Ende eines Abenteuers: Der Stuttgarter Pharma-Großhändler Celesio will die Internet-Apotheke DocMorris wieder verkaufen - die Stammkundschaft dürfte das freuen.

Stuttgart - Deutschlands zweitgrößter Pharmagroßhändler Celesio ist 2011 nur haarscharf um rote Zahlen herumgekommen. Unter dem Strich verbuchte das MDax-Unternehmen 6,1 Millionen Euro - ein Bruchteil der 265 Millionen Euro aus 2010. Darüber informierte der Konzern am Dienstag in Stuttgart. Die seit 2007 zu Celesio gehörige Internet-Versandapotheke DocMorris, die den traditionellen Apotheker-Kunden des Unternehmens ein Dorn im Auge ist, soll nun wieder verkauft werden.

 

Celesio bewegt sich auf einem Markt voller Rabattschlachten und Reformdruck und hatte von seinem neuen Chef Markus Pinger jüngst eine Rosskur verordnet bekommen. Mit einer strategischen Kehrtwende soll sich Celesio wieder stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren - die Arbeit an der Logistikdrehscheibe als Lieferant für Apotheken. Erstes sichtbares Zeichen auf Pingers neuem Kurs ist der geplante Verkauf dreier wichtiger Teile des Konzerns. Vor allem die Übernahme von DocMorris erwies sich als Fehleinschätzung - kurzzeitig hatte der 200 Millionen Euro teure Kauf jeden dritten Celesio-Kunden vergrault. Die Apotheker boykottierten den Großhändler, der hierzulande mit der Anzag und hinter Branchenprimus Phoenix auf Platz zwei rangiert. Der Streit ging damals bis vor den Europäischen Gerichtshof. Wer DocMorris übernehmen könnte, ist noch unklar.

Movianto und Pharmess stehen zum Verkauf

Außerdem hat Celesio die Töchter Movianto und Pharmexx zum Verkauf gestellt. Sie formen die dritte Säule des Konzerns und stehen für Personaldienstleistung und eine Vorstufe des Großhandels, die direkt an der Produktion der Arzneimittelhersteller anschließt.

Die Umsätze des Unternehmens stagnierten 2011 bei 23,0 Milliarden Euro (Vorjahr: 23,3 Mrd Euro). Die Mitarbeiterzahl - umgerechnet auf Vollzeitstellen - stieg zum Jahresende leicht von 36 441 auf 36 670.

Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern brach um mehr als die Hälfte ein. Es blieben diesmal 236,8 Millionen Euro - ein Minus von rund 58 Prozent. Die Prognose schaut verhalten aus: „Stabilisierung in 2012, Neuausrichtung in 2013, Wachstum ab 2014.“

Die zum Duisburger Mischkonzern Haniel gehörende Celesio will ihre Dividende „vor dem Hintergrund der Restrukturierung und Neuausrichtung“ halbieren und diesmal nur 25 Cent je Aktie zahlen.