälden, in einer Textcollage, in einer aufwendigen Inszenierung eines seiner Gedichte in acht Sprachen – natürlich „Nürtingen, Neckarbrücke“ – tauchte der Fluss immer wieder auf.

 

Dabei sind viele von Härtlings Büchern ganz und gar Neckar-frei, gerade die Kinder- und Jugendbücher, deretwegen er vielen früheren und heutigen Kindern ein Begriff ist. „Ben liebt Anna“, „Das war der Hirbel“ – Härtling habe mit seinen realitätsnahen Kinderbüchern Revolutionäres geleistet, sagte Sabine Doering, Literaturprofessorin an der Universität Oldenburg und Präsidentin der Hölderlin-Gesellschaft, in ihrer Festrede. Er nehme seine Leser ernst, indem er ihnen keine heile Welt vorspiele. Nürtingens Oberbürgermeister Otmar Heirich bestätigte: „Er hat für die Sorgen der Kinder eine ganz eigene Sprache gefunden.“

Nicht immer ein einfaches Verhältnis zu Nürtingen

Auch Härtling selbst ist alles andere als sorgenfrei aufgewachsen. „Das vom Krieg ausgekotzte Kind“, wie er es selbst schrieb und wie Schüler des Peter-Härtling-Gymnasiums in ihrer Textcollage zitieren, fand sich eines Tages auf dem Nürtinger Bahnhof wieder, in „dem Kaff“, wie es seine Mutter nannte. Härtlings Beziehung zu Nürtingen war nicht immer eine einfache, das machte Härtling auch in seinem Abschlusswort deutlich. „Es ist mir nicht immer leicht gefallen, in meine Kinderstadt Nürtingen zurückzukehren“, sagte er. „Doch seit meine Bücher hier zuhause sind, komme ich gerne wieder.“

Sein Verhältnis zur Stadt gleiche einem lange unterbrochenen Gespräch. Das hat nun eine Fortsetzung gefunden. „Was die Schüler hier gemacht haben, ist ein Gespräch, von dem ich eine Weile noch leben kann.“

Für den Hölderlin-Biografen ein Baum am Hölderlinweg

Vor allem Mühe haben sich die Schüler gemacht. Sie sind mit bildender Kunst und darstellendem Spiel in Härtlings Werk eingetaucht, haben Gedichte illustriert, selbst welche geschrieben und seine Texte auseinandergenommen und neu zusammengefügt. Sie haben sich, in Härtlings eigenen Worten, die Köpfe streicheln lassen von seinen Sätzen.

Doch nicht nur in der Kinderliteratur hat Härtling, nach dem längst nicht nur in Nürtingen Schulen benannt werden, deutliche Spuren hinterlassen. Auch seine Biografien, etwa die Hölderlins, seien prägend gewesen, sagte Sabine Doering. So ist der Standort für das Geschenk der Stadt an Härtling auch sinnvoll gewählt: Am Anfang des Hölderlinwegs ist gestern Vormittag ein Baum für ihn gepflanzt worden, neben einem Gedenkstein. Härtling hatte eigentlich kein Geschenk gewollt. Aber an so was hält sich ja nie jemand.