Pferdehalter müssen sich künftig auf den Wolf einstellen. Experten halten dazu einen Vortrag in Denkendorf.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Denkendorf - Der Wolf ist zurück in Baden-Württemberg, und Carla Buschmann von Rosas Ranch in Esslingen ist nicht die einzige Pferdehalterin, die sich Sorgen um ihre Tiere macht. Aber sie ist die Einzige, die in Denkendorf einen Infoabend zum Thema Pferdehaltung und Wölfe veranstaltet. Am Donnerstag, 24. Mai, hat die Pferdewirtin Alexander Graf Bernadotte eingeladen, der als Fachmann für Versicherungen auftritt, sowie den ehemaligen Leiter des Esslinger Forstamtes, Thomas Dietz, als Vertreter der Jägerschaft.

 

Wölfe greifen auch Menschen an

Längst ist bekannt, das Wölfe auch Großtiere angreifen wie Pferde oder Kühe. Weniger die Angriffe selbst, als die Panikreaktionen der Großtiere können großen Schaden verursachen, wenn die Tiere aus ihren Koppeln ausbrechen und etwa über viel befahrene Straßen rennen. Da man bei einer solchen Stampede, anders als bei direkten Angriffen, den Wolf kaum als Verursacher feststellen kann, stellen sich verzwickte Haftungsfragen.

Die Sicht der Jäger stellt an diesem Abend Thomas Dietz dar, der in Freiburg studierte, unter anderem bei dem berühmten Wolfsforscher Erik Zimen, der dadurch bekannt wurde, dass er zeitweise als Mensch in einem Wolfsrudel lebte. Dietz trauert seinem 2003 gestorbenen Mentor noch heute nach, weil er glaubt, in der gegenwärtigen Diskussion um den Wolf wäre die Expertise seines Lehrers sehr wertvoll gewesen. Dass der Wolf langsam auf den Großraum Stuttgart zumarschiert, ist wissenschaftlich gesichert. Im oberen Donautal wurde bereits ein Exemplar in einer Fotofalle gesehen. Ob allerdings jeder von privater Seite gemeldete Wolf der Gattung Canis lupus oder eher der Gattung Phantasus zugerechnet werden kann, ist nicht immer leicht zu entscheiden. Für die Jäger wird die Ankunft des Wolfes ebenfalls vieles ändern. Nicht nur, weil die Wölfe ihre Jagdhunde umbringen, sondern auch, weil das Wild scheuer und vorsichtiger wird. Die Jäger wollen den Wolf formal unter das Jagdrecht stellen, weil sie die Tiere und Gefahren abschätzen könnten und „weil wir die Wälder kennen“, sagt Dietz.

Dabei geht es natürlich auch um die Sicherheit der Bürger. Die seriöseste Untersuchung über Wolfsangriffe auf Menschen bietet der sogenannte Linnell-Report. Er wurde 2002 von einem Team aus Wildbiologen am Norwegischen Institut für Naturforschung angefertigt. Danach gab es zwischen 1950 und 2000 in Europa 59 Angriffe auf Menschen, fünf waren tödlich.

Der Vortrag findet am Donnerstag, 24. Mai, um 19 Uhr im Ponyhof Müller in Denkendorf, Hohenheimerstraße 43. statt. Anmelden kann man sich unter ranchmal@gmail.com.