Den Konzern belasten hohe Schulden und teure Prozesse rund um den Unkrautvernichter Glyphosat - 2023 fiel ein Milliarden-Verlust an. Eine Aufspaltung strebt Chef Bill Anderson aber vorerst nicht an.

Leverkusen/London - Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer versucht seine schwierige Lage trotz hoher Schulden ohne Spartenverkauf zu meistern. Die Antwort auf die Frage nach der künftigen Struktur und einer möglichen Aufspaltung laute "nicht jetzt", teilte das Dax-Unternehmen im Rahmen der Vorlage von Jahreszahlen sowie eines Kapitalmarkttages mit.

 

Gleichwohl "werden wir für alles offen bleiben", sagte Bayer-Chef Bill Anderson laut Mitteilung. Angesichts des stark begrenzten Handlungsspielraums solle erst einmal die Geschäftsentwicklung verbessert und mehr strategische Flexibilität geschaffen werden. Im Zuge des bereits vorgestellten neuen Organisationsmodells sollen zudem ab 2026 jährlich zwei Milliarden Euro an Organisationskosten eingespart werden.

Bereits im Januar hatte Bayer mitgeteilt, dass es im Zuge der geplanten Verschlankung der Verwaltung und der angestrebten Beschleunigung von Entscheidungsprozessen zu einem erheblichen Personalabbau in Deutschland kommen dürfte.

Jahresverlust von 2,9 Milliarden Euro

Unter dem Strich fiel bei Bayer 2023 auch wegen hoher Wertberichtigungen in der Agrarsparte ein Verlust von 2,9 Milliarden Euro an - nach einem Gewinn von 4,2 Milliarden im vorangegangenen Jahr. Dieses Jahr rechnet der Konzern mit einem weiteren Rückgang des operativen Gewinns. Das um Wechselkurs- und Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll 10,7 Milliarden bis 11,3 Milliarden Euro erreichen, teilte Bayer weiter mit. 2023 sank das operative Ergebnis um 13,4 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Bereinigt um Effekte aus Wechselkursveränderungen peilt Bayer 2024 zudem ein Umsatz von 47 Milliarden bis 49 Milliarden Euro an nach 47,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Wie Bayer mit Blick auf die Rechtsstreitigkeiten in den USA weiter mitteilte, sollen "neue Ansätze inner- und außerhalb der Gerichtssäle" verfolgt werden, um rechtliche Risiken und damit verbundene Unsicherheiten zu reduzieren. Anleger kritisieren schon lange, dass es bisher nicht gelang, einen Schlussstrich unter die Glyphosat-Problematik zu ziehen. Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme des US-Konzerns ins Haus geholt.