Die Besucher lassen sich den Spaß auch bei heftigem Regen nicht nehmen.

Friolzheim - Wenn sich Oma, Töchter und Enkelkinder schon viel zu lange nicht mehr gesehen haben, was liegt da näher, als den Pfingstmarkt zum Familientreffen umzufunktionieren? Also schon um 8.48 Uhr Bus 653 besteigen – und ab geht’s nach Friolzheim: „Um die Zeit ist es noch nicht so voll“, erzählt eine Leonberger Familie. Kurz vor halb zehn sind sie da und freuen sich auf das Treffen. 10 Uhr: Es schüttet!

 

Am Süßigkeitenstand blicken die Händler sorgenvoll gen Himmel: „Am letzten Wochenende in Trier das Gleiche. Wir müssen ja davon leben. . .“ Auch die Luftballonverkäuferin muss die empfindliche Ware in Sicherheit bringen – das Material leidet, die Farbe geht ab. Metzgerei Zaiser bedauert, nicht ein Zelt mehr aufgestellt zu haben. Von den Tischen und Bänken im Freien tropfen nasse Rinnsale. Die Maultaschen in der Brühe schmecken trotzdem ausgezeichnet.

Von Sockenwolle bis Ledergürtel

Die Besucher lassen sich die Laune nicht verderben. „Auch wegen dem schönen Wetter hier?“ lautet die Begrüßung. Stammkunden steuern zielstrebig „ihre“ Stände an: Oma will Sockenwolle, um die ganze Verwandtschaft zu bestricken, Mutter kauft Ledergürtel nur hier – „wegen der Beratung und weil die Qualität stimmt“.

Für die fleißige Hausfrau gibt es so allerhand – und wenn sie mal nicht fleißig ist, dann sollte sie die „Faule Grete“ kaufen, da hat die Kutterschaufel einen langen Stiel, man muss sich nicht bücken. Die Bambus-Tücher wischen streifen- und fusselfrei - und saugen mehr als Microfaser. Nur das „autonome Putztuch“ gibt es noch nicht auf dem Markt – was sicher auf rege Nachfrage bei der faulen Grete stoßen würde. Beim Auto geht’s ja auch. Und was trägt die Hausfrau bei der Kehrwoche? Kittelschürze! „Durchaus, sonst wären wir nicht hier“, klärt die Händlerin auf. Und die Unterwäsche der etwas gröberen Art findet auch ihre Liebhaber(innen).

Ein volles Zelt bei der Feuerwehr

Kiloweise wird Gemüse geschnitzelt, geschnetzelt, gerieben, geschnitten, geraspelt – alles mit dem Multischäler. Und wer isst das dann alles? „Das bekommen die Schweine“, erklärt die Verkäuferin, „aus hygienischen Gründen dürfen wir das nicht weiterverarbeiten.“ Bei den Box-Autos führt der stolze Opa mit der Dätschkapp der kleinen Enkelin mal vor, was er fahrtechnisch so drauf hat – ganz ohne „Driving Assistant Plus“.

Gegen Mittag ist der Schauer in einen dauerhaften Landregen übergegangen. Der Musikverein hat die empfindlichen Instrumente gar nicht erst ausgepackt. Schade um die Übestunden. Eins geht aber auf dem Markt immer: Rote Wurst, Schnitzelweck, Maultaschen, Göggele oder Haxen, dazu ein frisches Bier. Gutes Essen und ein Dach über dem Kopf bietet die Feuerwehr, dazu noch Stimmungsmusik vom gut gelaunten Akkordeon. Entsprechend proppenvoll ist das Zelt um die Mittagszeit: Kein Platz mehr frei.

Die Ersten streben heimwärts: Friolzheimer Pfingstkörbe voll mit köstlichen Früchten, Kuchenpakete und Göggele werden ins Trockene gebracht. Und dank des extra eingerichteten Shuttle-Busses ist das selbst für die Besucher ohne Auto kein Problem.